Hürden 21.08.2024 17:54:00

Addiko Bank-Aktie stark unter Druck: Slowenische Bank NLB scheitert beim Übernahmepoker

Addiko Bank-Aktie stark unter Druck: Slowenische Bank NLB scheitert beim Übernahmepoker

Die NLB bot den Aktionären 22 Euro je Aktie. Allerdings strebte die Großbank von Anfang an eine qualifizierte Mehrheitsbeteiligung und eine Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent der Addiko-Aktien an. Es wurden bis zum Ende der Angebotsfrist jedoch nur 36,39 Prozent bei der Zahlungs- und Abwicklungsstelle hinterlegt.

Dabei war und ist die NLB an der Addiko Bank durchaus interessiert: Schließlich gelang es ihr bisher wegen eines Bankenstreits nicht, am kroatischen Markt Fuß zu fassen. Dass die Mindestannahmeschwelle jedoch eine Hürde darstellen würde, war von vornherein klar: Schließlich macht der Streubesitz der Addiko Bank, die aus den Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen ist, nur 49,2 Prozent aus. Zu den größten Aktionären gehören die serbischen Unternehmen Alta Pay und Diplomat Pay, die zusammen 19,62 Prozent der Addiko Bank halten. Allerdings erklärte die EZB, dass die mit diesen Aktien verbundenen Stimmrechte vorerst ruhend gestellt werden. Darüber hinaus gibt es noch ein paar institutionelle Investoren, darunter auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD).

"Die Abwicklung des Angebots findet daher nicht statt und das Angebot wird gemäß Paragraph 3 Abs 3 Übernahmegesetz nicht verlängert", teilte die NLB am Dienstagabend mit. Der Addiko-Vorstand befand das Offert der NLB jedenfalls als finanziell attraktiv und sprach sich gegenüber den Aktionärinnen und Aktionären für die Annahme des Angebotes aus.

Die NLB war jedoch nicht der einzige Bieter um die Addiko-Anteile: Die Agri Europe Cyprus, die dem serbischen Geschäftsmann Miodrag Kostic zugerechnet wird, legte ebenfalls ein Angebot vor. Sie bot aber nur 16,24 Euro je Aktie, um ihren Anteil an der Addiko Bank von derzeit 9,99 Prozent auf 27 Prozent aufzustocken.

Bei der NLB (Nova Ljubljanska Banka) mit Sitz in Ljubljana handelt es sich um die größte Bank- und Finanzgruppe in Slowenien, die sich auf das Geschäft in der Region Südosteuropa konzentriert. Mit einer Bilanzsumme von knapp 16,7 Mrd. Euro kommt sie in Slowenien auf einen Marktanteil von rund 31 Prozent, geht aus dem Halbjahresbericht für 2024 hervor.

Die NLB-Group besteht aus der NLB d.d., der börsennotierten Aktiengesellschaft und Mutterbank der Gruppe. Diese erzielte im ersten Halbjahr 2024 einen Gewinn von knapp 193 Mio. Euro. Dazu kommen sechs Tochterbanken in der Region und mehreren Unternehmen für Nebendienstleistungen, darunter Vermögens- und Immobilienverwaltung.

Die NLB-Group ist in Serbien, Kosovo, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Montenegro tätig. Ihre Bilanzsumme beträgt 26,6 Mrd. Euro, heuer im ersten Halbjahr verzeichnete sie 292 Mio. Euro Gewinn nach Steuern. Die Gruppe hat 2,9 Millionen Kunden, mehr als 8.000 Mitarbeiter und 410 Filialen. Auf die Bank wurden bei ihrer Gründung 1994 alle Geschäfte und Vermögenswerte der einstigen staatlichen Ljubljanska Banka (LB) übertragen, die in Ex-Jugoslawien tätig war. Die noch heute umstrittenen Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigerbanken und Fremdwährungseinlagen verblieben hingegen bei der LB.

Kroatische Banken und Sparer sehen sich daher um rund 400 Mio. Euro betrogen. Das ist der Zankapfel im Bankenstreit zwischen Slowenien und Kroatien, der sich seit dem Zerfall von Jugoslawien vor mehr als 30 Jahren hinzieht und die NLB am Einstieg in den kroatischen Markt hindert. Über die Addiko hoffte die NLB, nun auch wieder in Kroatien aktiv werden zu können.

"NLB scheitert an sich selbst", kommentierte Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger, das Ergebnis. "Das Angebot war mutlos, jetzt kommt die Quittung mit nur 36,39 Prozent angebotenen Aktien von angestrebten 75 Prozent: Es war einerseits nicht attraktiv genug um wirtschaftlich zu überzeugen, andererseits wollte NLB auch nicht mit anderen Minderheitsaktionären in den Ring", ergänzte Beckermann.

Addiko-Chef nach gescheiterter Übernahme: "Werden Kurs fortsetzen"

Der Chef der Addiko-Bank, Herbert Juranek, sieht sich und den strategischen Kurs des Unternehmens durch den jüngsten Bieterwettbewerb bestätigt. "Wir sind von unserem Geschäftsmodell überzeugt und zuversichtlich, dass wir unseren Kurs fortsetzen können", sagte er am Mittwoch im Gespräch mit der APA. Vom Scheitern der NLB-Bank, die mit ihrem Übernahmeangebot abgeblitzt ist, zeigte er sich unbeeindruckt.

Die slowenische Großbank hatte den Aktionären 22 Euro je Aktie geboten - bis zum Ende der Angebotsfrist am vergangenen Freitag wurden jedoch nur 36,39 Prozent bei der Zahlungs- und Abwicklungsstelle hinterlegt. Allerdings strebte NLB von Beginn an eine qualifizierte Mehrheitsbeteiligung und eine Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent der Aktien an und war daher von ihrem Ziel am Ende deutlich entfernt.

Der Addiko-Vorstand hatte sich für eine Annahme des Angebots ausgesprochen. Dass es zur Übernahme zumindest vorerst - die NLB könnte nach Ablauf eines Jahres theoretisch erneut ein Angebot legen - nicht kommt, nahm Juranek "zur Kenntnis". Das Ergebnis wertete er als "Hinweis auf die Meinung der Eigentümer, dass die Bank besser aufgestellt ist, wenn sie so weitermacht wie bisher".

Das offensichtlich große Interesse an der Bank sei auch eine "Bestätigung für unsere Arbeit". "Wären wir nicht attraktiv als Unternehmen, würde niemand die Bank übernehmen wollen." Potenziellen weiteren Angeboten sieht Juranek "gelassen" entgegen, den bisherigen Weg wolle das Management ohnehin "konsequent weitergehen". Auf die Kunden habe die gescheiterte Übernahme durch das slowenische Geldhaus keinen Einfluss.

Um Stimmenanteile warb neben NLB zuletzt die Agri Europe Cyprus, die dem serbischen Geschäftsmann Miodrag Kostic zugerechnet wird. Wie aus einer Beteiligungsmeldung vom Mittwoch hervorgeht, stockte sie ihren Anteil mit ihrem Angebot - die Frist lief ebenso bis vergangenen Freitag - von 9,99 Prozent auf 10,06 Prozent auf. Am erklärten Ziel, eine Beteiligung von 27 Prozent zu erreichen, schrammte Agri damit zwar deutlich vorbei, allerdings ist mit der Schwellenübertretung eine sogenannte qualifizierte Beteiligung erreicht, die seitens der Aufsicht ein Bewilligungsverfahren auslöst. Ob sie den Anteil halten wird können, hängt also noch von behördlichen Genehmigungen ab.

Offen ist auch, wie es ist mit den aktuell eingefrorenen Anteilen der serbischen Alta Pay und Diplomat Pay weitergeht. Sie halten gemeinsam 19,62 Prozent an der Addiko. Die EZB hatte die damit verbundenen Stimmrechte zuletzt ruhend gestellt, da es die Investorengruppe hinter den Unternehmen unterlassen habe, ihre qualifizierte Beteiligung der Finanzmarktaufsicht (FMA) anzuzeigen. Diese Maßnahme gilt so lange, bis die EZB feststellt, dass der Erwerb dieser Beteiligung laut dem österreichischen Bankwesengesetz nicht untersagt worden wäre.

An der Wiener Börse fiel die Addiko Bank-Aktie am Mittwoch letztlich um 3,85 Prozent auf 18,75 Euro.

fel/nr/rap

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Bildquelle: BalkansCat / Shutterstock.com

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