08.10.2010 15:30:32

ROUNDUP: IWF und Weltbank fordern globalen Zusammenhalt gegen Währungskämpfe

    WASHINGTON/BERLIN (dpa-AFX) - Internationaler Währungsfonds und Weltbank haben eine engere globale Zusammenarbeit angemahnt, um Währungsdispute nicht eskalieren zu lassen. IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn warnte unmittelbar vor der Jahrestagung beider Institutionen, es könne keine guten Folgen für die noch schwache Weltwirtschaft haben, wenn Staaten ihre Währungen als Waffen einsetzten. Weltbank-Präsident Robert Zoellick sagte, die derzeitigen Spannungen könnten in handfesten Ärger münden, werde mit ihnen nicht richtig umgegangen. Unterdessen flammen Vorwürfe Washingtons gegen Europa wieder auf, dass die Euro-Zone sich nur zögerlich hinter ihre schwächeren Mitglieder gestellt habe.

    Strauss-Kahn betonte in Washington, der Weltwährungsfonds sei "der richtige Ort", um Währungsstreitigkeiten zu behandeln. Er schlug außerdem eine "Art systemweite Stabilitäts-Initiative" vor, ohne aber Details zu nennen. Der IWF-Chef beklagte aber, dass die internationale Bereitschaft zur Zusammenarbeit abnehme, je weiter der Höhepunkt der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise zurückliege.

    Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) Dennis Snower warnte vor den "großen Gefahren" eines Währungskriegs. "Ein Abwertungs-Wettlauf unter den großen Währungen ist politisch kostspielig und wirtschaftlich sinnlos", sagte der Ökonom. Die derzeitige Strategie der US-Notenbank führe zu einer Abwertung des Dollar, die eine Kettenreaktion auslösen könnte.

    In Tokio verkündete die Regierung ein weiteres milliardenschweres Konjunkturprogramm, um eine drohende Rezession abzuwenden. Das Paket hat ein Volumen von gut fünf Billionen Yen (derzeit rund 44 Milliarden Euro). An den Währungsmärkten wurde spekuliert, dass Japans Notenbank nach den jüngsten Aktionen ihre Geldschleusen noch weiter öffnen könnte, um den Höhenflug des Yen zum Dollar zu stoppen. In der Nacht zum Freitag fiel der Dollar mit 82,11 Yen auf ein 15- Jahres-Tief.

    Während Länder wie Japan oder die USA die Märkte mit immer mehr Geld fluten, halten Europas oberste Währungshüter am allmählichen Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes fest. Das hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, am Donnerstag erneut klargemacht. Die EZB unterstützt die Märkte zwar wie geplant weiter mit Liquidität - statt die Sondermaßnahmen wie andernorts auszuweiten, steht der Ausstieg aus der üppigen Geldversorgung auf der Agenda.

Kritik kam erneut aus den USA. US-Finanzminister Timothy Geithner sagte nach Angaben des "Handelsblatts" (Freitag) bei einer Veranstaltung der Denkfabrik "Brookings" am Mittwoch in Washington: "Was in Europa im Frühjahr geschah, war sehr, sehr schädlich." Es habe viel zu lange gedauert, bis sich die Euro-Zone auf eine Unterstützung geeinigt habe, sagte Geithner zum milliardenschweren Euro-Rettungspaket. Das Ergebnis seien "Zweifel, ob Europa den Willen und die Fähigkeit besitzt, sich hinter seine Mitglieder zu stellen".

    Die Bundesregierung wies am Freitag vehemente Kritik der USA am deutschen und europäischen Stabilitätskurs zurück: "Die EU hat im Frühjahr gezeigt, dass sie handlungsfähig ist, und Deutschland hat dabei eine maßgebliche Rolle gespielt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Er betonte: "Diese Aussagen haben wir uns zum Teil gar nicht so richtig erklären können."

    Zum zweitägigen Jahrestreffen von Weltwährungsfonds und Weltbank, das am Freitag begann, kommen auch die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben größten westlichen Industriestaaten (G7) in der US-Hauptstadt zusammen. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen neben der Gefahr eines Abwertungswettrennens der Währungen und dem schleppenden Aufschwung in reichen Ländern auch die seit Jahren diskutierte IWF-Reform. Schwellenländer sollen mehr Gewicht bekommen. Noch ziehen aber Europäer, die USA und aufstrebende Nationen wie China, Indien und Brasilien aber in verschiedene Richtungen.

    Arme Staaten und Schwellenländer kritisierten derweil den Sparkurs reicher Nationen. Dass viele Industrienationen derzeit gleichzeitig und in großem Umfang den Rotstift ansetzten, um Staatsschulden zu begrenzen, "birgt das beträchtliche Risiko einer Abwärtsspirale für die globale Nachfrage", erklärten die in der G24 zusammengeschlossenen Länder in Washington. Skeptisch äußerte sich die Staatengruppe auch über die derzeit massiven Geldströme in manche ihrer Länder. In der Folge gerieten lokale Währungen unter Aufwertungsdruck, Märkte könnten überhitzen./bbi/fb/DP/jha

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