23.05.2022 17:04:41
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Nagel verteidigt neue geldpolitische Strategie der EZB
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die neue geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel durchaus für den Umgang mit Inflationsraten von über 2 Prozent geeignet, weil sie Inflationsraten von unter als auch von über 2 Prozent für unerwünscht erklärt. "Das bedeutet einerseits, dass das Eurosystem die Implikationen der effektiven (Zins-)Untergrenze berücksichtigt, um zu verhindern, dass sich negative Abweichungen vom Inflationsziel verfestigen. Auf der anderen Seite... betont die Symmetrie des Inflationsziels, dass positive Abweichungen ebenso unerwünscht sind", sagte Nagel bei einer Konferenz der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Er glaube also nicht, dass die neue Strategie Aufwärtsrisiken für die mittelfristige Preisstabilität unbeachtet lasse.
Die Strategiereform von 2020 hatte unter dem Eindruck gestanden, dass die Inflation im Euroraum etwa ein Jahrzehnt lang deutlich unter 2 Prozent gelegen hatte. Das hatte auch die Inflationserwartungen in diese Richtung bewegt. Die neue Strategie der EZB beinhaltet zwei wichtige Neuerungen: Die EZB steuert keine Inflation von knapp 2 Prozent mehr an, sondern glatt 2 Prozent. Außerdem ist sie künftig gehalten, eine besonders "kraftvolle oder hartnäckige" Politik zu betrieben, wenn die Inflation unter 2 Prozent liegt und ihre Leitzinsen nahe null liegen.
Einige Beobachter führen die zögerliche Reaktion der EZB auf den starken Inflationsanstieg seit Anfang 2022 darauf zurück, dass die EZB zu stark auf die jahrzehntelang zu niedrige Inflation fokussiert war. Nagel sagte aber, dass er die EZB gegen den Vorwurf einer falschen Strategie in Schutz nehmen wolle - auch wenn die Bundesbank nicht in dem Verdacht stehe, die stärkste Verfechterin einer anhaltend expansiven Geldpolitik zu sein.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/smh
(END) Dow Jones Newswires
May 23, 2022 11:04 ET (15:04 GMT)
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