Besser als erwartet |
13.08.2020 10:28:38
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United Internet und 1&1 Drillisch wachsen trotz Pandemie - Aktien in der Gewinnzone
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging bei United Internet hingegen um 3,2 Prozent auf 319,7 Millionen Euro zurück, fiel aber damit besser aus, als von Analysten zuvor befürchtet. Vor einem Jahr hatte ein Anteilsverkauf einen Sonderertrag von 21,5 Millionen Euro hereingespült. Zudem habe das Unternehmen in den Aufbau des geplanten 5G-Netzes bei 1&1 Drillisch investiert, hieß es. Auch die Corona-Pandemie habe belastet. Unter dem Strich legte der Gewinn auch wegen verschiedener Bewertungseffekte von Beteiligungen um 6 Prozent auf 125,9 Millionen Euro zu.
Die United-Internet-Aktie konnte nach Handelsbeginn kräftig auf ein Hoch seit September 2018 zulegen. In der Spitze legten sie bis auf 43,88 Euro zu. Zuletzt kosteten sie 42,89 Euro, das war ein Plus von mehr als fünf Prozent. Händler sprachen von guten Zahlen. Jefferies-Analyst Ulrich Rathe sah den Telekom-Konzernteil wie erwartet, doch das Geschäft mit Internetanwendungen habe von niedrigen Marketingausgaben profitiert. Das Papier von United Internet liegt auch dank der Tech-Rally an den Weltbörsen mittlerweile komfortabel über dem Vor-Corona-Niveau und hat auch seit Jahresbeginn spürbar Gewinn eingefahren. Die 1&1-Drillisch-Aktie legte am Donnerstag zeitweise um 4,2 Prozent zu und damit auf ein Hoch seit Oktober 2019. Der Umsatz von 1&1 Drillisch sei besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Andrew Lee von Goldman Sachs. Der bestätigte Ausblick stimme zuversichtlich. Bei United Internet lobte der Analyst die Entwicklung im Geschäft mit Unternehmenskunden.
Im zweiten Quartal konnte 1&1 Drillisch (1&1, Yourfone, Smartmobil) mit 140 000 neuen Verträgen nach Abzug von Kündigungen die Zahl der Kunden deutlicher steigern als im ersten Quartal mit rund 100 000. Der Umsatz der Sparte mit Mobilfunk- und Breitbandanschlüssen, die im Wesentlichen aus Drillisch besteht, wuchs bei United Internet um 4 Prozent auf 933,5 Millionen Euro. Neben dem um 2,5 Prozent gestiegenen Serviceerlös konnten auch die Geräteverkäufe in der Pandemie mit fast 11 Prozent zulegen. Telefonica Deutschland hatte einen ähnlichen Effekt vorweisen können.
Das operative Ergebnis in der Telekomsparte für Privatkunden ging um 3 Prozent auf 166,5 Millionen Euro zurück, das war etwas weniger als von Analysten zuvor geschätzt. Laut Drillisch belastete unter anderem, dass die Kunden nicht wie gewohnt reisen konnten, Gebühren für internationales Roaming fielen weg. In der EU können die Anbieter mittlerweile für Roaming keine Aufschläge von den Kunden mehr nehmen, international aber schon. Roaminggebühren gelten in der Branche als besonders lukrativ. Zudem musste 1&1 Drillisch höhere Vorleistungspreise an die Netzbetreiber zahlen, auch belastete ein zwischenzeitlich geändertes Nutzungsverhalten der Kunden in der Pandemie.
Bei den Geschäftskunden im Telekommunikationsbereich konnte United Internet hingegen Umsatz und auch Ergebnis deutlich steigern. Mit der Glasfasertochter 1&1 Versatel betreibt der Konzern ein eigenes Breitbandnetz und hat es damit vor allem auf den Anschluss von Gewerbegebieten abgesehen.
Die Internet-Anwendungen für Gewerbekunden (Ionos, Strato) mit Online-Hosting und -speicherangeboten sowie Internetservices für Firmen wuchsen ebenfalls auch dank steigender Kundenzahlen und schnitten vor allem beim Ergebnis deutlich besser ab. Zudem betreibt United Internet die bei Privatkunden bekannten Portale GMX und Web.de, die vor allem Werbeeinnahmen durch Onlinewerbung erlösen.
Dommermuth hatte bereits vor zwei Tagen die Ziele für United Internet und 1&1 Drillisch hochgeschraubt. Bei 1&1 Drillisch dürfte der Umsatz aus Mobilfunkdienstleistungen aufs Jahr gesehen um 2 bis 3 Prozent steigen. Inklusive der üblicherweise stärker schwankenden Erlöse mit unter anderem Smartphones und Tablets sollte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert von 3,67 Milliarden Euro um rund 4 Prozent zulegen.
Das dürfte auch beim Mutterkonzern ankommen, United Internet erwartet hier ebenfalls ein Umsatzplus von 4 Prozent zum Vorjahreswert von 5,19 Milliarden Euro. Allerdings bleibt Dommermuth beim operativen Ergebnis noch bei seiner Einschätzung, dass es sowohl bei United Internet als auch bei 1&1 Drillisch noch auf Vorjahresniveau verharren dürfte. United Internet hatte 1,27 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gemacht, 1&1 Drillisch 683,5 Millionen Euro.
Mitgründer Dommermuth gehören 42,3 Prozent der Anteile an United Internet. Der Konzern ist an der Börse aktuell fast 8 Milliarden Euro wert. 1&1 Drillisch ist zu gut 75 Prozent im Besitz von United Internet und bringt rund 4,5 Milliarden Euro auf die Börsenwaage..
MONTABAUR/MAINTAL (dpa-AFX)
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