24.01.2017 12:29:41
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Alles kommt auf den Tisch: USA und Mexiko verhandeln über Beziehungen
WASHINGTON/MEXIKO-STADT (dpa-AFX) - Nach heftigem Säbelrasseln im Vorfeld kommen am Mittwoch und Donnerstag erstmals seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hochrangige Delegationen aus den USA und Mexiko zusammen. Der mexikanische Außenminister Luis Videgaray und Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo treffen sich in Washington mit dem Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, sowie mit Trumps Schwiegersohn und engem Berater Jared Kushner, Trumps Chefstrategen Stephen Bannon und dem Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn. Auf dem Spiel steht die Zukunft der Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten.
Gegen kein anderes Land fährt Trump einen so harten Kurs wie gegen Mexiko. "Wir müssen unsere Grenzen gegen Angriffe anderer Länder schützen, die unsere Produkte herstellen, unsere Firmen rauben und unsere Arbeitsplätze zerstören", sagte er bei seiner Antrittsrede. Im Wahlkampf machte er aus seiner Verachtung für Mexikaner keinen Hehl: "Mexiko schickt uns nicht die Besten. Es schickt Menschen, die viele Probleme haben. Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger."
Zum Schutz vor illegaler Einwanderung will Trump an der Grenze zu Mexiko eine Mauer errichten. Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) stellt er zur Disposition. Unternehmen, die ihre Produktion von den USA nach Mexiko verlegen, droht er mit hohen Strafzöllen. Außerdem hat Trump angekündigt, Millionen illegale Einwanderer aus den Vereinigten Staaten auszuweisen.
Für Mexiko geht es fast um alles. Eine harte Konfrontation mit den USA könnte in dem Land zu heftigen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen führen. Die Nähe zum US-Markt war stets ein zentrales Argument für Investoren. Die Überweisungen von Mexikanern in den USA sind ein wichtiger Devisenbringen. Die Integration von Millionen abgeschobenen Mexikanern könnte das Land überfordern.
Aber auch Mexiko kann bei den Verhandlungen einiges in die Waagschale werfen. Nach Einschätzung des Wilson Centers hängen in den USA sechs Millionen Arbeitsplätze vom Handel mit dem Nachbarland ab. Mexiko ist der zweitgrößte Kunde für US-Produkte. Beim Thema Migration ist Mexiko ein wichtiger Verbündeter der USA. Zudem hält das Land viele mittelamerikanische Flüchtlinge auf dem Weg nach Norden auf.
"Wir werden mit großem Selbstbewusstsein und ohne Angst verhandeln", kündigte der mexikanische Außenminister Videgaray an. "Wir wissen um die wirtschaftliche, soziale und politische Bedeutung, die Mexiko für die USA hat. Wir werden intelligent und pragmatisch verhandeln." Bei den Gesprächen in Washington trifft Videgaray mit Trumps Schwiegersohn Kushner auf einen guten Bekannten.
Wirtschaftsminister Guajardo hat sich für das Treffen bereits aufmunitioniert. "Wir sollten unsere Position nicht unterschätzen, wenn wir uns mit den USA an den Verhandlungstisch setzen", sagte Guajardo in einem Interview der Zeitung "El Universal". Sollte Trump tatsächlich Strafzölle für in Mexiko gefertigte Produkte verhängen, werde Mexiko Gegenmaßnahmen ergreifen. "Mexiko ist bei vielen Themen wichtig für die USA, nicht nur im Bereich Wirtschaft, sondern auch im Bereich Politik, nationale Sicherheit, Migration."/aso/DP/tos
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