Überraschende Schritte 22.12.2017 17:56:00

ZUMTOBEL - Aufsichtsräte Hutter und Metzler legen Mandate zurück

Der am Donnerstagabend angekündigte Rücktritt (per 31. Jänner) der zwei Aufsichtsräte wurde auch am Freitag zunächst nicht vom Unternehmen kommentiert. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte aber bereits am Dienstag von einem tief greifenden Zerwürfnis zwischen Management und Teilen des Aufsichtsrats berichtet.

Der Konflikt schwele schon seit Monaten, hieß es. Die Rede war erneut davon, dass die Gründerfamilie ZUMTOBEL - im Aufsichtsrat vertreten durch den Gremien-Vorsitzenden Jürg ZUMTOBEL, Sohn des Firmengründers und bis 2003 Vorstandschef, sowie Bruder Fritz (Vorstand von 1974 bis 1996) - trotz eines Aktienanteils von nur gut einem Drittel wie ein Alleineigentümer agiere. Vor diesem Hintergrund hatten vor etwas mehr als einem Monat 20 ZUMTOBEL-Führungskräfte (nicht aber die Vorstände) ein Schreiben verfasst, in dem sie die Zustände im Unternehmen anprangerten und "korrektes Wirtschaften" einforderten. In anderen Dokumenten werde eine noch drastischere Sprache verwendet, so die "Süddeutsche Zeitung". Als Beispiel führte sie eine Vorlage für den Aufsichtsrat an, in der stehe: "Wir haben eine Situation dysfunktionaler Unternehmensführung und Unprofessionalität erreicht, die die Existenz der Gruppe gefährdet."

Mit Hutter (Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender) und Metzler scheiden zwei der insgesamt sechs Kapitalvertreter aus dem Aufsichtsgremium der ZUMTOBEL Group aus. Gemäß Satzung ist der Aufsichtsrat bereits ab drei Mitgliedern beschlussfähig, hieß es aus dem Unternehmen.

Die Geschäfte laufen bei ZUMTOBEL derzeit nicht so gut wie erhofft, das Unternehmen musste vor zwei Wochen einen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr melden. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) sank um 63,6 Prozent auf 16,1 Mio. Euro, der Periodengewinn fiel um 72,2 Prozent auf 7,7 Mio. Euro. Beim Umsatz wurde ein Rückgang von 6,4 Prozent 624,4 Mio. Euro verbucht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürg Zumtobel hat nun im Interview mit ORF Radio Vorarlberg die Erweiterung des Vorstands um eine vierte Person angekündigt. Der vierte Vorstand werde im Februar einsteigen, sagte Zumtobel im Interview, das vor dem am Donnerstag erfolgten Abgang von zwei Aufsichtsräten aufgezeichnet worden war.

Mit dem neuen Vorstand soll Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher entlastet werden. "Bereits im Frühjahr dieses Jahres haben wir festgestellt, dass der Herr Schumacher eine zu breite Palette von direkt zu reportierenden Personen hat", sagte Zumtobel. Im vierköpfigen Vorstand werde es eine neue Aufteilung der Ressorts geben. Der Aufsichtsratschef erwartete sich davon Beruhigung im Unternehmen ("Das ist in erster Linie eine Führungsaufgabe."). Was in einem Unternehmen gar nicht gehe, seien "Verhältnisse wie in der Weimarer Republik", so Zumtobel.

(Schluss) jh/ivn

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