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14.07.2014 18:50:58

Aachener Zeitung: Kommentar Der reife Sieger Löws Anspruch auf ein exzellentes Führungszeugnis Bernd Mathieu

Aachen (ots) - Nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Und wer das ohne große Verlautbarung tut, wird am Ende damit Erfolg haben. Wie das funktionieren kann, hat der "neue" Joachim Löw gezeigt.

Seine Gesten am Spielfeldrand, sein ehrlicher Respekt vor dem Gegner und sogar vor den Medien, die ihn unter unfreundlichen Dauerbeschuss genommen hatten, waren bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft deutliche Indizien für den anderen Stil.

Löw, der sich im EM-Halbfinale 2012 mit seiner Aufstellung und Taktik gegen Italien ziemlich "vercoacht" hatte, ist immer wieder kritisiert worden. Warum hält er an Schweinsteiger und Podolski fest? Warum gelingt es ihm nicht, neben Lahm einen weiteren Außenverteidiger zu etablieren? Warum fährt er nur mit einem Stürmer zur WM? Diese "Warums" waren Teile einer ständigen Demontage mit der Botschaft: Der kann es nicht, der holt nie einen Titel.

Nun müssen wir uns revidieren. Zum guten Schluss zählt der Titelgewinn. Da interessiert es niemanden mehr, dass wir gegen Ghana nur auf Augenhöhe agierten und uns die USA und Algerien mehr Probleme bereiteten, als wirklich zu erwarten waren.

Löw hat diese Rumpel-Stationen der WM konstruktiv verarbeitet und die richtigen Konsequenzen gezogen: Längst ist er souverän genug, aus Fehlern zu lernen und auf jede Form von Beratungsresistenz zu verzichten.

Dieser Joachim Löw wirkte konzentriert wie selten. Er achtete darauf, dass die Balance aus Schönspielerei und Anstrengung, aus individuellem Können und ausgeprägtem Team-Spirit, aus Lockerheit und Disziplin stimmte. Er ist in der Lage, sich von Ideen zu trennen und Irrtümer zu korrigieren. Das macht den großen Trainer aus.

Wenn es darauf ankam, wechselte er das richtige Personal ein - seine "Spezialkräfte". Sie waren überzeugende Argumente für die These, seine Mannschaft bestehe aus 23 Spielern. Auch das hat viel mit Führungsstil, Unternehmenskultur und Anerkennung der unterschiedlichen Persönlichkeiten in seiner "Firma" zu tun.

Der Weltmeister Löw ist kein angeberischer Held, diese Rolle passt nicht zu seinem defensiven Charakter. Aber nach dieser WM hat er Anspruch auf ein exzellentes Führungszeugnis. Er hat es geschafft, dass in seiner munteren Truppe niemand aus der Reihe tanzte. Er hat ihr vermitteln können, welche Hauptrollen neben Talent und Technik Anstrengung und ernsthafte Zielstrebigkeit spielen.

Nach dem Finale sah man einen feiernden und gleichzeitig noch immer aufmerksamen Bundestrainer, der auch den Spielerfrauen gratulierte und mit den kleinen Kloses und dem Mini-Podolski plauderte. Er ist angenehm sicher im Auftreten und hatte das vor allem nach dem Kantersieg gegen Brasilien demonstriert: ohne überhebliches Mitleid, sondern mit ernst gemeintem Mitgefühl. So wie Löw sehen reife Sieger aus. Sie sind eine gute Visitenkarte für ganz Deutschland.

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Pressekontakt: Aachener Zeitung Redaktion Aachener Zeitung Telefon: 0241 5101-389 az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de

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