Trotz Unwetterschäden 18.11.2021 17:47:00

UNIQA-Aktie dennoch leichter: UNIQA mit kräftigem Gewinnplus bis September

UNIQA-Aktie dennoch leichter: UNIQA mit kräftigem Gewinnplus bis September

Das Ergebnis vor Steuern (EGT) wuchs binnen Jahresfrist um 40 Prozent auf 298,7 Mio. Euro und das Konzernergebnis legte um 42 Prozent auf 235,8 Mio. Euro zu, beides über den Analystenerwartungen. Der kombinierte Kosten-Schaden-Satz wurde verbessert und der EGT-Ausblick für das Gesamtjahr am Donnerstag bestätigt.

Die Combined Ratio habe man heuer in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum trotz einer Unwetterschäden-Belastung in Österreich und Tschechien in Höhe von knapp 200 Mio. Euro brutto, etwa doppelt so viel wie bis Juni, von 95,9 auf 94,2 Prozent verbessert. Ziel sind 93 Prozent bis zum Jahr 2025.

Heuer habe man - seit es die UNIQA gibt - die bisher stärkste Unwetterbelastung verzeichnet, sagte Konzernchef Andreas Brandstetter zur APA. Von den knapp 200 Mio. würden nach Rückversicherung fast 90 Mio. Euro netto auf die UNIQA entfallen.

Die Ergebnisse in den ersten Monaten seien so gut gewesen, weil man leicht positive Covid-19-Effekte betreffend die Kfz-Frequenz und auch ansonsten eine bessere versicherungstechnische Profitabilität verzeichnet habe, so Brandstetter. Zudem habe sich bestätigt, dass der eine Milliarde Euro teure Zukauf der früheren AXA-CEE-Gesellschaften "ein Goldgriff" gewesen sei. Das EGT werde im Gesamtjahr 2021 wie schon früher avisiert bei 330 bis 350 Mio. Euro liegen, aus heutiger Sicht "doch am oberen Rand".

Durch die Coronapandemie habe man heuer bis September im eigenen Bestand in der Lebensversicherung in Österreich keine erhöhte Sterblichkeit registriert - anders jedoch in Polen, wo sie angestiegen sei, so der CEO. In der Krankenversicherung, bei der die UNIQA in Österreich Marktführer ist, spüre man weiter das gestiegene Interesse und ein starkes Bewusstsein für Vorsorge vor allem im Inland. Der Trend gehe, auch unabhängig von Covid, Richtung ambulante Medizin und kürzere Aufenthalte. Die Menschen würden nur wenn nötig zum Arzt gehen. Sehr hoher Beliebtheit erfreue sich der kostenlos angebotene Post-Covid-Check.

In Sachen Corona appelliert der UNIQA-Chef, man sollte "ohne Kompromisse" auf die Meinung der Virologen hören, das sei seine klare Meinung, auch wenn er selbst kein Virologe sei. Die Politik sollte hier zu einer einheitlichen Meinung kommen, so Brandstetter. Bereits seit dem ersten Quartal unterstütze die UNIQA Impfkampagnen. "Wir empfehlen eindeutig impfen zu gehen. Diese Position vertreten wir auch bei uns." Im Unternehmen gelte die 2,5G-Pflicht für alle Mitarbeiter. Man unterstütze möglichst viel Home-Office und erlaube maximal 50 Prozent Belegung in der Zentrale, möglicherweise werde diese Zahl angepasst.

In der Lebensversicherung habe man bis September ein Zehntel mehr Neugeschäft in der Biometrie registriert - und in der Fondsgebundenen sogar ein Plus von 42 Prozent im Neugeschäft. Nach und nach würden die Fondspolizzen der klassischen Versicherung den Rang ablaufen. Mittlerweile betrage das Verhältnis bei Neuabschlüssen bereits 1 zu 1,5 gegenüber früher 1 zu 2.

"Wir merken, dass die Kunden Sicherheit wollen, und wir spüren eine Nachfrage nach Garantieprodukten - wegen oder trotz der niedrigen Zinsen", so Brandstetter. Dahin gehend bereite die UNIQA neue Produkte vor. "Wir schauen alle drauf, ob die EZB doch der Fed folgt und es 2022 eine leichte Zinserhöhung gibt - wir rechnen damit."

Das Kapitalanlageergebnis wuchs in den ersten drei Quartalen um 5,0 Prozent auf 417,8 Mio. Euro und blieb damit unter den Prognosen der Fachleute. Der Kapitalanlagebestand lag mit 21,98 Mrd. Euro leicht unter den 22,32 Mrd. Euro von Ende 2020. Der Rückgang hänge mit dem leichten Zinsanstieg zusammen, der die Kurse Festverzinslicher drücke.

Während voriges Jahr in den ersten neun Monaten Wertminderungen auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere das Kapitalanlageergebnis belasteten, erzielte die UNIQA heuer bis September in einem starken Kapitalmarktumfeld Gewinne aus der Veräußerung von Aktien und Festverzinslichen. Diese Realisate lagen laut Brandstetter bei 84 Mio. Euro, um 15 Mio. Euro mehr als im ersten Halbjahr. Negativ beeinflusst wurde das Kapitalanlageergebnis heuer durch Währungseffekte im Ausmaß von rund 14 Mio. Euro. Im Niedrigzinsumfeld investiere man als UNIQA in alles, was mit Private Market zu tun habe: Infrastruktur, Immobilien, Private Equity und Private Debt, so Brandstetter.

Die verrechneten Prämien samt Sparanteilen der fonds- und der indexgebundenen Lebenspolizzen stiegen aufgrund der heuer erstmaligen Konsolidierung des Zukaufs der früheren AXA-CEE-Gesellschaften um 18,0 Prozent auf 4,83 Mrd. Euro. Dabei legten die laufenden Prämien um 17,4 Prozent auf 4,73 Mrd. Euro zu und die Einmalerläge in Leben um 54,1 Prozent auf 102,7 Mio. Euro. In Schaden/Unfall betrug das Plus 20,7 Prozent auf 2,69 Mrd. Euro, in der privaten Krankenversicherung 4,1 Prozent auf 918,7 Mio. Euro und in der Sparte Leben (samt Fonds- und Indexpolizzen) 24,3 Prozent auf 1,22 Mrd. Euro. Die Versicherungsleistungen im Eigenbehalt stiegen um 14,0 Prozent auf 3,09 Mrd. Euro.

Der Mitarbeiterstand in den neun Monaten erhöhte sich im Jahresabstand durch die AXA-Zukäufe von 12.776 auf 14.681. Der schon länger angekündigte Personalabbau laufe planmäßig weiter, so Brandstetter. In Österreich soll der Wegfall von 150 der 600 Stellen ja durch natürlichen Abgang erfolgen, vom Rest hätten 90 Prozent der Betroffenen den Sozialplan angenommen. "Wir können die geplanten Kosteneinsparungen realisieren." In Osteuropa will man bis 2024 nach früheren Angaben um die 670 Stellen abbauen, auch dort würden die Pläne zielgemäß laufen.

Der Konzern zählt rund 15,5 Millionen Kunden in 18 Ländern. In CEE ist man in 15 Ländern tätig, zudem in der Schweiz und Liechtenstein. In Österreich ist die UNIQA mit über 21 Prozent Marktanteil der zweitgrößte Versicherungskonzern.

UNIQA-Chef kritisiert Zögern der Politik scharf

UNIQA-Generaldirektor Brandstetter hat unterdessen kein Verständnis mehr für das zögerliche Vorgehen der Politik in Sachen Corona-Maßnahmen. "Ich denke, es ist die Zeit längst gekommen, wo die Politiker auf die Virologen hören sollten - und wenn die Virologen sagen, wir brauchen einen Lockdown, dann bin ich auch dafür", mit entsprechenden Hilfen und Unterstützungen, so Brandstetter am Donnerstag.

Man dürfe bei dem Thema "nicht auf Wählergruppen schielen - ich halte nichts davon", betonte der UNIQA-Chef am Vormittag, noch vor Bekanntwerden der in Oberösterreich und Salzburg geplanten Lockdowns. Ja, impfen sei eine zutiefst persönliche Sache. Er sei mittlerweile aber für eine Covid-Impfpflicht, "sonst wird uns das Thema in den nächsten Jahren weiter begleiten". Bereits im ersten Quartal hat die UNIQA begonnen, sich an Covid-Impfkampagnen zu beteiligen.

Am politischen Corona-Management übte der UNIQA-Chef scharfe Kritik: "Die Lage hat sich wegen einer völlig unklaren Strategie dramatisch verschlechtert. Deshalb haben wir diesen Schlamassel", sagte Brandstetter in einem Online-Auftritt im Klub der Wirtschaftspublizisten: "Die Zahlen schnalzen durch die Decke und es wird noch immer hin- und herlaviert."

Der Föderalismus habe seine Stärken und seine Schwächen. In dieser Krise sollte man aber etwas lernen. Wenn ein Unternehmen so agieren würde wie die Politik in ihrem Zusammenspiel, "na, gute Nacht", meinte Brandstetter: "Wenn das in einem Unternehmen so wäre, da würden wir ein wenig professionelles Bild abgeben." Diese Meinung hätten derzeit viele Menschen von der Politik.

UNIQA-Chef: Pflegemangel beheben und Klimaschutz ernst nehmen

Der Chef des führenden Krankenversicherers, UNIQA-Generaldirektor Andreas Brandstetter, appelliert eindringlich an die Politik, den drohenden Pflegenotstand ernst zu nehmen und die Mängel rasch zu beheben - auch durch mehr Flexibilität beim Zugang zu diesem Beruf. Klimaschutz und Nachhaltigkeit müssten ebenfalls ernst genommen werden, auch in der Assekuranz selbst, etwa in der Veranlagung, so der Präsident des Interessensverbandes der europäischen Versicherungsverbände.

Der Pflegebedarf wachse, denn die demografische Schere gehe weiter auf. Im Jahr 2030 werde ein Drittel der Einwohner Österreichs - drei von neun Millionen Menschen - über 60 Jahre alt sein. Derzeit gebe es in Österreich 127.000 Pflege- und Betreuungspersonen, davon 67.000 in Krankenhäusern und 60.000 im Langzeitbereich. Bis 2030 seien 75.000 neue Pflegekräfte nötig, samt denjenigen, die bis dahin in Pension gehen. Nötig seien endlich Rezepte der Regierung, zur Lösung dieses Problems.

Diejenigen, die am heimischen Pflege-Arbeitsmarkt ihre Leistungen anbieten, kämen zu 97 Prozent aus dem EU-Ausland, nur 1,4 Prozent seien Österreicher. Deshalb sollte der Zugang aus Drittstaaten erleichtert werden. "Man kann nicht ständig sagen, man muss die Migration oder die Balkanroute schließen", so der UNIQA-Chef am Donnerstag in einem Online-Auftritt im Klub der Wirtschaftspublizisten. Als Vorbild solle man sich andere Länder nehmen, so habe sich Frankreich Pflegekräfte aus Georgien geholt.

Das Nicht-Agieren bei der großen Herausforderung Pensionen und Altersvorsorge sei leider ein europäisches Phänomen. In der EU gebe es jedes Jahr eine Pensionsfinanzierungslücke von 2.000 Mrd. Euro, das entspreche 15 Prozent des BIP in der EU. "Jeder fünfte der über 65-Jährigen ist von Altersarmut betroffen." In Österreich mache das Pensionsloch 24 Mrd. Euro im Jahr aus, bis 2025 sei laut Agenda Austria mit einem Anstieg auf 27 Mrd. Euro zu rechnen. "Das ist ein Missstand", so Brandstetter. Zur Stärkung der zweiten und dritten Vorsorge-Säule sollte die Lebensversicherungssteuer von 4 auf 2 Prozent halbiert werden und Zukunftsvorsorge und Betriebliche Altersvorsorge gemacht werden, bis hin zu gleichen Chancen gegenüber den Pensionskassen.

Zum Klimaschutz sieht der UNIQA-Chef dringenden Handlungsbedarf - "Die Welt darf nicht kaputt werden" -, mahnt aber auch ein ehrliches Vorgehen anstelle lediglich grüner Anstriche ein. Etwa die Anlage-Portfolios in der Versicherungswirtschaft auf Grün umzustellen, sei "keine einfache Übung". "Wir wollen die Ziele einer CO2-Neutralität bis 2050 international und bis 2040 in Österreich unterstützen". Auch der EU-Kommission sei klar, dass der Green Deal ohne europäische Versicherungswirtschaft nicht funktionieren werde, sagte Brandstetter als Präsident von Insurance Europe. Die europäische Assekuranz habe knapp 11 Billionen Euro an "Assets under Management", "damit sind wir der größte institutionelle Investor in Europa."

Für wirklich grüne Investments, die nicht nur mit einer Farbe angemalt sind, bedürfe es noch einer klaren Rechtssicherheit. Eine solche Taxonomie, also ein geeignetes Einteilungssystem, stehe aber noch aus. Der Weg gehe in diese Richtung, "der Raum zu schummeln wird immer enger", zeigte sich Brandstetter am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten überzeugt. Das Thema Assets sei relativ rasch lösbar, "aber was machen wir auf der Liability-Seite?", also bei den Verbindlichkeiten. So sei etwa das UNIQA-Management in Polen "gar nicht happy" gewesen, als sich der Konzern dazu entschlossen habe, sich aus der Versicherung von Kohlekraftwerken und Kohlegruben zurückzuziehen. Ähnliche Nagelproben würden sich für die nächsten Jahre in Europa auch bei Öl und Gas abzeichnen. "Wer ist bereit, auf Kunden zu verzichten, wenn diese nicht den grünen Weg gehen?"

Im Wiener Handel gaben UNIQA-Aktien bis zum Sitzugnsende um 1,34 Prozent auf 8,12 Euro ab.

sp/kre/tsk

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