Schwere Schlappe |
02.05.2022 17:56:00
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ADLER-Aktie bricht um 29 Prozent ein: ADLER erhält von KPMG kein Prüfungsurteil und meldet Milliardenverlust - Vonovia bleibt zuversichtlich
Anleger zeigen sich entsetzt, der Aktienkurs des Immobilienkonzerns beschleunigt seinen Kursrutsch am Montag massiv. Am Montag ging es auf XETRA letztlich um 29,23 Prozent abwärts auf 5,12 Euro. Noch Ende April hatten sie sich kurzzeitig bis auf 13,95 Euro erholt, als Anleger erleichtert auf die Ergebnisse der KPMG-Sonderuntersuchung reagiert hatten. Geblieben ist von diesem Strohfeuer aber nichts - binnen gut zwei Wochen verloren sie inzwischen drei Viertel an Wert.
ADLER hatte sich erst vor einer Woche nach einer KPMG-Sonderprüfung als von den Vorwürfen entlastet bezeichnet. Zwar seien in der Dokumentation und in der Abwicklung einiger Transaktionen Mängel festgestellt worden, die Sonderprüfer hätten hingegen keine Beweise dafür gefunden, dass es systematisch "betrügerische oder die Gesellschaft ausplündernde Transaktionen mit angeblich nahestehenden Personen" gegeben habe, hatte ADLER mitgeteilt.
Die Sonderprüfung geht auf Vorwürfe der Investmentfirma Viceroy des Leerkäufers Fraser Perring zurück, der auch den insolventen Finanzdienstleister Wirecard früh mit Veröffentlichungen unter Druck gesetzt hatte. Gegen ADLER hatte Viceroy erstmals Anfang Oktober vergangenen Jahres schwere Vorwürfe erhoben - unter anderem mit Blick auf die Bewertung von Immobilienprojekten. Der Aktienkurs war daraufhin stark unter Druck geraten.
Nach der Mitteilung hatte der Kurs zwar um ein Fünftel zugelegt, noch im Handelsverlauf war ein Großteil der Gewinne aber wieder abgebröckelt.
Die ADLER Group hat ihren rechtlichen Sitz in Luxemburg und ihren operativen Hauptsitz in Berlin. Das Unternehmen war aus dem Zusammenschluss von Ado Properties, ADLER Real Estate und dem Berliner Projektentwickler Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei ADLER Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt.
Am Samstag traten daraufhin mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats zurück. Man wolle die Gründe für das verweigerte Prüfungsurteil so schnell wie möglich beseitigen, sagte Verwaltungsratsvorsitzender Stefan Kirsten, der im Amt bleibt. "Wir streben für 2022 einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk an.
ADLER mit Milliardenverlust
ADLER hat zudem am Samstag trotz des Versagungsvermerks des Abschlussprüfers KPMG Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Damit sollen die Berichtspflichten gemäß den Bedingungen ausstehendes Anleihen erfüllt werden, wie die Gesellschaft bereits in der Nacht zum Samstag mitgeteilt hatte. Dabei legte der operative Gewinn zu, unter dem Strich stand wegen Abschreibungen aber ein Milliardenverlust.
Für die Anleger sind die Zahlen nach dem versagten Testat der Wirtschaftsprüfer derzeit zweitrangig. Befürchtet wird, ADLER könne eine zweite Wirecard werden.
Vonovia: ADLER ist Finanzinvestition, Portfolio hat Wert
Vonovia ist mit 20,5 Prozent der größte Einzelaktionär der ADLER Group und erachtet das Engagement als klein verglichen mit der eigenen Bilanz, sieht es als "reine Finanzinvestition" an und plant derzeit nicht, weiter aufzustocken. Das ADLER-Portfolio kenne die Vonovia SE "sehr gut", es habe sich deshalb nichts an der grundsätzlichen Einschätzung geändert, "dass in ADLER mehr Wert steckt, als der Aktienmarkt vermuten lässt", teilte der DAX-Konzern mit. Daran ändere auch die jüngste Marktreaktion nichts.
Vonovia hatte den Anteil bei ADLER jüngst über eine "Pfandverwertung" des ADLER-Mehrheitsaktionärs Aggregate Holdings Invest SA erhalten.
"In Anbetracht unserer gestiegenen Kapitalkosten und unserer Verpflichtung, im derzeitigen Umfeld keine weiteren Schulden aufzunehmen, ist klar, dass wir keine Käufer von ADLER-Aktien sind", so Vonovia. Jedoch gebe es wegen der "sehr geringen Größe" des Engagements keinen Grund, übereilt eine Entscheidung zu treffen. Das Engagement mache "ca. 25 Basispunkte unserer Bilanz aus".
Die Vonovia-Aktie stand am Montag auf XETRA letztlich mit 5,45 Prozent im Minus bei 35,93 Euro. Für Vonovia-Papiere ging es seit dem Einstieg bei ADLER um ein Viertel bergab, auch wenn der hohe Abschlag am Montag teilweise durch die Dividendenzahlung verursacht wird.
LUXEMBURG/FRANKFURT (dpa-AFX/Dow Jones Newswires)
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