28.09.2015 22:43:49
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MÄRKTE USA/Wall Street fest im Würgegriff von Konjunktursorgen
Von William Watts, Sara Sjolin, Chiara Albanese und Leslie Josephs
NEW YORK (Dow Jones)--Sorgen um eine von China ausgehende globale Wachstumsschwäche haben am Montag schwer auf den Kursen an Wall Street gelastet. Das neueste negative Signal über den Zustand der chinesischen Konjunktur kam von den Gewinnen der chinesischen Industrie. Sie sind im August stark gesunken. "Anleger, die wieder guten Mutes in die neue Woche gehen wollten, haben direkt wieder einen Dämpfer in Gestalt weiter enttäuschender chinesischer Konjunkturdaten erhalten", kommentierte Derivateexperte Mike McCudden von Interactive Investor.
Der Dow-Jones-Index rutschte nach bereits sehr schwachen Vorgaben der europäischen Börsen um 1,9 Prozent ab auf 16.002 Punkte; S&P-500- und die Nasdaq-Indizes fielen noch stärker. Der S&P-gab um 2,6 Prozent nach, der Nasdaq-Composite kam mit einem Abschlag von 3,0 Prozent regelrecht unter die Räder. Letzterer litt unter teils dramatischen Einbußen bei Biotechnologiewerten. Der entsprechende Subindex im S&P-500 verlor knapp 4 Prozent.
Umgesetzt wurden an der Nyse 1,05 (Freitag: 0,98) Milliarden Aktien. Auf 334 (1.513) Kursgewinner kamen 2.864 (1.642) -verlierer, unverändert schlossen 58 (97) Titel.
Nachdem die US-Notenbank zuletzt die vielfach erwartete Zinswende mit Verweis auf Wachstumsrisiken verschoben hatte, reagierten die Anleger besonders nervös auf jedes neue Schwächesignal aus dem Reich der Mitte, hieß es. Wenn die Fed die Zinsen nicht erhöhe, könne dies einen noch negativeren Effekt auf die Aktien haben, malte Keith Bliss, Vizepräsident beim Brokerhaus Cuttone & Co., schwarz: "Wenn wir in einer konjunkturellen Lage sind, in der wir nicht einmal eine Zinserhöhung um einen Viertel Punkt verkraften, dann stecken wir in größeren Schwierigkeiten, als uns allen klar ist".
Dazu passte, dass die Citigroup am Montag ihre globale Wachstumsprognose 2016 auf 2,9 von 3,1 Prozent senkte. Im Mai lag sie noch bei 3,5 Prozent. Hauptgrund für die Senkung sei die Wachstumsverlangsamung in China, hieß es.
Für keine Entspannung sorgten Daten aus den USA. Sie waren insgesamt uneinheitlich ausgefallen. Der Index für die Preisentwicklung in den USA stieg in der Kernrate um 0,1 Prozent zum Vormonat oder 1,3 Prozent zum Vorjahr. Dies lag im erwarteten Rahmen. Von den von der US-Notenbank angestrebten 2 Prozent ist die Inflation noch weit entfernt.
Die Ausgaben der privaten US-Haushalte wie auch deren Einnahmen waren zwar etwas stärker gestiegen als erwartet, dagegen ist der Index der ausstehenden Hausverkäufe im August auf ein Fünfmonatstief gesunken. Hier macht sich Beobachtern zufolge die Zurückhaltung der Käufer vor dem Hintergrund steigender Immobilienpreise und mutmaßlich anziehender Zinsen bemerkbar.
Auf das eigentliche Highlight der Woche, den Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für September, müssen die Anleger noch bis Freitag warten. Bis zu seiner Veröffentlichung dürften sie sich mit Käufen eher zurückhalten und stattdessen an den Lippen von US-Notenbankern hängen, die sich bis dahin noch zur Geldpolitik äußern.
Getan haben dies am Montag William Dudley und Charles Evans, ohne allerdings neue Erkenntnisse zu liefern. Vielmehr verstärkten sie die Unsicherheit eher noch. "Meine Erwartung ist, dass wir wahrscheinlich dieses Jahr die Zinsen anheben", sagte der Präsident der US-Notenbankfiliale von New York in einem Interview mit dem Wall Street Journal und äußerte sich damit ähnlich wie zuletzt Fed-Chefin Janet Yellen.
Der als Ultra-Taube bekannte Charles Evans von der Fed in Chicago, plädierte dagegen angesichts der weiter niedrigen Inflation für eine spätere Zinserhöhung Mitte nächsten Jahres oder noch später.
Wie schlecht es um die Stimmung am Aktienmarkt bestellt ist, ließ sich gut am Apple-Kurs ablesen. Das Unternehmen hatte Rekordverkaufszahlen seiner neuen iPhone-Modelle gemeldet, die am Wochenende erstmals angeboten wurden. Die Aktie verlor dennoch 2,0 Prozent.
Ansonsten kamen Unternehmensnachrichten eher aus der zweiten Reihe. Comcast erwirbt über die Tochter NBCUniversal 51 Prozent an der Holdinggesellschaft des Freizeitparks Universal Studios Japan (USJ) für 1,5 Milliarden US-Dollar. Comcast gaben um 3,1 Prozent nach.
Dass sich der Aluminiumkonzern Alcoa im kommenden Jahr in zwei unabhängige börsennotierte Gesellschaften aufspalten will, kam gut an. Der eine Teil soll demnach die Bauxit-, Tonerde- und Aluminium-Geschäfte (Upstream) umfassen, in dem anderen sollen die weiterverarbeiteten Produkte gebündelt werden. Das Unternehmen folgt damit einem zuletzt öfter zu beobachtenden Trend. Immer mehr Konzerne versuchen streben ihre Aufteilung an und versprechen sich davon beschleunigtes Wachstum. Alcoa gewannen 5,7 Prozent.
Dass Vodafone die Gespräche mit Liberty Global über den Tausch von Unternehmensteilen ergebnislos beendet hat, schickte die Liberty-Aktie um 10,2 Prozent in den Keller.
Wie schon in Europa standen Aktien aus dem Autosektor weiter auf den Verkaufslisten vor dem Hintergrund der durch den VW-Manipulationsskandal in Verruf geratenen Dieseltechnologie. Ford gaben um 3 Prozent nach und Fiat Chrysler um 4,9 Prozent.
Massiv unter Druck stand auch wieder der Biotechnologiesektor, belastet von Sorgen um die künftige Zinsstruktur und vor einer hohen Verschuldung der Unternehmen aus dem Sektor. Dies gelte unter anderem für Allergan, Endo International, Horizon Pharma, Tenet und Mylan, so Dave Lutz von JonesTrading. Sie verloren zwischen 6,3 und 21 Prozent.
Host Hotels verloren 3,7 Prozent. Die US-Immobiliengesellschaft will mehrere internationale Hotels verkaufen, um ihre Liquidität zu verbessern. Wegen des im Zuge der geplanten Veräußerungen verkleinerten Immobilienbestands senkte der angeschlagene Konzern aber zugleich seine Prognose.
Die Konjunkturskepsis trieb die Anleger in die vermeintliche Sicherheit des Anleihemarkts, der zudem von einer möglicherweise erst später kommenden US-Zinserhöhung profitierte. Steigende Kurse drückten die Rendite zehnjähriger Treasurys um 7 Basispunkte auf gut 2,09 Prozent.
Gold war dagegen nicht gefragt. Die Feinunze verbilligte sich zum US-Fixing um 1,2 Prozent auf knapp 1.132 Dollar. Marktteilnehmer sprachen von Goldverkäufen zur Finanzierung von Verlusten am Aktienmarkt. Außerdem mache die Angst vor einem Bärenmarkt bei den Aktien die Runde und als man dies das letzte mal erlebt habe, sei auch dass Gold nicht gut gelaufen, sagte Michael Armbruster von Altavest Worldwide Trading.
Am Devisenmarkt legte der Euro angesichts der möglicherweise auf die USA ausstrahlenden Wirtschaftsschwäche und nach den schwachen Immobiliendaten aus den USA zu weil sie Spekulationen über eine erst später kommenden Zinserhöhung Nahrung verliehen. Zuletzt kostete er 1,1228 Dollar, verglichen mit Ständen um 1,1150 m europäischen Mittag.
Die Ölpreise standen nach der kleinen Erholung zum Wochenausklang wieder unter Druck. Das Barrel WTI verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 44,56 Dollar.
Aktien: Index Schlussstand Bewegung % Bewegung abs. Dow Jones Industrial 16.001,89 -1,9% -312,78 S&P-500 1.881,77 -2,6% -49,57 Nasdaq-Composite 4.543,97 -3,0% -142,53 Nasdaq-100 4.103,47 -2,9% -121,27
Treasurys: Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2 Jahre 99-29/32 +1/32 0,672% -2,0 Bp 1% 3 Jahre 100-4/32 +3/32 0,960% -3,2 Bp 1-3/8% 5 Jahre 99-25/32 +9/32 1,420% -5,9 Bp 1-3/4% 7 Jahre 99-21/32 +15/32 1,800% -7,2 Bp 2-1/8% 10 Jahre 99-4/32 +20/32 2,093% -7,1 Bp 2-1/2% 30 Jahre 100-1/32 +1-22/32 2,871% -8,6 Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Mo. 8.38 Uhr Fr, 17.41 Uhr EUR/USD 1,1232 0,49% 1,1177 1,1199 EUR/JPY 134,73 0,20% 134,46 135,22 EUR/CHF 1,0944 -0,11% 1,0956 1,0923 USD/JPY 119,96 -0,30% 120,31 120,72 GBP/USD 1,5172 -0,05% 1,5180 1,5159
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos
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September 28, 2015 16:12 ET (20:12 GMT)
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