16.12.2015 23:45:52
|
UPDATE/MÄRKTE USA/Anleger nach Zinswende in Kauflaune - Dollar volatil
(NEU: Treasury-Tabelle)
NEW YORK (Dow Jones)--Die Erhöhung der US-Leitzinsen ist an der Wall Street mit einer Mischung aus Gelassenheit und Zuversicht aufgenommen worden. Die Aktienkurse, die bereits vor der Zinsentscheidung im Plus gelegen hatten, bauten nach einem kurzen Rücksetzer im weiteren Verlauf ihre Gewinne deutlich aus. Am Anleihemarkt stiegen die Kurse dagegen nur kurzzeitig, ehe sie wieder auf das Ausgangsniveau zurückkamen. Auch beim Gold tat sich abgesehen von kurzzeitigen Schwankungen unter dem Strich wenig.
Am Devisenmarkt schwankte der Dollar zwischen Gewinnen und Einbußen hin und her innerhalb der Spanne zwischen 1,09 und 1,10 je Euro. Zuletzt kostete der Euro nur noch 1,09 Dollar. Zwischenzeitlich hatte der Dollar nicht nur zum Euro nachgegeben, getreu dem Motto "Buy the rumour, sell the fact", ehe ihn die Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen letztlich doch etwas steigen ließ.
Nach einem monatelangen Anlauf und einigem Zögern hat die US-Notenbank die Zinswende doch gewagt. Sie erhöhte mit 10:0 Stimmen im Offenmarktausschuss den Leitzins um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent. Zuvor hatte der Schlüsselzins bei null bis 0,25 Prozent gelegen. Die Zinserhöhung war von Ökonomen und Börsianern weithin erwartet worden, nachdem Fed-Chefin Janet Yellen seit Wochen entsprechende Signale gegeben hatte.
Laut Kenny Polacri, Direktor bei O'Neil Securities, spiegelt die einstimmige Entscheidung das Vertrauen der Notenbanker in die Wirtschaft wider. "Geht man von der Marktreaktion aus, hat die Fed meisterhaft agiert mit ihrer Vorbereitung der Zinserhöhung", kommentierte Jason Ware, Chief Investment Officer bei Albion Financial. "Wenn man sich die Preisreaktionen an den Märkten ansieht fließt nirgends Blut. Alles ist ganz entspannt. Ich sage Bravo". Auch er versteht die Zinserhöhung als Vertrauensbeweis.
Der Dow-Jones-Index stieg um 1,3 Prozent auf 17.749 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Indizes legten sogar noch etwas stärker zu um je 1,5 Prozent. Der Umsatz betrug 1,003 (Dienstag: 0,975) Milliarden Aktien. Dabei standen an der NYSE 2.622 (2.476) Kursgewinnern 575 (704) -verlierer gegenüber, 48 (59) Titel schlossen unverändert.
Die entscheidende Frage ist aus Sicht der Finanzmärkte, welchen Zinspfad die Notenbank künftig einschlagen wird, wie steil oder wie flach der Zinspfad also ausfällt. Und hier bekamen die Anleger das, was sie wollten, denn in den neuen Projektionen der Fed-Ratsmitglieder zeichnet sich für 2017 und 2018 ein flacherer Zinspfad ab. Bis Ende 2016 erwarten die Geldpolitiker weiter einen Anstieg der Zinsen auf 1,375 Prozent, was einen Zinsschritt in jedem Quartal impliziert.
Die Aussicht auf nur sehr langsam und schrittweise steigende US-Zinsen bescherte neben Aktien auch den Anleihen Zulauf - zumindest zwischenzeitlich, ehe die Kurse dann wieder zurückkamen. "Die Fed wird sehr langsam vorgehen und einen großen Kranz an Daten dabei im Blick haben. Es ist schwer vorstellbar, dass die Renditen deutlich steigen werden, sagte Gary Pollack, Rentenexperte bei der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank. Die Zehnjahresrendite stieg von 2,27 auf 2,29 Prozent, die Zweijahresrendite erreichte erstmals seit fünf Jahren wieder die 1-Prozent-Marke.
Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer (CIO) im Asset Management der Deutschen Bank kommentierte: "Die ersten Marktreaktionen auf diesen Schritt sollte man aber nicht überinterpretieren. Diese spiegeln viel eher kurzfristige Neupositionierungen einiger Investoren und den dünnen Handel in der Vorweihnachtszeit wider, als dass sie für eine grundsätzliche Neueinschätzung stehen, in welche Richtung sich die US-Wirtschaft entwickelt."
Man bleibe bei dem "konstruktiven Ausblick" für die Aktienmärkte der großen Industriestaaten, mit einer leichten Präferenz der Eurozone und Japans gegenüber dem US-Markt. "Wir rechnen mit zwei weiteren Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank", so der Experte mit Blick auf 2016. Allerdings werde es wieder spannender, die Fed zu beobachten, als noch in den vergangenen Jahren.
Das glaubt auch Christopher Probyn, Chefökonom bei State Street Global Advisors. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten. Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Federal Reserve darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet. Zwar belasten Zinsanstiege die Aktienmärkte leicht, jedoch erhöhen Notenbanken Zinsen in der Regel nur in Zeiten einer robusten Konjunktur. Deshalb sollten sich die Erträge weiterhin akzeptabel entwickeln".
Der Dollar hingegen werde gestärkt, zu Lasten von Schwellenländern. Mit steigenden Renditen in den USA würden die Kapitalausflüsse aus den Schwellenländern weiter erhöht.
Am Rohstoffmarkt, von wo zuletzt die stärksten Impulse kamen, waren die Ölpreise bereits vor der Zinsentscheidung unter Druck geraten. Auslöser waren wider Erwarten nicht gesunkene sondern deutlich gestiegene wöchentlichen US-Ölvorräte. WTI verbilligte sich im Vergleich zum späten US-Handel am Dienstag um über 2 Prozent auf zuletzt 35,63 Dollar je Fass, Brent in ähnlicher Größenordnung auf 37,38 Dollar. Die Lagerbestände an Rohöl sind nach einem Anstieg um 4,8 Millionen Barrel auf nun 490,7 Millionen fast so hoch wie seit 80 Jahren um diese Jahreszeit nicht mehr.
Hintergrund der sich zuletzt einengenden Preisdifferenz zwischen WTI und Brent ist unterdessen, dass sich der US-Kongress auf ein Steuer- und Ausgabenpaket geeinigt hat, mit dem auch das Verbot von Ölexporten beendet werden soll. Brent-Öl bekommt damit mehr Konkurrenz. Viele US-Ölgesellschaften hatten intensive Lobbyarbeit für eine Aufhebung des Ölexportverbots betrieben und argumentiert, dass damit Marktverzerrungen beseitigt würden und die US-Wirtschaft angekurbelt werde. Die US-Politik will damit auch verhindern, dass das Erdölkartell Opec mit der Flutung der Märkte die US-Konkurrenz in die Knie zwingt. An der Ölschwemme dürfte sich mit dem Schritt jedoch nichts ändern - eher im Gegenteil.
Unter den Einzelaktien hinkten Ölwerte wie Exxon und Chevron im Dow dem breiten Markt etwas hinterher. Zu den Favoriten gehörten Bankenaktien. Im Dow gewannen Goldman Sachs 2,3 und JP Morgan 2,2 Prozent. Die Banken hätten unter dem Nullzinsniveau gelitten und dürften nun von den steigenden Zinsen profitieren, hieß es.
Stark gesucht waren Aktien aus dem Bereich erneuerbare Energien. Für Fantasie sorgte hier, dass der Kongress zur Kompensation für die Aufhebung des Erdölexportverbots erneuerbare Energien steuerlich besser stellt. First Solar stiegen um 9,7 Prozent, Solarcity schossen um 34 Prozent nach oben, Sunedison um 25,5 Prozent.
Apple drehten im Verlauf zwar ins Plus, hinkten aber im Umfeld skeptischer Einschätzungen der Nachfrage nach dem iPhone etwas hinterher in Bereich eines Zweimonatstiefs. Der Kurs stieg um 0,8 Prozent. An 10 der ersten 12 Handelstage im Dezember verzeichnete die Aktie Kursverluste. Es habe in den vergangenen Wochen einige Unternehmen aus der Apple-Zuliefererkette gegeben, die mit schwachen zahlen aufgewartet hätten, hieß es bei den Analysten von Raymond James. Sie rechnen damit, dass die Schwäche der Aktie noch bis zum Frühling andauert.
Walt Disney schlossen 1,5 Prozent fester zum viel umworbenen Kinostart der neuesten Episode der Saga "Krieg der Sterne". Valeant Pharmaceuticals International gewannen trotz eines gesenkten Gewinnausblicks 8,a Prozent. Hier überwog der positive Effekt einer am Vortag bereits gemeldeten verlängerten Vertriebspartnerschaft zu überwiegen. Sie hatte die Aktie bereits um 16 Prozent nach oben getrieben. Marktbeobachter sprachen zudem von Shorteindeckungen.
Honeywell hatte sich kurz vor der jährlichen Investorenkonferenz für 2016 optimistischer als 2015 geäußert. Die Aktie klettert um 5,7 Prozent. Global Payments verloren 8,0 Prozent, während Heartland um 11,6 Prozent zulegten. Bewegt wurden beide Kurse davon, dass Global Payments die Übernahme von Heartland Payment Systems für 4,3 Milliarden Dollar angekündigt hatte.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.748,89 1,28 223,98 S&P-500 2.073,06 1,45 29,65 Nasdaq-Comp. 5.071,13 1,52 75,78 Nasdaq-100 4.664,56 1,46 67,24
Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 7/8% 2 Jahre 99 24/32 - 2/32 1,008% +4,1 Bp 1 1/4% 3 Jahre 99 23/32 - 5/32 1,341% +5,1 Bp 1 5/8% 5 Jahre 99 14/32 - 7/32 1,744% +5,0 Bp 2% 7 Jahre 99 11/32 - 10/32 2,102% +4,9 Bp 2 1/4% 10 Jahre 99 20/32 - 7/32 2,291% +2,6 Bp 3% 30 Jahre 99 28/32 - 9/32 3,005% +1,5 Bp
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.59 Uhr Di, 17.32 Uhr EUR/USD 1,0904 -0,40% 1,0947 1,0925 EUR/JPY 133,29 -0,06% 133,37 132,90 EUR/CHF 1,0811 -0,19% 1,0832 1,0820 USD/JPY 122,20 0,30% 121,83 121,67 GBP/USD 1,5000 -0,33% 1,5050 1,5050 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos
(END) Dow Jones Newswires
December 16, 2015 17:15 ET (22:15 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 15 PM EST 12-16-15
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Walt Disney Company Cert.Deposito Arg.Repr. 0.125 Shsmehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |
Analysen zu Walt Disney Company Cert.Deposito Arg.Repr. 0.125 Shsmehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
Amgen Inc. | 266,90 | -0,13% | |
Apple Inc. | 224,35 | 0,54% | |
Chevron Corporation Cert Deposito Arg Repr 0.125 Shs | 11 050,00 | -1,78% | |
Dover Corp. | 194,75 | -0,66% | |
ExxonMobil Corp. (Exxon Mobil) | 111,82 | 0,72% | |
First Solar Inc | 185,90 | 1,95% | |
Global Payments Inc. | 113,05 | -0,18% | |
Goldman Sachs | 576,00 | -0,36% | |
Honeywell | 216,85 | -0,25% | |
JPMorgan Chase & Co Cert.Deposito Arg.Repr. 0.10 Shs | 18 400,00 | 0,00% | |
Walt Disney Company Cert.Deposito Arg.Repr. 0.125 Shs | 2 480,00 | 2,27% |