09.03.2020 16:07:43
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MÄRKTE EUROPA/Kursabsturz - Globale Rezession wird eingepreist
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Abverkauf an Europas Börsen setzt sich am Montagnachmittag fort. Die immer beunruhigender klingenden Nachrichten zur Coronavirus-Epidemie und ein von Saudi-Arabien angezettelter Preiskrieg am Ölmarkt sorgen für panikartige Verkäufe am Aktienmarkt. Die italienische Regierung hat 16 Millionen Menschen unter Quarantäne gesetzt. Davon betroffen ist besonders der Norden Italiens und damit das Wirtschaftszentrum des Landes.
Das Barrel Brent-Öl kostet 36,36 Dollar, das fast 20 Prozent weniger als am Freitag. Im Tief war es schon für knapp über 31 Dollar zu haben. Am Freitag waren die Ölpreise bereits um rund 10 Prozent eingebrochen, weil sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) nicht mit ihren Verbündeten, allen voran Russland, auf eine Förderkürzung hatte einigen können. Saudi-Arabien will deswegen nun die Produktion trotz der Bedrohung der Nachfrage durch das Coronavirus stark erhöhen. Damit steht ein Preiskrieg am Ölmarkt ins Haus.
Kreisen zufolge soll Saudi-Arabien planen, die tägliche Ölförderung um 10 bis 11 Millionen Barrel auszuweiten. Am Donnerstag hatten sich zwar die Opec-Minister auf einen Produktionsrückgang um 1,0 Millionen Barrel verständigt, dies jedoch von der Zustimmung von Russland abhängig gemacht, im Verein mit den anderen Nicht-Opec-Alliierten seinerseits die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag zu reduzieren.
Pleitewelle bei Energieunternehmen befürchtet
Der DAX bricht um 7,6 Prozent auf 10.650 Punkte ein, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 7,8 Prozent auf 2.981 nach unten. Die Börse Mailand sinkt um 9,9 Prozent. Auch an Wall Street gibt es kein Halten, zeitweise wurde der Handel wegen der massiven Verwerfungen ausgesetzt. Beobachter befürchten nun eine Pleitewelle von Unternehmen aus dem Energiesektor mit entsprechenden Ansteckungsgefahren in den gesamten Kreditmarkt. Hier bestehe mit Blick auf die Zentralbanken dringender Handlungsbedarf.
An den Finanzmärkten wird zunehmend die Illusion einer Konjunkturerholung aufgegeben. Ein Indiz dafür, dass die globalen Börsen nun eine ebenso globale Rezession einpreisen, hat der Sentix-Konjunkturindex am Vormittag gegeben. Nie seien die Sentix-Konjunkturdaten innerhalb eines Monats in allen Weltregionen so deutlich eingebrochen, teilten die Analysten mit. Die Region Asien ex Japan falle ebenso in eine Rezession wie Europa oder Japan. Auch in den USA sei ein Abschwung zu erwarten.
Gesucht sind sichere Häfen, allen voran Anleihen. Die deutsche Zehnjahresrendite ist auf ein Rekordtief von minus 0,90 Prozent gefallen. Eine Ausnahme machen die Renditen in Italien, die deutlicher anziehen.
Am Devisenmarkt legen der Franken und insbesondere der Yen zu. Der Dollar kostet nur noch 102,41 Yen nach 105,40 am Freitag. Das ist der höchste Yen-Kurs seit Herbst 2016. Auf der anderen Seite bricht der Rubel ein.
Der Ölsektor bricht um mehr als 15 Prozent ein
Bei den Branchen sackt der Index der Öl- und Gasaktien um 15,8 Prozent ab, der Index der Rohstoffaktien ist mit einem Minus von 10,4 Prozent der zweitschwächste. Der Bankenindex verliert 10,1 Prozent. Die Bankaktien werden belastet von den teils auf Rekordtiefs gesunkenen Renditen am Anleihemarkt. Auch könnten Insolvenzen am Energiemarkt Löcher in die Bankbilanzen reißen.
Am besten schlagen sich wie üblich in Krisenzeiten sogenannte defensive, also weniger zyklische Sektoren wie Nahrungsmittel, Pharma und Einzelhandel. Aber selbst hier geht es um jeweils mehr als 4 Prozent abwärts.
Nachrichten von Unternehmen gehen in dieser Gemengelage weitestgehend unter. Gegen den Markt stemmen sich Vopak mit einem Plus von 3 Prozent. Vopak ist ein niederländischer Lagerbetreiber, der von den Verwerfungen am Ölmarkt profitiert. Je größer die Preisdifferenzen zwischen kurz- und langlaufenden Ölkontrakten, desto attraktiver ist für Vopak-Kunden die Einlagerung von physischem Öl.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 2.985,75 -7,62 -246,32 -20,28
Stoxx-50 2.803,08 -7,04 -212,12 -17,63
DAX 10.674,96 -7,51 -866,91 -19,43
MDAX 23.173,88 -6,37 -1576,89 -18,15
TecDAX 2.643,69 -6,40 -180,85 -12,31
SDAX 10.331,29 -6,53 -721,81 -17,43
FTSE 5.992,29 -7,28 -470,26 -14,32
CAC 4.757,76 -7,42 -381,34 -20,41
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,87 -0,16 -1,11
US-Zehnjahresrendite 0,52 -0,25 -2,16
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:49 Fr, 17:10 % YTD
EUR/USD 1,1443 +0,57% 1,1462 1,1325 +2,0%
EUR/JPY 116,98 -0,91% 116,99 119,20 -4,1%
EUR/CHF 1,0591 +0,18% 1,0572 1,0600 -2,4%
EUR/GBP 0,8704 +0,11% 0,8685 0,8689 +2,9%
USD/JPY 102,29 -1,46% 102,01 105,27 -6,0%
GBP/USD 1,3139 +0,40% 1,3199 1,3035 -0,9%
USD/CNH (Offshore) 6,9468 +0,25% 6,9449 6,9333 -0,3%
Bitcoin
BTC/USD 7.699,21 -5,80% 7.911,72 9.042,05 +6,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 34,25 41,28 -17,0% -7,03 -43,3%
Brent/ICE 36,38 45,27 -19,6% -8,89 -43,8%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.669,68 1.696,06 -1,6% -26,38 +10,0%
Silber (Spot) 16,90 17,55 -3,7% -0,65 -5,3%
Platin (Spot) 866,15 894,85 -3,2% -28,70 -10,2%
Kupfer-Future 2,49 2,56 -2,9% -0,08 -11,2%
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/raz
(END) Dow Jones Newswires
March 09, 2020 11:08 ET (15:08 GMT)
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