Gewinnsprung |
21.02.2018 11:58:00
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Triebwerksbauer MTU legt 2017 kräftig zu - Dividende steigt - Aktie mit Kursverlusten
Am Finanzmarkt sorgten die Nachrichten jedoch für Kursverluste. Am Vormittag verlor die MTU-Aktie mehr als drei Prozent an Wert und gehörte damit zu den schwächsten Werten im MDAX. Seit Jahresstart hat sie über 8 Prozent verloren, ist aber immer noch knapp ein Fünftel mehr wert als vor einem Jahr.
MTU hatte beim operativen Gewinn zwar die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Ziele des Vorstands für 2018 könnten allerdings wegen einer veränderten Rechnungslegung für Verunsicherung sorgen. Zudem bremsen Triebwerksausfälle beim Airbus A320neo die Produktion bei MTU.
Im abgelaufenen Jahr steigerte MTU die Erlöse um 6 Prozent auf gut 5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) legte um rund 21 Prozent auf knapp 607 Millionen Euro zu. Der bereinigte Überschuss wuchs um 24 Prozent auf 429 Millionen, der Nettogewinn um 22 Prozent auf 382 Millionen Euro. Die Dividende soll von 1,90 auf 2,30 Euro klettern.
Für die kommenden Jahre stellte Winkler weiter steigende Dividenden in Aussicht und kann sich im Ausnahmefall auch einen Aktienrückkauf vorstellen. Denn nach Investitionen in neue Triebwerkstypen wie den Getriebefan, der neben der A320neo auch Bombardiers C-Serie und die Embraer-E2-Jets antreibt, stehen teure Entwicklungen für neue Flugzeugmodelle nicht direkt an.
MTU hofft, bei der nächsten Mittelstreckenjet-Generation ab Mitte des nächsten Jahrzehnts auch bei Boeing ins Geschäft zu kommen. Noch 2018 erwartet Winkler Klarheit, ob die Amerikaner - wie erwogen - einen neuen mittelgroßen Jet entwickeln, der möglicherweise Boeing 797 heißt - und ebenfalls moderne Triebwerke bräuchte.
2018 muss der MTU-Vorstand bei seinen Zielen optisch kleinere Brötchen backen. So legt das Unternehmen seinem Umsatz statt Listenpreisen künftig die oft stark rabattierten Verkaufspreise zugrunde. Und Lieferungen an Flugzeugbauer werden früher gebucht als bisher. 2017 hätten die Erlöse auf dieser Basis statt 5 Milliarden nur 3,65 Milliarden Euro betragen. Der operative Gewinn hätte bei 570 Millionen Euro gelegen. Von dieser Basis aus will Winkler das bereinigte Ebit nun auf 600 bis 620 Millionen Euro steigern. Der bereinigte Überschuss soll ähnlich wachsen.
Dabei dürfte der boomende Absatz von Triebwerken für neue Verkehrsflugzeuge den Gewinnanstieg bremsen. Denn Triebwerkshersteller wie MTU, Pratt & Whitney, General Electric und Rolls-Royce verdienen vor allem mit Ersatzteilen und Wartung Geld.
Derzeit bereitet das Getriebefan-Triebwerk von Pratt & Whitney für den modernisierten Mittelstreckenjet A320neo, an dem MTU mitarbeitet, weiteren Ärger. Winkler stellte seine Gewinnprognose für 2018 unter den Vorbehalt, dass die Probleme schnell gelöst werden. Eine Reihe von Antrieben der A320neo drohen während des Flugs auszufallen, Flugsicherheitsbehörden haben deshalb im Februar Betriebseinschränkungen verhängt. Insgesamt sind 32 ausgelieferte Flugzeuge betroffen. Rund 100 Triebwerke müssen umgerüstet werden. Airbus-Chef Tom Enders rechnete kürzlich mit einer Lösung bis April. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete unterdessen am Mittwochmittag mit Berufung auf Kreise, dass Pratt eine temporäre Abhilfe gefunden habe. Diese habe auch grünes Licht von den Behörden.
Die A320neo ist Airbus' größter Verkaufsschlager. Rund die Hälfte der Käufer haben sich dabei für die Getriebefan-Antriebe der United-Technologies-Tochter (United Technologies) Pratt & Whitney entschieden, die teilweise von MTU produziert und auch endmontiert werden. Wegen Hitze- und Softwareproblemen an den Antrieben musste Airbus bereits 2016 und 2017 monatelang auf fehlende Triebwerke warten.
MTU baut in Konsortien mit anderen Herstellern Antriebe für Flugzeuge wie die Airbus-Flieger A320neo und A380 sowie Boeings "Dreamliner" und Jumbo-Jet. Im Militärgeschäft sind die Münchner auch am Militärtransporter A400M beteiligt. Von der jüngsten Einigung zwischen Airbus und den Käuferländern, den Auslieferungsplan erneut zu strecken, sieht sich MTU kaum belastet. Nur die Umsätze kämen jetzt etwas später, sagte Winkler. Während Airbus 2017 Sonderkosten von 1,3 Milliarden Euro verbucht hat, habe MTU keine solche Belastung zu schultern, sagte er.
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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