Produktionsziel aufgegeben 04.02.2021 17:52:00

OMV-Aktie in Grün: OMV machte 2020 um ein Drittel weniger Umsatz und Gewinn - Borealis will Düngemittelgeschäft verkaufen

OMV-Aktie in Grün: OMV machte 2020 um ein Drittel weniger Umsatz und Gewinn - Borealis will Düngemittelgeschäft verkaufen

Der Umsatz ging um 29 Prozent auf 16,55 Mrd. Euro zurück, das um Lagerhaltungseffekte bereinigte CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten halbierte sich auf 1,686 Mrd. Euro und unterm Strich blieb ein Periodenüberschuss von 1,478 Mrd. Euro (-31 Prozent), gab die OMV am Donnerstag in der Früh bekannt.

Während Upstream (Öl- und Gasproduktion) durch den massiven Öl- und Gaspreisverfall substanziell betroffen gewesen sei, habe sich das Downstream-Geschäft als wesentlich resistenter erwiesen, hieß es in der Mitteilung. Downstream habe den Gewinn im Gas-Trading und Retail-Geschäft gesteigert, trotzdem sei das Gesamtergebnis in Downstream leicht gesunken.

Die OMV-Chemietochter Borealis erzielte im Vorjahr einen Nettogewinn von 589 Mio. Euro, nach 872 Mio. Euro im Vorjahr.

Die Gesamtproduktion der OMV ging 2020 um 5 Prozent auf 463.000 Fass pro Tag zurück. Für heuer wird eine Zunahme auf 480.000 Fass Öl-Äquivalent erwartet, "abhängig von der Sicherheitslage in Libyen und auferlegten Produktionskürzungen durch Regierungen". Das operative Ergebnis der Gruppe sank 2020 um 71 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro.

OMV-Chemietochter Borealis will Düngemittelgeschäft verkaufen

Die OMV-Tochter Borealis, an der die OMV mit 75 Prozent beteiligt ist, will ihre Stickstoff-Sparte noch im Laufe dieses Jahres verkaufen und sich auf die Produktion von Polyolefinen und Basischemikalien konzentrieren. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der Stickstoffbereich, zu dem auch die Düngemittelproduktion gehört, macht rund 15 Prozent des Gesamtgeschäfts aus. Die OMV hatte erst vor kurzem ihre Beteiligung an der Borealis um 4,1 Mrd. Euro aufgestockt.

Borealis betreibt Anlagen für die Pflanzennährstoffproduktion in Österreich und Frankreich. Mit rund 60 Lagern in ganz Europa und einer jährlichen Auslieferung von rund fünf Millionen Tonnen Produkten in West-, Mittel- und Südosteuropa sei man einer der führenden Düngemittelproduzenten in Europa, heißt es in der Borealis-Mitteilung.

Dennoch wird der Bereich nun abgestoßen: "Wir haben mit dem Düngemittelgeschäft einfach keine wettbewerbsfähige Größe", sagte OMV-Chef Rainer Seele am Donnerstag zur APA. "Auch wenn es große Volumina sind - im Vergleich zu den Wettbewerbern und auch mit der Auslegung der verschiedenen Standorte hat die Borealis in diesem Geschäftssegment nicht die Economies of Scale." Man habe zwar ein im Grunde wirtschaftlich gesundes Geschäft, aber es fehle die nötige Größenordnung. Die Beteiligung des Unternehmens an Düngemittelproduktionsstätten in den Niederlanden und Belgien ("Rosier") ist von den Verkaufsplänen nicht betroffen.

Wer Borealis-Chef Alfred Stern nachfolgen wird, der ab 1. April in den OMV-Vorstand wechselt, wollte Seele noch nicht verraten. Stern soll in der OMV dem Bereich Chemicals & Materials vorstehen. Der bisherige Bereich Refining & Petrochemical Operations, für den derzeit Thomas Gangl als Vorstand zuständig ist, wird in Refining und Chemicals & Materials geteilt. Gangl bleibe Vorstandsmitglied, sagte Seele.

Von dem im Vorjahr angekündigten Verkaufsprogramm mit einem Volumen von 2 Mrd. Euro habe man bereits über eine Milliarde unterzeichnet, sagte Seele. Das waren im vergangenen Jahr die verbleibenden Anteile an der OMV-Pipelinetochter Gas Connect Austria (GCA), das Tankstellennetz in Deutschland und die Ölproduktion in Kasachstan. "Das Closing und damit die positiven Cash-Effekte erwarten wir im Laufe des Jahres 2021", sagte Seele. Offen sei nun noch der Verkauf der Tankstellenkette in Slowenien und eben das Düngemittelgeschäft der Borealis. "Über die Tankstellenkette in Slowenien verkaufen wir nicht unser eigenes Benzin und Diesel, deshalb haben wir gesagt, wir reduzieren das."

OMV gibt Produktionsziel von 600.000 Fass/Tag auf - Fokus auf Chemie

Der Öl- und Gaskonzern OMV will künftig vor allem im Chemiebereich wachsen und nimmt seine Ziele für die Öl- und Gasproduktion deutlich zurück: "Das langfristige Ziel von 600.000 Barrel am Tag und die Reserven-Verdoppelung wird die OMV strategisch nicht mehr weiterverfolgen", sagte OMV-Chef Rainer Seele am Donnerstag zur APA. "Wir haben eine Neuausrichtung gemacht mit der Transformation zu einem Chemiekonzern", so Seele. Wachsen wolle man nun bevorzugt im Chemiebereich.

"Chemicals & Materials ist das Wachstumssegment - und die Wachstumsziele, die wir für das Upstream-Geschäft und das Raffineriegeschäft in der Strategie aus dem Jahr 2018 formuliert hatten, haben wir jetzt auf Grund des Wachstums im Chemie- und Materials-Bereich zurückgenommen." Künftig strebe man ein Produktionsniveau von 480.000 bis 500.000 Barrel am Tag an.

2020 ging die Gesamtproduktion der OMV um 5 Prozent auf 463.000 Fass pro Tag (Öl-Äquivalente) zurück. "Wir hatten keine Produktion in Libyen, das ist der Grund, warum wir im letzten Jahr einen Rückgang der Produktion hatten", sagte Seele. "Libyen ist aber im vierten Quartal jetzt wieder zurückgekommen und die Produktion dort läuft stabil, deshalb wird die Produktion im Jahr 2021 ansteigen." Für heuer wird mit einer Tagesproduktion von 480.000 Fass gerechnet.

"Mit der Pipeline an Investitionen, die wir jetzt haben, wollen wir dieses Produktionsniveau halten. Die Verdoppelung unserer Reservenbasis wird nicht mehr verfolgt." Man plane daher auch eine Großakquisitionen von Öl- und Gasfeldern.

Was das für die geplante Beteiligung am den russischen Fördergebieten IV und V der Achimov-Formation im Öl-, Gas- und Kondensatfeld Urengoy (Urengoj) bedeutet, ist vorerst noch unklar. Die OMV wollte ursprünglich um 905 Mio. Euro eine Beteiligung von knapp 25 Prozent erwerben, die Vertragsunterzeichnung war zunächst für Ende 2019 geplant, dann wurde aber im März 2020 überraschend mitgeteilt, dass sich die Verhandlungen bis 2022 hinziehen könnten und dass auch der Kaufpreis nicht mehr fix sei.

"Die Welt hat sich gedreht", erklärte der OMV-Chef zum Strategiewechsel. "Wir gehen davon aus, dass die Elektrifizierung der Mobilität und des Transports greifen wird. Wir gehen davon aus, dass auch andere Antriebe zukünftig diesen Markt bestimmen werden und erwarten dementsprechend eine Konsolidierung im Raffineriegeschäft, und das global."

Das Wachstum im Chemiebereich werde sich durch die Investitionspipeline der Borealis ergeben. Während man im letzten Jahr wegen des schlechteren Ausblicks für die Öl- und Gaspreise fast eine Milliarde Euro an Abwertungen im Upstream-Bereich gehabt habe, habe es weder bei den Raffinerien noch im Chemiebereich Abwertungen gegeben, sondern nur Aufwertungen.

Für Österreich seien in der Mittelfristplanung Investitionen in Höhe von 3 Mrd. Euro vorgesehen, davon ein Drittel für nachhaltige Projekte, sagte Seele, "für das Kunststoff-Recycling, für erneuerbare Energie und für die Erzeugung von grünem Wasserstoff". Auch die Eigenproduktion von Öl- und Gas in Österreich werde man nicht vernachlässigen. Den Rohöleinsatz in den eigenen Raffinerien will man sukzessive substituieren.

Aber die OMV betrachte die Erzeugung von erneuerbaren Energien nicht als ein Kerngeschäft, damit kenne sich der Partner Verbund besser aus. "Ich erkenne bei der OMV auch nicht irgendeinen großen Wettbewerbsvorteil bei der Stromerzeugung oder im Stromhandel. Nein, die OMV transformiert sich in Richtung Chemie und nicht in Richtung Strom." Die Stromprojekte seien vor allem auf den Eigenbedarf ausgerichtet und man werde sie in Partnerschaft mit dem Verbund verfolgen.

Die OMV-Aktie zog an Donnerstag in Wien zeitweise über 3 Prozent an. Bis zum Handelsende dezimieren sich die Gewinne jedoch bis auf ein Plus von 0,17 Prozent bei 35,48 Euro.

(APA)

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Bildquelle: Manfred Segerer/OMV

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