Ringtausch 16.11.2022 17:55:00

Rheinmetall-Aktie leicht im Plus: Rheinmetall-Kampfpanzer sollen an Slowakei übergeben werden

Rheinmetall-Aktie leicht im Plus: Rheinmetall-Kampfpanzer sollen an Slowakei übergeben werden

Dies wurde nun in Brüssel zwischen Vertretern beider Länder und dem Unternehmen vertraglich vereinbart, wie die Rheinmetall AG mitteilte. Neben dem Panzermodell Leopard 2 A4 umfasst der Auftrag ein Munitionspaket sowie integrierte Ausbildungs- und Logistikleistungen. Die slowakischen Streitkräfte geben ihrerseits militärische Ausrüstung zur Unterstützung an die Ukraine ab.

Bei den zur Verfügung gestellten Fahrzeugen handelt es sich um überholte Leopard 2 A4 aus ehemaligen Beständen verschiedener Nutzerstaaten, welche sich im Eigentum von Rheinmetall befinden. Das erste Fahrzeug soll im Dezember 2022 ausgeliefert werden und die Auslieferung soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.

Der Ringtausch soll die Ukraine bei deren Anstrengungen gegen die russische Invasion unterstützen. Dabei geben NATO-Partner Großgerät aus vormals sowjetischer Produktion an die Ukraine ab und erhalten dafür verfügbare Systeme aus westlicher Produktion.

Rheinmetall plant dank Rüstungsboom deutlich mehr Geschäft bis 2025 ein

Der Rüstungskonzern hat sich wegen der Aufrüstung in vielen NATO-Staaten für die mittlere Frist höhere Finanzziele gesteckt. 2025 soll sich der Umsatz gegenüber dem Jahr 2021 nahezu verdoppelt haben, wie der MDax-Konzern am Mittwoch anlässlich einer Investorenveranstaltung in Wien mitteilte. Auch bei der Profitabilität dürfte es Aufschwung geben, sodass sich auch Nettogewinn und Dividende in etwa verdoppeln dürften. Die in den vergangenen Tagen nach einem Rücksetzer wieder stark gestiegene Aktie legte leicht zu.

2025 will der Düsseldorfer Konzern zwischen 10 und 11 Milliarden Euro Umsatz erzielen. Für das laufende Jahr hat das im MDAX gelistete Unternehmen sich derzeit rund 15 Prozent Umsatzwachstum aus eigener Kraft gegenüber den 5,7 Milliarden Euro Umsatz aus dem Vorjahr vorgenommen.

Die für dieses Jahr bei über 11 Prozent eingeplante operative Marge, an der Rheinmetall maßgeblich seine Profitabilität misst, soll auf rund 13 Prozent bis zur Mitte des Jahrzehnts ansteigen. Analysten schätzten bisher im Schnitt einen Umsatz von weniger als 10 Milliarden Euro und eine Marge von knapp 13 Prozent für 2025.

Die Rheinmetall-Aktie kletterte in der Spitze bis auf fast 190 Euro und lag damit so hoch wie seit Anfang August nicht mehr. In der Anlegereuphorie rund um die Rüstungsambitionen Deutschlands und anderer NATO-Staaten infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine war das Papier im Juni bis auf ein Rekordhoch bei 227,90 Euro gestiegen. Dass Rheinmetall die hochfliegenden Erwartungen an Umsatz und Auftragseingang im Sommer etwas dämpfte, sorgte zwischenzeitlich für nachlassende Kursfantasie der Investoren.

Goldman Sachs-Analystin Daniela Costa sieht angesichts der neuen Mittelfristziele bei den Markterwartungen Spielraum nach oben. Das Margenziel könnte angesichts der Wachstumsmöglichkeiten in der renditestarken Sparte mit Waffen und Munition als vorsichtig angesehen werden. Die Aktie habe in den vergangenen drei Monaten besser abgeschnitten als der europäische Industriegütersektor.

Seit dem vorangegangenen Kapitalmarkttag im Februar 2021 - also vor dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - hat sich viel getan. Damals lagen die Mittelfristziele für 2025 noch spürbar niedriger bei einem Umsatz von rund 8,5 Milliarden Euro und einer Marge von 10 Prozent oder mehr.

Mit dem Kriegsausbruch im Februar 2022 änderte sich die Sicherheitslage für NATO-Staaten erheblich. Rheinmetall erhofft sich etwa aus dem Sondervermögen für die bessere Ausstattung der Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden einen großen Anteil für eigene Aufträge. Das Unternehmen baut Panzersysteme und andere militärische Fahrzeuge, stellt Waffen und Munition her und liefert auch Rüstungselektronik.

Daneben reduziert der Konzern derzeit seine Abhängigkeit von der Autoindustrie. Das Geschäft mit Verbrennerkolben führen die Düsseldorfer schon nicht mehr im Kerngeschäft, für Teile davon sind bereits Verkaufsabreden getroffen, für weitere wird noch eine Lösung gesucht. Im Konzern verbleibt die Sparte mit Sensoren und Aktuatoren - im Wesentlichen Elektronik für Autoantriebe, Technik zur Abgasnachbehandlung, Pumpen für Motoren und Kühlanwendungen sowie Ventile. Auch dieses Geschäft soll dank der Teile für die Elektromobilität wachsen.

Die Erlöse mit militärischen Fahrzeugen sollen sich bis 2025 im Vergleich mit 2021 mindestens auf 4 bis 5 Milliarden Euro verdoppeln - das Geschäft dürfte damit die größte Sparte bleiben. Im besonders lukrativen Bereich mit Waffen und Munition plant Rheinmetall-Chef Armin Papperger ebenfalls eine Verdopplung des Umsatzes auf rund 2,5 Milliarden Euro ein - und mit Margen von über 20 Prozent eine nochmals erhöhte Profitabilität.

So reagiert die Rheinmetall-Aktie

Die Rheinmetall-Aktie stiegt im XETRA-Geschäft um 0,17 Prozent undschloss bei 180,40 Euro. Im Fokus standen hier auch die Aussagen des Konzerns auf dessen Investorenveranstaltung. Die Düsseldorfer stecken sich wegen der Aufrüstung in vielen NATO-Staaten für die mittlere Frist höhere Finanzziele.

Zwar gibt es inzwischen Hinweise darauf, dass es sich bei dem in Polen eingeschlagenen Geschoss um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt und nicht aus Russland, wie zuerst befürchtet. Doch das Ereignis rufe den Anlegern wieder in Erinnerung, welche politischen und wirtschaftlichen Risiken der Krieg in der Ukraine weiterhin mit sich bringe, kommentierte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Das könnte den Drang zu etwas mehr Vorsicht in der Geldanlage bei dem einen oder anderen durchaus erhöhen."

Vom vorsichtigen Agieren in Phasen wachsender geopolitischer Spannungen und militärischer Konflikte waren gleichwohl Aktien von Rüstungsherstellern bereits in den zurückliegenden Monaten eher ausgenommen. Die Rüstungskonzerne profitieren seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine von den steigenden Verteidigungsbudgets der Länder.

FRANKFURT/DÜSSELDORF/WIEN (Dow Jones / dpa-AFX)

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