21.04.2013 20:17:58

Lausitzer Rundschau: Die Bombenanschläge und ihre Folgen: Das lange Echo aus Boston

Cottbus (ots) - Noch ist in den USA die Diskussion über die Bombenanschläge von Boston vor allem von Gefühlen der Erleichterung und von trotziger Zuversicht bestimmt. Die USA wurden von einer Art des hausgemachten Schreckens heimgesucht, den die Menschen nur schwer einordnen können. Doch allmählich kommen nach der Erleichterung die quälenden Fragen. Es beginnt eine neue Debatte über die Einwanderungsgesetze. Und die Bundespolizei FBI sieht sich vor der Herausforderung, zu erklären, ob sie nicht schon 2011 nach russischen Hinweisen hätte handeln müssen. Natürlich gibt es auch Forderungen nach einer erneuten Verschärfung von Gesetzen und Überwachungsmaßnahmen. Die gibt es nach solchen Ereignissen jedes Mal und überall. Auch in Deutschland wird diskutiert, ob man die Videoüberwachung ausweiten muss. Derzeit schwankt die Stimmung noch zwischen Aufregung und Besonnenheit. Aber es spricht einiges dafür, dass sich eine Mehrheit durchsetzen wird, die keine einschneidenden innenpolitischen Veränderungen will. Für Verunsicherung sorgen in den USA auch andere, nicht politisch motivierte Gewalttaten. Die Tragödie in Boston erinnert viele an den tödlichen Amoklauf an einer Grundschule und auch daran, dass es offenbar dagegen keine angemessene Antworten gibt. In Boston waren vergleichsweise wenig Opfer zu beklagen, die Fahndung nach den möglichen Tätern war in kurzer Zeit erfolgreich und in diese Fahndung waren die neuen Medien in bislang unbekannter Weise und erfolgreich einbezogen. In anderer Hinsicht allerdings wird Boston ein langes und starkes Echo haben. Klar ist schon jetzt: Die erregte Debatte über das Waffenrecht wird weitergehen. Sicher ist aber, dass die Diskussionen nicht überlagert werden durch Versuche, jetzt die Gefahr terroristischer Anschläge zu überzeichnen. Und es gibt ein weiteres, starkes Echo. Je mehr über die Motive der Täter bekannt wird, umso wichtiger wird die Frage werden, wie die USA mit der Verknüpfung von Religion und politischer Gewalt umgeht. Das Land ist wegen der starken religiösen Orientierung einer Vielzahl von Einwohnern nachhaltig verunsichert durch Taten, bei denen auch die religiöse Identität der Täter eine Rolle spielen könnte. Viele Amerikaner erfahren jetzt zum ersten Mal einiges über die ethnischen und religiösen Hintergründe der Konflikte im Kaukasus und versuchen diese einzuordnen in ein sowieso nur schemenhaftes Bild der Welt des Islam. Dadurch aber kann Boston nachhaltige Auswirkungen auf die Außenpolitik der USA haben. 

Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

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