29.05.2014 21:12:47

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Börsen-Zeitung: Spätfolgen, Kommentar zum Arbeitsmarkt von Stephan

Lorz

Frankfurt (ots) - Für eine "Spätfolge des milden Winters" hält der

Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, die

ausgefallene Frühjahrsbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Mai.

Da es witterungsbedingt zu Jahresanfang weniger Entlassungen als

üblich gegeben habe, würden nun eben auch die Einstellungen

ausbleiben. Es gebe ja nichts zu "beleben". Die Erklärung ist

durchaus plausibel in ihrer arithmetischen Logik, verstellt aber den

Blick auf die Gesamtlage am Arbeitsmarkt.

Gewiss haben die jüngsten Beschäftigungserfolge die Zahl der

Arbeitslosen Monat für Monat schrumpfen lassen. An eine

rekordniedrige Arbeitslosenquote wie jetzt von 6,6% war noch vor

Jahren nicht zu denken. Greift man auf international vergleichbare

statistische Abgrenzungen zurück, so liegt der Wert für Deutschland

mit 5,1% nur halb so hoch wie etwa in Frankreich und deutlich unter

dem in den USA. Ein Erfolg, der maßgeblich dafür gesorgt hat, dass

sich hierzulande ein selbsttragender Konjunkturaufschwung etablieren

konnte: Die Sozialkassen werden entlastet, mehr Erwerbstätige

steigern den Konsum, und zugleich erhöhen sich die Löhne in stärkerem

Maße als je zuvor.

Dieser Erfolg darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der

Abbau der Arbeitslosigkeit inzwischen immer zäher vonstatten geht -

den immer lauteren Klagen der Wirtschaft über Fachkräftemangel zum

Trotz. Das liegt etwa an der Qualifikationsstruktur der verbliebenen

Stellensucher, an ihrer fehlenden Mobilität und unzureichenden

Ausbildung. Nach Ansicht von BA-Chef Weise sind denn auch "keine

großen Sprünge" mehr am Arbeitsmarkt zu erwarten.

Immer mehr Jobs werden entweder von Zuwanderern besetzt - oder von

Personen, die sich bislang nicht auf dem Arbeitsmarkt blicken ließen.

Das zeigt auch die Arbeitsmarktstatistik: Während die Zahl der

Arbeitslosen im Mai nur um 55.000 niedriger war als im Mai des

Vorjahres, betrug der Abstand bei der Zahl der Erwerbstätigen zuletzt

+ 398.000 Personen.

Der zähe weitere Abbau der Arbeitslosigkeit sollte ein Warnsignal

sein für die Politik, es mit der Rückabwicklung der Sozialreformen

der früheren rot-grünen Regierungskoalition nicht zu übertreiben.

Ähnlich wie positive Reformeffekte sich erst nach Jahren eingestellt

hatten, werden auch negative erst später sichtbar. Dennoch lässt das

die Politik unbeeindruckt. Nach Mindestlohn und Einführung der Rente

mit 63 sind weitere Volksbeglückungsaktionen zu erwarten. Kommt es

dann zu "Spätfolgen", will es natürlich keiner gewesen sein.

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