Schnellschätzung 02.05.2023 16:21:00

Inflation in Österreich im April auf 9,8 Prozent gestiegen

Inflation in Österreich im April auf 9,8 Prozent gestiegen

Laut einer vorläufigen Schätzung der Statistik Austria waren die Verbraucherpreise im April um 9,8 Prozent höher als vor einem Jahr und um 0,8 Prozent höher als im März. In der Eurozone war die Teuerungsrate mit 7,0 Prozent deutlich geringer als in Österreich, und auch in Deutschland stiegen die Preise mit 7,2 Prozent weniger stark.

"Die Teuerung nimmt zunehmend in den Bereichen Freizeit, Reisen und Dienstleistungen an Fahrt auf", sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag laut Mitteilung. Im Gegensatz dazu seien die Preise für Treibstoffe und Heizöl erneut geringer als vor einem Jahr. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) legte im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,6 Prozent zu. Zum Vormonat März ist der HVPI laut vorläufiger Schnellschätzung um 1,0 Prozent gestiegen.

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr macht der Inflationsabstand zur Eurozone Sorgen. "Es reicht nicht, sich auf die EZB zu verlassen. Es braucht eine aktive Stabilisierungspolitik", schrieb Felbermayr auf Twitter.

Von dem Anstieg überrascht war Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner. "Wir haben erwartet, dass die Inflation zurückgeht", sagte er zur APA. Noch sei aber nicht in Detail klar, woher der Anstieg komme. Dafür müsse man sich noch rund zwei Wochen bis zur Veröffentlichung der Detailzahlen gedulden. Grundsätzlich halte das Wifo aber vorerst an seiner Prognose fest, wonach die Teuerung im Laufe des Jahres spürbar zurückgehen wird.

Für eine Abschwächung der Inflation spreche, dass einige Großhandelspreise und Preise für Vorprodukte oder Transport sogar zurückgegangen sind. Davon sollten sich Konsumenten zwar keine fallenden Preise, aber doch eine Inflationsdämpfung erhoffen, so Baumgartner. Eine Vermutung sei, dass in Branchen wie dem Tourismus, wo bisher einmal jährlich Preiserhöhungen üblich waren, heuer zwei Mal oder gar noch öfter die Preise angepasst werden. Oder es seien üblicherweise im Herbst vorgesehene Preiserhöhungen vorgezogen worden. Das könnte zu einem Preissprung im April geführt haben, der sich aber über das Jahr nicht dramatisch auswirken würde. Seine "erste Vermutung" wäre, dass Preissteigerungen bei Reisen und Flügen durchgeschlagen haben. "Aber es könnte natürlich auch ein zusätzlicher Preisschock sein, den wir nicht am Radar hatten", so Baumgartner. Gegen so eine Entwicklung spreche aber, dass sonst Branchenvertreter schon auf unerwartete Kostensteigerungen hingewiesen hätten.

In der Eurozone war die Inflation im März noch deutlich gesunken, hat sich aber im April nach einer ersten Schätzung von Eurostat in Luxemburg von zuletzt 6,9 auf nun 7,0 Prozent leicht beschleunigt. Im Gegensatz zur allgemeinen Inflation ging die Kerninflation in der Eurozone im April etwas zurück. Bei den Verbraucherpreisen ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel meldete Eurostat einen Anstieg im Jahresvergleich um 5,6 Prozent. Im März hatte die Kernteuerung mit 5,7 Prozent den höchsten Wert seit Bestehen des Währungsraums markiert. Sie gibt laut Ökonomen einen guten Eindruck über den grundlegenden Inflationstrend.

Die Energiepreise sind in der Eurozone im Jahresvergleich um 2,5 Prozent gestiegen, nachdem sie im März noch gesunken waren. Getrieben wird die Gesamtinflation mittlerweile durch deutlich steigende Preise für Lebens- und Genussmittel sowie für Dienstleistungen und Industriewaren.

Das Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird weiterhin klar überschritten. Die Notenbank stemmt sich seit einiger Zeit mit höheren Leitzinsen gegen die hohe Teuerung. Am Donnerstag wird bei der nächsten EZB-Zinssitzung mit einer weiteren Zinsanhebung gerechnet.

(APA)

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