Euro am Sonntag-Ausland 26.03.2017 03:49:49

Kauf-Rausch in China: Top-Fonds zum Mitverdienen

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Global anlegende Investoren sind vorsichtig: Hohe Verschuldung der Unternehmen, niedrigere Wachstumsraten und Handelshemmnisse seitens der USA drohen die Kurserholung zu stoppen.


Kontroverse Diskussionen werden nicht geführt, keiner stimmt dagegen, Gesetzesinitiativen der "Volksvertreter" sind unerwünscht: Die 3.000 Delegierten des einmal im Jahr tagenden Nationalen Volkskongresses segneten auch diesmal Staatshaushalt und die vom engsten Führungszirkel der Kommunistischen Partei Chinas beschlossenen wirtschaftspolitischen Vorhaben widerspruchslos ab. Doch nicht jedem dürften die Prioritäten gefallen.

Die Zentralregierung in Peking will Überkapazitäten in der Stahl- und Kohleindustrie weiter abbauen. Schon im vergangenen Jahr wurden über 720.000 Jobs gestrichen. In der Stahlprovinz Hebei kam es daraufhin zu Protesten. In diesem Jahr sollen noch einmal über eine Million Stellen wegfallen.

Auch das von Premier Li Ke­qiang ausgegebene Wachstumsziel für 2017 wurde ohne Murren akzeptiert, obwohl den lokalen Regierungen in den Provinzen Einnahmen wegzubrechen drohen. Um 6,5 Prozent soll das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zulegen. Es wäre das langsamste Wachstum seit 26 Jahren. Die Abkühlung sei notwendig, um die Exportabhängigkeit zu verringern und die Binnennachfrage zu stärken, sagt die Regierung.


Die nachlassende Dynamik sowie Zweifel an der schnellen und reibungslosen Umsetzung der angekündigten Struktur­reformen mahnen Anleger jedoch zur Vorsicht. In den Portfolios vieler global anlegender institutioneller Investoren ist China derzeit untergewichtet. Obwohl der MSCI China - der Index bildet die Entwicklung der in Hongkong und in den USA gelisteten chinesischen Unternehmen ab - seit seinem Tief im Februar 2016 um 47 Prozent zugelegt hat.

Viele rote Zahlen

Vor allem die schnell wachsenden Verbindlichkeiten der Unternehmen sehen Anleger mit Sorge. Deren Schuldenberg ist mittlerweile auf 197 Prozent der Wirtschaftsleistung angewachsen. Die Hälfte der 150.000 Staatsunternehmen, von denen viele an der Börse notieren, schreibt rote Zahlen. Allein Chinas Staatsbahn, die China Railway Corporation, ist mit umgerechnet 500 Milliarden Euro in den Miesen. Die Schulden stammen aus Investitionen in das 22.000 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsnetz. Zudem beschäftigt das Unternehmen über zwei Millionen Mitarbeiter, deutlich mehr, als benötigt werden.

China müsse sein Verschuldungsproblem dringend angehen, mahnte der Internationale Währungsfonds wiederholt. Ansonsten drohten nicht nur zahlreiche Unternehmenspleiten, sondern auch eine handfeste Bankenkrise. Doch im vergangenen Jahr haben die ebenfalls überwiegend in Staatsbesitz befindlichen Institute erneut Kredite in Rekordhöhe vergeben. Nach Angaben des Analysehauses Mercator Institute for China Studies (Merics) belief sich das Kreditvolumen auf umgerechnet 1,7 Billionen Euro.

2017 dürfte Chinas Regierung angesichts der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten weiter auf kreditfinanzierte Investitionen zur Stimulierung der heimischen Konjunktur setzen. Doch in manchen Bereichen drohten bereits Investitionsblasen, warnt Merics. Unter anderem bei Immobilien. "Die Wohnpreise in größeren Städten sind explodiert, denn auch die Hypothekenvergabe hat sich übermäßig beschleunigt", erläutern die Merics-Experten.

Nicht zuletzt verunsichert die neue US-Administration die Investoren. Im Wahlkampf hatte Donald Trump Peking vorgeworfen, sich durch Währungsmanipulationen Vorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen und so Jobverluste in den USA zu verursachen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Renminbi im Vergleich zum Dollar um mehr als sechs Prozent abgeschwächt.

Sollte der US-Präsident tatsächlich hohe Zölle auf chinesische Importe durchsetzen können, würde dies die Wirtschaft schwer treffen. 20 Prozent aller chinesischen Exporte nehmen die USA ab. Auch die Rahmenbedingungen für die Entwicklung chinesischer Aktien würden sich verschlechtern.

Höhere Lohnliga in Sicht

Den Risiken stehen aber auch Chancen gegenüber. Anleger, die jetzt einsteigen und China-­Aktien lange Zeit halten, werden belohnt, lautet jedenfalls das ­Fazit einer Studie von Morgan Stanley. Die Bank erwartet, dass der MSCI China auch weiterhin besser als der MSCI Emerging Markets abschneiden wird.

Ihre optimistische Börsenprognose leiten die beiden Analysten Chetan Ahya und Jona­than Garner aus kräftigen Lohnerhöhungen ab. Bis zum Jahr 2027 steigt nach ihren Berechnungen das jährliche Pro-Kopf-­Einkommen der Menschen in China von derzeit 8.100 auf 12.900 Dollar. China hätte dann den von der Weltbank definierten Status "high-income-country" erfüllt. Von über 60 Schwellenländern haben bislang nur Südkorea und Polen den Aufstieg in die höhere Einkommensliga geschafft.

Die von der Regierung gewollten Einkommenszuwächse wecken die Lust am Shoppen. Im vergangenen Jahr haben Chinas Konsumenten ihre Ausgaben gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gesteigert. Zuwächse in ähnlicher Größenordnung sind auch in diesem Jahr drin. Viele China-Fondsmanager haben daher den Anteil an Konsumwerten in ihren Portfolios deutlich erhöht. Einer ihrer Favoriten ist Anta Sports. Chinas größter Sportausrüster steigerte im vergangenen Jahr den Nettogewinn um 17 Prozent.

Immer mehr Geld geben Chinesen auch für Bildung aus. Davon profitiert insbesondere New Oriental Education. Das Unternehmen bietet unter anderem Vorbereitungsseminare für Auslandssemsester an. Diese werden rege nachgefragt. 90 Prozent aller chinesischen Studenten wollen zumindest eine Zeit lang eine Universität in einem anderen Land besuchen.

Xi Mingze beispielsweise, die einzige Tochter von Staatspräsident Xi Jinping, hatte sich für die Eliteuniversität Harvard entschieden. Die Gebühren konnte der Vater locker stemmen. Seine Familie zählt zu den reichsten in China. Das für Anfang April geplante Treffen mit seinem Amtskollegen und wahrscheinlich größten Widersacher Trump findet - zumindest was die privaten Finanzen betrifft - auf Augenhöhe statt.

Investor-Info

Comgest Growth Gr. China
Spielend Gewinne einfahren

Die Fondsmanager David Rapper und Baijing Yu weichen weit vom Vergleichsindex MSCI AC Golden Dragon ab. Insbesondere Finanzwerte sind unterrepräsentiert. Deutlich höher gewichtet werden im Fonds dagegen Konsumgüter wie der Onlinespieleanbieter Net­Ease oder Vipshop. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der Fonds über 22 Prozent, immerhin sieben Prozentpunkte mehr als der Index.

iShares DJ China Offshore 50
Nicht teuer, aber wertvoll

Der ETF bildet die Wertentwicklung chine­sischer Aktien ab, die in Hongkong und den USA gehandelt werden. Die sind noch günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn­-Verhältnis der ­Titel beträgt im Schnitt 10,2. Finanzinstitute wie China Life Insurance sind ebenso prominent vertreten wie die Internetunternehmen Tencent Holdings und Baidu.

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