Nach Corona-Verlustquartal |
20.08.2020 17:56:00
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UNIQA-Aktie freundlich: UNIQA im zweiten Quartal deutlich besser
Das Closing des AXA-Zukaufs in Polen, Tschechien und der Slowakei für eine Milliarde Euro, teils finanziert durch bereits begebene Bonds in Höhe von 800 Mio. Euro, könnte im Oktober oder November erfolgen, so Brandstetter. Damit könnte der Merger heuer noch im Schlussquartal in die Bücher kommen - erstmals für ein ganzes Jahr dann 2021. Ab 2021 gebe es durch die Großakquisition laufend ein jährliches EGT-Potenzial von rund 80 Mio. Euro. Heuer im ersten Halbjahr erzielte UNIQA selbst ein EGT von 55,4 Mio. Euro, dabei 69 Mio. allein im zweiten Quartal nach -14 Mio. bis März. Im Gesamtjahr 2020 könnte das EGT wegen Corona und UNIQA 3.0 negativ sein, hieß es am Donnerstag.
Die neue Konzernstrategie 3.0 werde wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember präsentiert, sagte Brandstetter. Vieles, was darin schon vorgesehen gewesen sei, erweise sich im Lichte der Coronakrise als richtig. Das betreffe die regionale Aufstellung, die Investitionen in die Digitalisierung, die schon davor am Radar gewesene Reduzierung der Kostenbasis und das Ziel, Gesundheitsprodukte zu forcieren. "Wir werden sicher einen starken Fokus auf die Kosten legen", so der CEO. Inwiefern sich das in Sach- oder Personalkosten niederschlage, sei jetzt noch nicht zu sagen.
Nach den Verlusten durch die Coronakrise zu Jahresbeginn hat der Konzern im zweiten Quartal deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Unterm Strich blieben im Halbjahr 40,5 Mio. Euro Nettogewinn, 62 Prozent weniger als ein Jahr davor. Dennoch habe man die Combined Ratio - Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen - im Jahresabstand von 97,3 auf 96,7 Prozent gesenkt.
Das EGT von positiven 69 Mio. Euro im zweiten Quartal sei angesichts der negativen Entwicklung an den Kapitalmärkten und anderer Belastungen durch Covid-19 "sehr zufriedenstellend", betonte Brandstetter. Mit den 69 Mio. lag das EGT besser als von den von der APA befragten Analysten erwartet, die im Schnitt mit 54 Mio. Euro gerechnet hatten.
Eine seriöse Prognose fürs Gesamtjahr 2020 sei wegen der covidbezogenen Unsicherheiten derzeit weiterhin nicht möglich, betonte die UNIQA. Möglicherweise könne das EGT heuer aber negativ sein - aufgrund der Covid-Unsicherheiten und der laufenden Entwicklung des neuen Strategieprogramms "UNIQA 3.0". Man traue sich noch nicht zu, alle nur möglichen Corona-Auswirkungen zu prognostizieren, so Brandstetter, etwa was die Kapitalmarkt-Volatilitäten betreffe.
Wie bereits im April erklärt, soll für das Geschäftsjahr 2020 keine Dividende ausgeschüttet werden. Auch würden die Bonuszahlungen für den Vorstand für das Geschäftsjahr 2020 entfallen.
Die verrechneten Prämieneinnahmen (samt Sparanteilen aus Fonds- und Indexpolizzen) wuchsen im Halbjahr um 0,5 Prozent auf 2,83 Mrd. Euro. Dabei stiegen die laufenden Prämien um 0,9 Prozent auf 2,78 Mrd. Euro, die Einmalprämien in Leben schrumpften dagegen strategiegemäß weiter um 22 Prozent auf 43,0 Mio. Euro. Die abgegrenzten Prämien im Eigenbehalt (laut IFRS) stiegen um 0,6 Prozent auf 2,44 Mrd. Euro. Die Versicherungsleistungen sanken um 0,9 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro.
Das versicherungstechnische Ergebnis erhöhte sich aufgrund einer verbesserten S/U-Schadenquote um 75 Prozent auf 37,8 Mio. Euro. - auch weil es heuer Unwetterschäden im Umfang von nur rund 30 Mio. Euro gegeben habe, nach 41 Mio. Euro bis Juni 2019. Der Rest des Jahres sei natürlich noch nicht zu beziffern, aber im Juli/August sei man nicht flächendeckend durch Unwetter betroffen gewesen.
Den Covid-Impact habe man für heuer "versicherungstechnisch verdaut", falls kein zweiter Lockdown kommt, so Brandstetter. Nach 37,5 Mio. Euro Covid-Rückstellungen im ersten Quartal stehe man hier nun nach dem Halbjahr bei 90 Mio. Euro, die man rückgestellt habe, so der CEO. Das Volumen beziehe sich vor allem auf Seuchen- und Betriebsunterbrechung, zudem auf Berufsunterbrechungen bei Freiberuflern wie Ärzten und Apothekern sowie auf den Bereich Veranstaltungs-Absagen.
Auch positive Covid-Effekte gebe es: 35 bis 40 Mio. Euro erwarte man sich heuer, etwa weil die Mobilität im März und April viel geringer gewesen sei und es weniger Kostenbelastungen durch Operationen gegeben habe - die UNIQA ist der führende Privatkrankenversicherer.
Am stärksten legte die UNIQA bis Juni in der Krankensparte - hier stiegen die verrechneten Prämien im Halbjahr um 3,1 Prozent auf 585 Mio. Euro. In Schaden/Unfall wuchsen sie um 2,0 Prozent auf 1,56 Mrd. Euro. In der Sparte Leben sanken sie um 4,9 Prozent auf 577 Mio. Euro; Gründe seien geringere Nachfrage durch die Niedrigzinsen und die geplante Einmalerlags-Reduktion. Eine wesentlich höhere Nachfrage spüre man bei Risikoversicherungen, so Brandstetter: "Der Trend geht von Anspar- zu Ablebensprodukten." Allein im Juli habe man 50 Prozent mehr Ablebenspolizzen abgeschlossen: "Die Lebensversicherung hat Zukunft." Der Schwerpunkt verlagere sich mehr in Richtung Biometrie.
Die gesamten Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb (ohne Rückversicherungsprovisionen) stiegen um 2,5 Prozent auf 714 Mio. Euro. Die Erhöhung der Gesamtkosten resultiere im Wesentlichen aus Investitionen in Digitalisierung, ein neues IT-Kernsystem und Content-Managementsystem. Mit derartigen Kostenbelastungen müsse man auch in den nächsten Jahren rechnen, so Brandstetter. Die Gesamtkostenquote erhöhte sich (inkl. erhaltene RV-Provisionen) bis Juni von 27,0 auf 27,6 Prozent.
Das Kapitalanlageergebnis sank im Halbjahr spürbar um 29 Prozent von 303 Mio. auf 215 Mio. Euro. Davon resultieren dem CEO zufolge 36 Mio. Euro aus covidbedingten Wertminderungen bei Aktien und festverzinslichen Papieren - außerdem habe die UNIQA voriges Jahr bis Juni 45 Mio. Euro außerordentlich durch Immobilienverkäufe erzielt, heuer habe es in Österreich keine solchen Verkäufe gegeben. Damit ließen sich schon 80 Mio. Euro von den knapp 90 Mio. Euro Rückgang erklären.
Wegen des geringeren Kapitalanlageergebnisses sank das operative Ergebnis um 48 Prozent auf 85,4 Mio. Euro. Der Kapitalanlagebestand wuchs gegenüber Ende 2019 von 20,63 Mrd. auf 20,66 Mrd. Euro.
Mit der Solvabilitätsquote von derzeit 204 Prozent sieht sich die UNIQA gut aufgestellt - laut einem FMA-Vergleich fürs erste Quartal lagen 54 Prozent der heimischen Versicherer über 200 Prozent. Durch die AXA-Integration werde die Quote jedoch um circa 30 Prozentpunkte auf 170 bis 175 Prozent fallen, so der CEO. Das liege dann in der Mitte des seit 2013 definierten Ziels von 155 bis 190 Prozent.
Der durchschnittliche Mitarbeiterstand der UNIQA Group erhöhte sich im Halbjahr auf 12.777 (12.731). In der Administration in Österreich haben wegen Covid-19 zuletzt nur 13 Prozent der Beschäftigten wieder physisch in den Büros gearbeitet - "wir sind da sehr vorsichtig", so der CEO: "Die Reisewarnungen und steigende Infektionszahlen geben uns recht." Man gehe mit dem Thema sorgsam um, möglicherweise werde der Büro-Anteil im September aber auf 25 Prozent angehoben.
Die UNIQA-Aktie konnte im Wiener Donnerstagshandel letztlich 1,42 Prozent auf 5,72 Euro zugewinnen.
sp/cri
APA
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