Lieferengpässe |
24.03.2022 23:00:00
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Tesla-Konkurrent mit neuer Strategie: Frank Klein wird COO bei Rivian
• Neuer COO Klein soll operatives Geschäft verbessern
• Rivian derzeit kaum eine Gefahr für Tesla
Rivian, das zu 18 Prozent dem Tech-Giganten Amazon gehört, konnte die hohen Erwartungen seiner Anleger bislang nicht erfüllen. Im Gegenteil: Der junge US-Elektroautohersteller schlittert seit seinem sensationellen IPO im November 2021, bei dem 11,9 Milliarden US-Dollar eingesammelt werden konnten, von einer Krise in die nächste. Nun soll ein neuer Chief Operating Officer (COO) aus Deutschland für frischen Wind sorgen und die unerfreulichen Meldungen vergessen machen.
Anhaltende Lieferkettenprobleme belasten Wachstum
Die letzten Wochen waren harter Tobak für Rivian-Fans. Bei der Veröffentlichung der Quartalsergebnisse am 10. März verkündete CEO Robert Scaringe, dass Rivian das ursprünglich angestrebte Ziel für 2022 von 50.000 verkauften Autos nicht einmal annähernd erreichen werde und halbierte seine Prognose. Die Aktionäre, die sich in den Wochen zuvor bereits an schlechte Nachrichten vonseiten Rivian gewöhnt hatten, reagierten entsetzt und schickten die Rivian-Papiere um nochmals 12 Prozent gen Süden. Scaringe begründete die Prognosekappung mit anhaltenden Lieferengpässen. So kann Rivian seinen Bedarf an Chips und anderen elektronische Bauteilen gerade für die Batterieherstellung nicht decken, weshalb momentan nur 200 Rivian-Autos jede Woche die Produktionshalle in Normal (Illinois) verlassen.
Bislang stellt Rivian seine beiden Serienmodelle, den Pick-Up R1T und den SUV R1S, sowie die speziell für Amazon produzierten Elektro-Lieferwagen ausschließlich in Illinois her, die Eröffnung einer zweiten Produktionsstätte bei Atlanta (Georgia) ist für 2024 angesetzt. Ohne eine schnelle Ausweitung der Produktionskapazitäten wird es Rivian wohl kaum schaffen, die hohen Erwartungen der Anleger zu erfüllen - zumal das US-Traditionsunternehmen Ford im September 2021 einer zuvor geplanten Kooperation beim Bau von zwei Modellen eine Absage erteilte. Bislang verlief die Expansion von Rivian also äußerst schleppend. Branchenexperten machen für die Misere nicht zuletzt eine vermeintliche Unerfahrenheit der Rivian-Manager verantwortlich.
Klein wechselt von Magna Steyr zu Rivian
Gewiss auch um den Vorwürfen eines inkompetenten Führungsteams zu entgegnen, hat Rivians Gründer Scaringe jüngst einen neuen COO verpflichtet. Berichten von Rivian zufolge handelt es sich hierbei um den deutschen Ingenieur Frank Klein, der den COO-Posten von Rod Copes übernehmen wird. Klein war 27 Jahre lang bei Mercedes-Benz tätig und unter anderem für den Aufbau der Mercedes-Produktionsstätte Kecskemét in Ungarn verantwortlich. 2020 übernahm Klein die CEO-Position beim österreichischen Automobilhersteller Magna Steyr, der Modelle im Auftrag anderer Marken fertigt.
Angesichts seiner langjährigen Erfahrung auch gerade im Bereich von Elektroautos betrachtet Rivian den deutschen Ingenieur Klein als Experten für Autozulieferungen und hält ihn für den richtigen Mann, um Rivians Lieferengpässe in den Griff zu bekommen. So bezeichnet sich Klein auf seinem LinkedIn-Profil als einen echten "car guy". Doch Kleins Fähigkeiten werden bei Rivian einem veritablen Stresstest unterzogen werden: Er wird mit der schwierigen Aufgabe betreut sein, die Lieferketten so zu koordinieren, dass Rivian rasch an die essenziellen Bestandteile kommt - ein schwieriges Unterfangen, insbesondere wegen der massiven Konkurrenz von deutlich größeren Autobauern wie Tesla, Ford, Volkswagen, oder Mercedes-Benz.
Hohe Bewertung lässt keinen Spielraum für Enttäuschungen
Rivian benötigt dringend Erfolge im operativen Geschäft, zumal das junge Unternehmen trotz des massiven Kursverlustes seit November 2021 an der NASDAQ-Technologiebörse weiterhin extrem hoch bewertet ist. Rivian weist eine Marktkapitalisierung von rund 41,05 Milliarden US-Dollar auf und ist damit mehr als viermal so viel wert wie Renault (Stand: 21.03.2022). Letztlich kann nur der Beweis, dass Rivian eine große Anzahl an Elektro-Autos an den Mann bringen kann, diese Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Bislang verzeichnete das Unternehmen hohe Verluste und verkaufte 2021 nicht einmal 1.000 Autos. Andererseits hat Konkurrent Tesla in den vergangenen Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass eine rasante Produktionsausweitung durchaus möglich ist. Es bleibt aber fraglich, ob Rivians CEO Scaringe dem Tesla-Chef Elon Musk nacheifern kann. Eine große Rolle wird dabei spielen, ob der neue COO Klein den Lieferschwierigkeiten von Rivian ein Ende bereiten kann - Tesla litt in den letzten Monaten freilich deutlich weniger darunter und konnte seinen Vorsprung auf den US-Rivalen Rivian weiter ausbauen.
Redaktion finanzen.at
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