08.07.2013 18:13:31
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UPDATE: Siemens-Aktionäre machen bei Osram guten Schnitt
(NEU: weitere Details, Analysten, Osram-CFO)
Von Isabel Gomez und Eyk Henning
Entgegen vieler Erwartungen war der Börsengang von Osram ein "souveränes Spin-off" - wenn auch kein überragender Erfolg. Zwar verlor die Aktie am ersten Tag etwas an Wert, Analysten zeigten sich insgesamt aber zufrieden. Und auch die Siemens-Aktionäre, die Osram-Aktien ins Depot gebucht bekommen haben, dürften erst einmal erfreut sein. Die Siemens-Aktie stieg im Tagesverlauf um bis zu 2,5 Prozent.
Mit einem ersten Preis von 24 Euro je Aktie wurde das Papier als Osram Licht AG unter dem Kürzel OSR am Montagmorgen in den Handel aufgenommen. Zwar fiel der Kurs nach Handelsstart zunächst auf 23 Euro, am Nachmittag stabilisierte sich das Papier jedoch bei 23,60 Euro und ging bei 23,80 Euro aus dem Handel. Siemens-Schätzungen hatten das Papier im Vorfeld noch auf 30,85 Euro taxiert, der Buchwert belief sich laut Börsenprosekt auf 2,18 Milliarden Euro.
"Osram hat zu Handelsbeginn wie erwartet ein wenig Druck erfahren, da manche Indexfonds das Papier verkaufen mussten", so der Analyst Wolfgang Donie von der NordLB. Darauf hatte auch Osram im Börsenprospekt hingewiesen: Indexfonds, die den Dax oder den Euro-Stoxx-50 abbilden und in denen Siemens Mitglied ist, müssen die Aktie abstoßen, damit ihre Zusammensetzung wieder passt. Die Analysten der UBS rechnen damit, dass der Osram-Kurs auch in den nächsten Tagen volatil bleiben wird.
Für Siemens-Aktionäre fällt die erste Bilanz ordentlich aus. Rein rechnerisch ergibt sich für sie auf dem Papier ein Gewinn von knapp 5 Prozent. Bei dem Spin-Off hatten sie zehn Osram-Aktien in ihr Depot gebucht bekommen. Am Freitag zu Handelsschluss kostete die Siemens-Aktie 77,50 Euro, am Montag beendete sie den Handel bei 78,15 Euro. Das Osram-Papier kostet 23,80 Euro. Teilt man diesen Kurs durch zehn, und zieht diese 2,38 Euro vom Freitagskurs ab, müsste die Siemens-Aktie heute rein theoretisch 75,12 Euro kosten. Tatsächlich liegt sie aber 3,03 Euro darüber. Also ein guter Schnitt für die Siemens-Inhaber, zumindest für den heutigen Tag.
"Der Mehrwert für Siemens-Aktionäre ist nur auf den ersten Blick so groß", sagt dagegen Analyst Donie. Auf den zweiten Blick sei eben auch der DAX 2,1 Prozent im Plus. "Und es gab am Wochenende Spekulationen über ein Joint Venture von Siemens mit Stadler. Der Kurs wird also nicht nur von Osram getrieben", so Donie. Allerdings hilft die Abspaltung von Osram Siemens langfristig. "Siemens handelt seit geraumer Zeit unter dem fairen Wert. Die Investoren haben wohl nicht an eine Strukturveränderung geglaubt. Jetzt ist sie da und das wird der Aktie mittelfristig helfen", so ein anderer Analyst, der nicht genannt werden wollte.
Siemens will sich künftig wieder verstärkt auf seine Kernsparten konzentrieren und trennt sich daher von margenschwachen oder gar verlustträchtigen Bereichen. Zuletzt hatte der Konzern seinen Anteil am Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN) an Nokia verkauft. Zuvor gab Siemens bekannt, die verlustreiche Solarsparte einzustellen.
Zufrieden zeigte sich am Montag auch Osram-Finanzvorstand Klaus Patzak. Den Erstpreis von 24 Euro will er zwar nicht bewerten. "Der erste Preis und der heutige Tag sind für mich Momentaufnahmen. Uns ist wichtig, wie sich die Aktie in ein paar Monaten entwickelt hat", sagte er dem Wall Street Journal Deutschland. Ein Vergleich des ersten Preises mit Analystenschätzungen im Vorfeld ist kaum möglich. "Analysten hatten die Aktie im Vorfeld in einer breiten Spanne, die von etwa 21 bis 44 Euro reichte, bewertet", so Donie.
Investoren hatten vor dem Börsengang nur bedingt Interesse an der Aktie gezeigt. Zwar ist das LED-Geschäft ein Wachstumsmarkt, allerdings trägt diese Sparte laut den Analysten von Edison nur gut 25 Prozent zum Gesamtumsatz von Osram bei - den Rest erwirtschaftet das Unternehmen vor allem mit traditioneller Lichttechnik. Den Investoren stellt Osram im Börsenprospekt eine durchschnittlichen Ebitda-Marge von 8 Prozent vor Steuern und Abschreibungen ab 2015 - aktuell sind es vier Prozent. Denn bis dahin will das Unternehmen unter Vorstandschef Wolfgang Dehnen gut eine Milliarde Euro an Kosten eingespart haben. Im vergangenen Jahr gab Osram bekannt, dazu weltweit 8.000 Stellen abbauen zu wollen.
Mit dem Spar- und Restrukturierungsplan kommt Osram laut Patzak gut voran. "Wir haben einen sehr hohen Restrukturierungsaufwand. Aber wir haben 2012 und im ersten Halbjahr 2013 bereits 325 Millionen Euro Transformationskosten verbucht", so der Finanzchef. Zudem seien bereits 5.000 Stellen weggefallen, seit Osram im vergangenen Jahr die Umstrukturierung angekündigt hatte.
Bis 2015 will Osram eine Milliarde Euro einsparen und zusätzlich das Unternehmen auf das veränderte Marktumfeld einstellen und verstärkt auf LEDs ausrichten. Dass dies gelingt, glauben zumindest die Analysten der UBS. Sie bewerten das Unternehmen schon jetzt mit rund 4 Milliarden Euro, und zwar auf Basis der Gewinnschätzung für das Jahr 2015. Die Ebitda-Marge vor Steuern und Abschreibungen werde bis dahin bei 9 Prozent liegen - und damit über dem von Osram ausgegebenen Ziel.
Siemens wird Osram künftig noch begleiten, die Münchener halten 17 Prozent der Aktien, der eigene Pensionsfonds bekommt 2,5 Prozent.
Kontakt zu den Autoren: isabel.gomez@dowjones.com; eyk.henning@dowjones.com
DJG/igo/kla
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July 08, 2013 11:42 ET (15:42 GMT)
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