03.03.2017 07:00:00

10 Jahre Krise - Erste Turbulenzen gingen vom US-Häusermarkt aus

Vor zehn Jahren haben sich in den USA die ersten Anzeichen für eine massive Finanz- und Wirtschaftskrise gehäuft, die vom US-Häusermarkt ausging. Diese auch als Immobilien- oder US-Subprime-Krise bezeichnete Entwicklung wuchs sich - wie wir heute wissen - zur größten Finanz-, Wirtschafts-, Staatsschulden- und Politikkrise seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren aus.

Am Beginn der Krise stand die jahrelang unkontrollierte Vergabe von Hypothekenkrediten an private Haushalte in den USA. Allein in den Jahren 2003 bis 2007 wurden Hypothekendarlehen im Ausmaß von 7 Billionen US-Dollar (heute: 6,56 Billionen Euro) vergeben, das war mehr als der Wert des gesamten US-Staatsanleihenmarktes. Darunter befanden sich mit 1,3 Billionen Dollar Schuldner mit geringer Bonität ("subprime"). Viele Darlehensnehmer, oft ohne Einkommen, Vermögen oder Jobs, konnten in der Folge die Rückzahlungsraten nicht bedienen. Große Darlehensportfolios brachen zusammen und führten zu katastrophalen Unternehmensergebnissen und Pleiten unter den finanzierenden Instituten.

Über die sogenannte "Subprime"-Krise wuchs sich die US-Immobilienkrise zu einer veritablen Bedrohung des globalen Finanzsystems aus. Der Zusammenbruch von großen Banken und Versicherungen drohte. Sichtbar wurde diese Erosion des Finanzsystems durch den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, der zugleich den Höhepunkt der Krise markierte.

Die Probleme am Bankensektor sind auch nach zehn Jahren noch immer nicht ganz gelöst, wie etwa die aktuellen Ereignisse um die noch aktive älteste italienische Bank Monte dei Paschi di Siena zeigten oder die 159 Mrd. Euro große Finanzierungslücke, die laut Bankenaufsicht EBA die europäischen Banken aufweisen.

Mit Hilfe von Konjunkturprogrammen, akkordierten Finanzspritzen und vielen anderen unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen konnten Politik und Zentralbanken einen Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems - wie in den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts - bisher vermeiden. Die Staaten mussten jedoch für die Stabilisierung des Finanzsystems durch die Rettung von Banken und die Abwicklung von zusammengebrochenen sogenannten "Bad Banks" viel zusätzliches Kapital aufnehmen, sodass es in manchen Ländern zu einer Staatsschuldenkrise kam. Selbst die Staatsverschuldung der USA kletterte auf über 100 Prozent. In Österreich belief sich der Schuldenstand aus dem Bankenrettungspaket Ende des dritten Quartals 2016 auf immer noch 26,9 Mrd. Euro.

Das deutlich verschlechterte Wirtschaftswachstum - in fast allen Industriestaaten schrumpfte die Wirtschaft sogar - ließ auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen. In Österreich schrumpfte die Wirtschaftsleistung (BIP) im Jahr 2009 um 3,8 Prozent, die Arbeitslosenrate sprang um 1,3 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent.

Verbunden mit einer schon länger zu beobachtenden ungleichen Einkommensverteilung zwischen den reicheren wirtschaftlichen und politischen Eliten und der ärmeren restlichen Bevölkerung führte dies auch zu sozialen Spannungen und einer sich immer deutlicher abzeichnenden politischen Wende - einer Abkehr von einer grenzenlosen deregulierten Globalisierung mit all ihren negativen Auswirkungen hin zu einem wieder erstarkenden Nationalismus und auch Rechtspopulismus. Dies zeigte sich nicht zuletzt am Ausgang der Brexit-Abstimmung und der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten, oder auch dem Erstarken der FPÖ bei der jüngsten Bundespräsidentenwahl in Österreich.

Spätestens jetzt kann man wohl auch von einer umfassenden politischen Krise, einer Krise des politischen Systems - zumindest in den westlichen Industrienationen sprechen. Das, was vor zehn Jahren begann, ist also noch lange nicht ausgestanden.

(GRAFIK 0230-17) (Schluss) ggr/cri/tsk

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