11.07.2011 05:49:35

WOCHENAUSBLICK: Experten nach Dax-Höhenflug uneins über weitere Entwicklung

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Höhenflug des Dax (DAX) scheiden sich die Geister über die weitere Entwicklung. Zumindest auf kurze Sicht befürchten einige Experten, dem deutschen Leitindex könnte die Luft ausgehen, nachdem er jüngst mit über 7.500 Punkten wieder das bisherige Jahreshoch ins Visier genommen hat. Angesichts der anhaltenden Schuldenproblematik in einigen europäischen Peripherieländern könnte die anlaufende US-Berichtssaison positive Impulse setzen. Am Montag nach der Schlussglocke an der Wall Street eröffnet der Aluminiumkonzern Alcoa traditionell den Zahlenreigen. Vor dem Wochenende hatte indes ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht aus den USA für einen kräftigen Stimmungsdämpfer gesorgt.          "Insgesamt hegen wir Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Rally und haben daher beschlossen, sie nicht zu verfolgen", heißt es in einem Kommentar der BNP Paribas zur jüngsten Marktentwicklung. Joost van Leenders, Spezialist für Asset Allocation und Anlagestrategie bei der französischen Bank, sieht die Lage in Griechenland weiter als Kursbremse. Die Renditeaufschläge griechischer Staatsanleihen seien angesichts der Durchführungsrisiken der beschlossenen Spar- und Privatisierungsmaßnahmen weiter hoch.          Zudem gebe es Zweifel daran, dass der private Sektor an weiteren Hilfsmaßnahmen in Form verlängerter Laufzeiten beteiligt werden könne, da die Ratingagenturen dies als Zahlungsausfall ansehen könnten. Auch die Herabstufung portugiesischer Staatsanleihen auf Ramsch-Status sei der Stimmung "nicht zuträglich". Von den Quartalszahlen verspricht der BNP-Experte sich kaum Impulse, da die Märkte bereits mit einem positiven Verlauf rechneten.          "Kurzfristig könnten vor dem Beginn der Berichtssaison Impulse fehlen, so dass Rückschläge wahrscheinlich sind", schreiben die Experten der DZ Bank. "Zudem tragen wir dem Rückgang der Wachstumsdynamik mit einer leicht defensiveren Branchengewichtung Rechnung." Optimistischer zeigt sich indes Klaus Stabel, Marktstratege bei der Frankfurter Wertpapierhandelsbank ICF Kursmakler AG. Die allgemeinen Gewinnerwartungen etwa für die im marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 gelisteten Unternehmen sind seiner Meinung nach "recht moderat" und beinhalten daher positives Überraschungspotenzial.          Wichtigster Kurstreiber für die deutschen Dividendenpapiere sollte laut Stabel China bleiben, selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum dort etwas abschwäche. Auch von der Geldpolitik sieht er ungeachtet der jüngsten Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) wenig Gefahr. So sei der Dax zwischen 2005 und 2008 parallel zu den anziehenden Zinsen gestiegen. Erst bei einem deutlich höheren als dem aktuellen Zinsniveau drohe den Börsen ein Stimmungsdämpfer.          Eine eher neutrale Position beziehen die Anlagespezialisten der Landesbank Berlin (LBB). Die Schuldenkrise und die Konjunkturabschwächung sprächen ebenso für schwankungsanfällige Börsenkurse wie die Diskussion um eine Anhebung der US-Schuldengrenze. "Allerdings sehen wir die heimischen Aktienmärkte von der üppigen Liquidität und der Bewertungsseite gut unterstützt." Auch die beginnende Berichtssaison sollte die Einschätzung bestätigen, dass deutsche Aktien derzeit günstig seien. Analyst Sören Wiedau von der Weberbank betont ebenfalls Bewertungen, Unternehmensgewinne und Liquidität als Kurstreiber. Zudem sieht er für den Dax zunächst charttechnisch Luft nach oben bis 7.600 Punkte, nachdem der Index die Widerstandsmarke von 7.320 Punkten durchbrochen habe.          Abgesehen von den Alcoa-Zahlen am Montag bleibt es seitens der Unternehmen in der neuen Woche noch recht ruhig. Neben den Quartalsergebnissen des Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer (Mittwoch) stehen noch endgültige Zahlen von Südzucker (Suedzucker) (Donnerstag) auf der Agenda. Zudem läuft am Mittwoch nach Börsenschluss eine erste Frist ab, binnen derer die Aktionäre der Deutschen Börse (Deutsche Boerse) ihre Aktien in Anteilsscheine des Börsenbetreibers tauschen können, der durch die Fusion mit dem Konkurrenten NYSE Euronext entstehen soll. Dessen Aktionäre haben die Transaktion bereits gebilligt. Ansonsten könnten die Geschäftszahlen der US-Banken JPMorgan (JPMorgan ChaseCo) und Citigroup die Aktien ihrer Konkurrenten bewegen.

 

    Erst am Freitag nach dem europäischen Börsenschluss sollen die Ergebnisse des zweiten EU-Stresstests für europäische Großbanken veröffentlicht werden. Richtungsweisend sollten sich daher weiter Konjunkturdaten zeigen. Insbesondere am Freitagnachmittag steht eine wahre Zahlenflut aus den USA im Fokus./gl/la/ck          --- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

 

 

 

 

 

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