Vorübergehendes Phänomen 11.12.2014 11:34:30

Ölpreis darf EZB zufolge Inflationserwartungen nicht beeinflussen

Und zwar nicht nur direkt und kurzfristig, sondern auch indirekt und über einen längeren Zeitraum. Wie sie in ihrem Monatsbericht für Dezember schreibt, hält sie das gleichwohl für vorübergehende Phänomene - die allerdings nicht die längerfristigen Inflationserwartungen beeinflussen dürften.

   Denn sonst, so fürchten Ökonomen, würden sie zu einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale aus sinkenden Preise und rückläufiger Nachfrage beitragen. Angesichts der ohnehin nicht mehr fest verankerten Inflationserwartungen ist das aber nicht mehr als ein frommer Wunsch. Die meisten Volkswirte erwarten, dass der Ölpreisrückgang die Sorgen der EZB wegen einer "zu lange zu niedrigen Inflation" verstärken werden. Einen Ankauf von Staatsanleihen wird es damit eher früher als später geben.

   Die Ölpreise sind seit dem Sommer um rund 35 Prozent abgestürzt. Zuvor hatten sie sich seit 2011 wegen eines steigenden Euro-Kurses leicht verringert. Und laut EZB ist der Ölpreis für einen beachtlichen Teil des Ende 2011 begonnenen Inflationsrückgangs verantwortlich. Im November 2011 hatte die Teuerung mit 3,0 Prozent ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Im November 2014 lag sie nur noch bei 0,3 Prozent - ein Rückgang von 2,7 Prozentpunkten.

   Die Kernteuerung (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) ist seit Ende 2011 um nur 0,9 Punkte gesunken, aber laut EZB entfallen 0,6 Punkte davon auf den Ölpreis. Allerdings ist nicht gesagt, dass dieser Zusammenhang auch in Zukunft so bestehen wird. "Über das genaue Ausmaß und den genauen Zeitpunkt dieser Effekte herrscht allgemein Unsicherheit", warnt die EZB. Zudem hat ein niedrigere Ölpreis auch positive Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, was die Inflation für sich genommen verstärkt.

   Sicher ist aber, dass seit 2011/2012 auch die Inflationserwartungen sinken. In letzter Zeit können selbst die langfristigen Erwartungen nicht mehr als fest verankert bezeichnet werden. Die von der EZB nach Angaben ihres Präsident Mario Draghi bevorzugte Messgröße - die anhand von Zinsswaps ermittelten Erwartungen in fünf Jahren für die darauf folgenden fünf Jahre lagen zuletzt nur noch bei 1,8 Prozent.

   Mittelfristig - und das ist nach allgemeinem Verständnis ein weitaus kürzerer Zeitraum - soll die EZB für knapp 2 Prozent sorgen. Aber selbst der volkswirtschaftliche Stab der EZB erwartet, dass die Teuerung bis 2016 nur auf 1,1 Prozent (Jahresdurchschnitt) zunehmen wird. Und darin ist der beschleunigte Verfall des Ölpreises seit der jüngsten OPEC-Sitzung noch gar nicht berücksichtigt.

   DJG/hab/smh

   Dow Jones Newswires

Von Hans Bentzien

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