Strobl folgt auf Sevelda 15.03.2017 13:48:00

RBI sieht nach Fusion heuer weiter sinkende Kreditabschreibungen

Vor allem bei den Kreditwertberichtigungen wird weitere Entspannung erwartet.

Die Raiffeisen Bank International rechnet damit, dass sie 2017 nochmals weniger für notleidende Kredite zur Seite legen muss als 2016. Im abgelaufenen Jahr waren das 754 Mio. Euro - rund 40 Prozent weniger als ein Jahr davor.

Mehr als 8 Prozent der Kredite sollen Ende des Jahres 2017 nicht notleitend sein. Ende 2016 waren es 9,2 Prozent, ein Rückgang um 2,7 Prozentpunkte im Jahresvergleich zu 2015. Diese Quote soll auch in den nächsten Jahren weiter sinken. Im Kreditgeschäft wird im fusionierten Institut für die kommenden Jahre im Schnitt jeweils ein niedriger zweistelliger Zuwachs erwartet.

Bei den Kapitalquoten bringt die Fusion zunächst Abschläge: Beim harten Kernkapital (Basel III "fully loaded") lag das fusionierte Institut in einer pro-forma-Rechnung per Ende 2016 bei 12,4 Prozent. Noch ohne RZB war diese Kapitalquote bei der RBI höher, bei 13,6 Prozent. Auf Sicht soll auch die RBI-neu wieder auf 13 Prozent kommen, so die Bank.

Weiterhin Priorität haben werde die Reduktion der Kosten, sagte RBI-Chef Karl Sevelda, der mit der Fusion den Vorstandsvorsitz an seinen Nachfolger Johann Strobl übergibt. Das Verhältnis der Kosten zum Ertrag muss besser werden, so lautet das Ziel. Weil die RBI ihre Kapitalziele schon 2016 erreicht habe, könne man das zur Kapitalstärkung verordnete "Strategieprogramm" vorzeitig abschließen. Die auf Osteuropa fokussierte Bank hat in den letzten Jahren viele Risiken aus ihrem Geschäft herausgenommen, u.a. wurde die Präsenz in Übersee drastisch zurückgefahren.

Die RBI ist mit 14 Banktöchtern in Zentral/Osteuropa aktiv. Am Mittwoch hat die Bank den gelungenen Turnaround in Ungarn und der Ukraine gemeldet. Aus Südosteuropa lieferten die Tochterbanken 40 Prozent höhere Ergebnisse.

Obwohl der Zinsüberschuss 2016 um fast 12 Prozent zurückging, gab es Gewinnzuwächse. Insbesondere durch den Rückgang der Kreditwertberichtigungen. Ein Anstieg des RBI-Nettogewinns um 22,2 Prozent auf 463 Mio. Euro war bereits Anfang Februar bekanntgegeben worden. Der Gewinn je Aktie kam damit bei 1,58 Euro (Vorjahr: 1,30 Euro) zu liegen.

Fusion von RZB und RBI wird am Samstag vollzogen

Am kommenden Samstag wird die Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit ihrer etwa zehnmal größeren börsennotierten Tochter Raiffeisen Bank International (RBI) vollzogen. Am 18. März wird die Verschmelzung ins Firmenbuch eingetragen, teilte die Bank am Mittwoch mit. Das ist der letzte Rechtsakt im Fusionsprozess.

Die fusionierte Bank heißt weiter Raiffeisen Bank International und bleibt an der Börse notiert. Mit der Fusion tritt der designierte Vorstandschef Johann Strobl seinen Job an. Er folgt dem bisherigen Bankchef Karl Sevelda.

Für das Jahr 2016 gibt es von der RBI definitiv wieder keine Dividende, teilte die Bank weiter mit. Letztmals hatte es für das Jahr 2013 eine Dividende gegeben.

Die Fusion ist eine Verschmelzung der RZB in die RBI. Um den Aktionären der RZB - hauptsächlich die Raiffeisenlandesbanken - ihre Anteile abzugelten, begibt die RBI neue Aktien, womit die Zahl der Aktien steigt. Dadurch würde der RBI-Streubesitz von bisher 39,3 Prozent auf rechnerisch rund 35 Prozent sinken. Weil aber einige ehemalige RZB-Minderheitsaktionäre künftig dem Streubesitz angerechnet werden, steigt dieser Streubesitz in der RBI-neu auf 41,2 Prozent. Die Landesbanken halten 58,8 Prozent.

Börsengang der Polbank in Arbeit, Ukraine-Bank aus Verlusten

Nachdem im Vorjahr der Verkauf der polnischen Polbank geplatzt ist, muss diese Tochterbank der Raiffeisenbank International (RBI) zur Jahresmitte an die Börse von Warschau gebracht werden. Die Arbeit daran läuft seit Jänner. Der 30. Juni 2017 sei aus RBI-Sicht machbar, sagt der designierte Konzernchef Johann Strobl. Ein früheres Sorgenkind, die Bank in der Ukraine, kam 2016 aus den roten Zahlen.

Die ukrainische Tochterbank Aval hat das Jahr 2016 mit einem Gewinn von sogar 135 Mio. Euro abgeschlossen, berichtete die Bank am Mittwoch. Im Jahr davor stand unter dem Strich noch ein Verlust von 85 Mio. Euro. Hier sind die in den Vorjahren umfangreichen Kreditwertberichtigungen stark zurückgegangen. Die ukrainische Bank hat schon eine radikale Redimensionierung hinter sich, die Zahl der Mitarbeiter sank binnen Jahresfrist von 9.600 auf etwas über 8.000.

Die Polbank hat den größeren Teil der Redimensionierung noch vor sich. Dieses Programm wird jetzt im ersten Quartal lanciert. Voriges Jahr sind 36 Filialen im Land geschlossen und knapp 9 Prozent der Stellen abgebaut worden, letzteres vor allem anderen durch den Verkauf der Leasingsparte. Fest steht, dass es unter den 4.200 zur Zeit Polbank-Beschäftigten einen größeren Personalabbau geben wird. Um wie viele Jobs es geht, sagte Strobl noch nicht. Die Polbank hat ein rund drei Milliarden schweres Franken-Kreditportfolio.

Beim Kauf der polnischen Bank im Jahr 2012 hatte sich die RBI gegenüber der polnischen Bankenaufsicht (KNF) verpflichtet, die Aktien der Raiffeisen Polbank damals bis zum 30. Juni 2016 mit einem Streubesitz-Anteil von mindestens 15 Prozent an der Warschauer Börse zu listen. Im Mai 2016 gab sich die Aufsicht in Polen damit zufrieden, dass die Verpflichtung eines Börsegangs als erfüllt gälte, wenn bis spätestens Ende 2016 ein Verkauf der Polbank an eine polnische börsenotierte Bank erfolgt. Anfang Dezember scheiterten die Verkaufsverhandlungen mit der Alior Bank. Die Pflicht zum Going Public lebte wieder auf.

Nach dem ebenfalls ergebnislos verlaufenen Verkaufsprozess für die Zuno Bank werden jetzt Teile des vorhandenen Geschäfts in Tschechien und der Slowakei in die dortigen Banktöchter integriert. Gelungen ist der Verkauf der slowenischen Tochterbank.

In der ganzen RBI-Gruppe ist im Schnitt 2016 die Beschäftigtenzahl (in Vollzeit gerechnet) um 3.906 Personen auf 50.186 gesunken. Die größten Rückgänge gab es in der Ukraine-Bank (minus 1.728), Polen (minus 1.143), Russland (minus 358), Slowenien aufgrund des Verkaufs der slowenischen Tochterbank (minus 189) und Ungarn (minus 150). Es kamen aber auch neue Mitarbeiter dazu: Die höchsten Zuwächse gab es in Tschechien (plus 341) und der Slowakei (plus 154).

In Asien ist das Geschäft mittlerweile bis auf einige hundert Millionen offener Kredite zurückgefahren. Der Rückzug hat einiges gekostet: Der Wertberichtigungsbedarf für Kredite an Großkunden in Asien ist 2016 aber immerhin um 118 Millionen auf 179 Mio. Euro zurückgegangen, wie aus der Bilanz hervorgeht.

Zweistellige Zuwächse im Geschäft, auch bei der Bilanzsumme, gab es 2016 in Russland. Die russische Tochterbank der RBI blieb mit 316 (387) Mio. Euro trotz eines Gewinnrückgangs ein wesentlicher Ergebnisbringer.

(APA) rf/sp

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