25.10.2018 07:12:41
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ROUNDUP: RWE-Chef plädiert für lange Übergangsfristen beim Kohleausstieg
BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts des heftigen Streits über die geplante Rodung des Hambacher Forstes warnt RWE-Chef Rolf Martin Schmitz vor einem zu schnellen Ausstieg aus der Kohle. "Der Kohleausstieg läuft längst. Die Transformation zu erneuerbaren Energien ist bei uns im vollen Gange", sagte er im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Strukturwandel benötige jedoch Zeit. "Wir brauchen 20 Jahre bis 25 Jahre dafür, um Braunkohle geordnet zu Ende zu führen."
Auf ein festes Ausstiegsdatum will er sich dabei nicht festlegen. Einen Vorstoß aus Teilen der Kohlekommission, der eine Frist bis 2035 oder 2038 vorschlägt, hält er für "nicht machbar", wie er sagte. "Das ist für einen geordneten Ausstieg zu früh." So hingen noch 10 000 Arbeitsplätze an der Braunkohle.
Mit dem geplanten Geschäftetausch mit Eon (EON SE) sieht sich Schmitz auf dem richtigen Weg. Eon übernimmt die RWE-Tochter Innogy (innogy SE) und reicht deren sowie das eigene Geschäft mit Ökostrom an RWE weiter. Die Transaktion soll RWE weg von der Braunkohle führen und fit für eine Zukunft nach einem absehbaren Ende der Kohleverstromung machen. Damit würde RWE zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft.
"Ich bin mit mir selbst im Reinen", sagte Schmitz. "Wir haben das richtige Konzept, wir bauen den Konzern um." RWE gehe aus der Kohle raus. "Wir wollen das ordentlich machen. Dazu braucht es Zeit." Dabei setzt er auf ein natürliches Ende der Braunkohle. "Wenn die Erneuerbaren schneller ausgebaut werden, erledigen sich viele Dinge von selbst."
Der Energiekonzern hatte zuletzt vor Gericht eine herbe Schlappe erlitten. Jetzt darf er nicht wie geplant Bäume an seinem Braunkohletagebau Hambach abholzen, um dort weiter Kohle zu fördern. Dies entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster und gab damit einem Eilantrag des Umweltverbandes BUND statt. Die Entscheidung des Gerichts habe RWE dabei schon sehr überrascht, so Schmitz.
Auch die Anleger am Kapitalmarkt seien sehr überrascht worden. Der Aktienkurs war nach der Entscheidung massiv eingebrochen. "Die Investoren stehen zu uns", betonte der Manager. Sie sähen die Transformation bei RWE. Der Kurs sei von einem hohen Niveau abgestürzt. Nicht erst seit dem Deal mit Eon war RWE in der Gunst der Anleger stetig gestiegen. Allerdings räumte Schmitz ein, das Investoren im Moment eine große Unsicherheit in Deutschland sähen. Grundproblem seien dabei Investitionssicherheit und Planungssicherheit für die Industrie.
RWE rechnet selbst mit überschaubaren finanziellen Schäden durch den Rodungsstopp. Ab 2019 dürften sie jährlich im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Seine Jahresprognose bekräftigte Schmitz daher. "Wir sehen derzeit keinen Anlass, die Prognose zu ändern." Rückstellungsbedarf für den Rodungsstopp am Hambacher Forst sieht der RWE-Chef derzeit nicht. "Ich bin entspannt, was das laufende Geschäft betrifft."
Allerdings müsse RWE nun den Betrieb umstellen, erklärte der Manager. "Wir können im Tagebau Hambach weniger Kohle fördern, weil wir davon ausgehen, dass ein letztinstanzliches Urteil längere Zeit braucht. Daher rechnen wir damit, dass wir mit der Rodung erst wieder 2021 anfangen können." Das werde dazu führen, dass der Energiekonzern 10 bis 15 Millionen Tonnen im Jahr weniger fördern könne. Derzeit sind es 39 Millionen Tonnen. Betriebsbedingte Kündigungen wollte Schmitz in diesem Zusammenhang nicht ausschließen, auch wenn er betonte, das RWE in seiner Geschichte bislang darauf habe verzichten können und andere, sozialverträgliche, Lösungen gefunden habe.
Der Rodungsstopp fällt in eine Zeit, in der der Ausstieg aus der Kohleverstromung zunehmend hitzig diskutiert wird. Vor allem RWE steht unter Druck, in andere Energieformen zu investieren. Der Essener Konzern gehört zu den großen Kohleverstromern Europas und ist einer der größten Emittenten des klimaschädlichen Gases CO2. Der Druck auf die Politik, aus dem fossilen Brennstoff auszusteigen, um die Emissionsziele für 2030 doch noch zu erreichen, wird größer. Länder wie Frankreich und die Niederlande haben sich bereits auf ein festes Ausstiegsdatum festgelegt. In Deutschland könnte Ende 2018 über ein Ende der Braunkohle entschieden werden.
"Wir richten uns auf das ein, was kommt, wenn die Ergebnisse vorliegen", sagte Schmitz. "Sinnvoll wäre ein öffentlich-rechtlicher Vertrag zu den Modalitäten eines Kohleausstiegs. Es geht um Planungssicherheit." Dabei habe RWE schon einige Kraftwerke stillgelegt, bis 2030 will der Konzern die den CO2-Ausstoß um 50 Prozent gegenüber 2015 senken. "Ich möchte die Branche sehen, die das genau so macht." RWE stehe für deutlich mehr als Braunkohle. Diese Botschaft komme aber anscheinend überhaupt nicht an - unverständlich für Schmitz.
Die Transaktion mit Eon sieht der Manager auf einem guten Weg. Schmitz rechnet mit den kartellrechtlichen Freigaben im kommenden Sommer. Danach soll der Geschäftetausch "zügig" abgeschlossen werden. Nach der kartellrechtlichen Freigabe will RWE dann die künftige Strategie im Detail vorstellen, auch dem Kapitalmarkt. Schmitz hatte bereits angekündigt, jährlich 1,5 Milliarden Euro pro Jahr in das Geschäft stecken zu wollen, was er nun bekräftigte. "Zudem wollen wir unsere Dividendenstrategie neu gestalten. Und dann kann es losgehen."
Zukäufe sieht er dabei nicht unbedingt, schließt sie aber nicht aus. "Es kommt darauf an, ob es sich rechnet. Ich sehe momentan nichts, was uns reizen würde."/nas/ted/stw/jha/
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