08.01.2013 14:07:30

GESAMT-ROUNDUP: Japan will ESM-Anleihen kaufen - Rettungsschirm erstmals aktiv

    TOKIO/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die neue japanische Regierung macht mit ihrem Wahlkampfverprechen Ernst, die heimische Konjunktur über einen schwächeren Yen stützen zu wollen. Finanzminister Taro Aso sagte am Dienstag vor Journalisten, künftig wolle Japan Anleihen des Euro-Rettungsfonds ESM kaufen. Damit soll der Euroraum stabilisiert und mithin der Euro gestützt werden. Den starken Yen würde dies im Gegenzug schwächen. Zur Finanzierung will die Regierung allerdings nicht auf japanische Yen zurückgreifen, sondern die Fremdwährungsbestände des Landes nutzen. Beobachter werteten dies als Schritt, internationaler Kritik vorzubeugen.

 

    Die Ankündigung aus Japan kam nur wenige Stunden vor dem ersten Auftritt des ESM am Finanzmarkt. Mit kurzlaufenden Schuldtiteln besorgte sich der ständige Rettungsfonds 1,93 Milliarden Euro, wie aus Zahlen der Bundesbank hervorgeht. Das war etwas weniger als maximal geplant. Die durchschnittliche Rendite lag bei minus 0,032 Prozent und damit im negativen Bereich. Käufer der Papiere mussten also unter dem Strich drauflegen - ein Resultat der Schuldenkrise, die viele Investoren in sichere Anlagen treibt. Die Bonität des ESM ergibt sich zu einem Großteil aus Garantien und Bareinlagen Deutschlands und Frankreichs.

 

YEN SOLL GESCHWÄCHT WERDEN

 

    Japans Finanzminister Aso begründete die geplanten ESM-Anleihekäufe damit, dass sie der Finanzstabilität Europas dienten. Die Käufe würden helfen, viele Währungen - so auch den japanischen Yen - zu "stabilisieren". Unter Experten gilt es als unstrittig, dass das Ziel letztlich in einer Schwächung des Yen besteht. Aso kündigte eine gemeinsame Erklärung von Regierung und der Bank of Japan an.

 

    Insbesondere die USA hatten Japan im Jahr 2011 wegen direkter Interventionen am Devisenmarkt stark kritisiert. Seinerzeit hatte der Yen ein Rekordhoch zum US-Dollar erreicht. Seither hat sich der Yen zu vielen wichtigen Währungen zwar spürbar abgeschwächt. Im längeren Vergleich ist er aber immer noch teuer. Für die exportorientierte Wirtschaft Japans stellt dies eine große Belastung dar, weil der hohe Yen-Kurs japanische Waren auf dem Weltmarkt verteuert. Hinzu kommt der Inselstreit mit China und dem damit einhergehenden Boykott zahlreicher japanischer Waren durch chinesische Abnehmer.

 

POLITISCHER KNIFF - MÄRKTE REAGIEREN NUR KURZ

 

    Beobachter werteten die Ankündigung Japans, die Anleihekäufe mit Fremdwährungsbeständen zu finanzieren, als politischen Kniff. "Das ist insofern politisch geschickt, da solche Käufe in Europa sicherlich willkommen sein dürften", sagte Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank. Wichtiger noch: Da die ESM-Bonds nicht mit eigener Währung, sondern mit Devisen bezahlt werden sollen, dürften die Auswirkungen auf den Yen-Kurs begrenzt bleiben. Schließlich werden japanische Yen durch die Transaktion nicht verkauft, sondern letztlich der Bestand an Fremdwährung umgeschichtet.

 

    An den Devisenmärkten brachte die Ankündigung Asos zunächst die gewünschte Wirkung. Der Yen gab zu Dollar und Euro nach. Der Effekt hielt allerdings nicht lange vor./bgf/jsl

 

  

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