Wie angekündigt 27.04.2022 17:18:00

CS-Aktie fällt: Credit Suisse macht Verlust - Vorstandsmitglieder werden ausgewechselt

CS-Aktie fällt: Credit Suisse macht Verlust - Vorstandsmitglieder werden ausgewechselt

Wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt, lasten insbesondere hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auf dem Ergebnis der zweitgrößten Schweizer Bank. Unter dem Strich steht für die ersten drei Monate des Jahres 2022 ein Verlust von 273 Millionen Franken, wie die Credit Suisse (CS) am Mittwoch mitteilte.

Bereits im ersten Quartal 2021 war die Gro0bank in die roten Zahlen abgerutscht. Wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Millionen in den Büchern gestanden. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die unter einer Serie von Grosspannen leidende CS mit tiefroten Zahlen abgeschlossen.

Die Bank stellte im ersten Quartal 2022 insgesamt 703 Millionen Franken für Rechtsstreitigkeiten zurück. Dazu kamen Belastungen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs, welche die CS auf 206 Millionen Franken beziffert. Dagegen konnte die Bank von Sondererträgen aus aufgelösten Rückstellungen aus dem Archegos-Fall sowie von Immobiliengewinnen profitieren.

Auch die Erträge der Bank schrumpften deutlich: Die CS erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres noch einen Nettoertrag von 4,41 Milliarden Franken, was einem Rückgang um 42 Prozent gegenüber dem sehr starken Vorjahresquartal entspricht. Die Bank verweist in ihrer Mitteilung auf die volatilen Marktbedingungen und die Risikoaversion im Kundengeschäft.

Und auch beim Zufluss neuer Gelder machen sich die Probleme bemerkbar. So zog die Bank im ersten Quartal noch Nettoneugelder in Höhe von 7,9 Milliarden Franken an. In der Vorjahresperiode flossen noch 28,4 Milliarden zu.

Credit Suisse wechselt Vorstandsmitglieder aus

Die Credit Suisse (CS) wechselt nach den anhaltenden Turbulenzen und einem erneuten Verlust im ersten Quartal 2022 mehrere Geschäftsleitungsmitglieder aus. Der Rechtschef, der Finanzchef und der Chef des Asien-Geschäfts nehmen ihren Hut. David Mathers, der seit 2010 Finanzvorstand des Konzerns und seit 2016 Chef von Credit Suisse International (CSI) ist, habe den Wunsch nach einer Herausforderung außerhalb der Credit Suisse geäußert, teilte die Großbank am Mittwoch mit. Er werde aber seine Aufgaben so lange fortführen, bis die geeigneten Nachfolger für beide Funktionen gefunden worden sind.

Die Bank sucht intern und extern einen geeigneten Kandidaten. In diesen Prozess sei auch Mathers involviert. Außerdem verlässt Rechtschef Romeo Cerutti die Bank. Nachfolger wird per 1. Juli Markus Diethelm, der frühere Chefjurist der Konkurrentin UBS. Diethelm war erst vor wenigen Monaten von seinem Amt als "General Counsel" der UBS zurückgetreten. Er hatte das Amt von 2014 bis 2021 bei der UBS Group inne, und ab 2008 dieselbe Funktion für die UBS AG. Cerutti war über zehn Jahre in der Funktion bei der CS.

Helman Sitohang gibt zudem seinen Posten als Leiter der Region Asien-Pazifik (APAC) per 1. Juni ab. Der singapurische Staatsbürger war der 2014 zum Chef von APAC - bis 2021 eine eigene Division - ernannt worden. Er werde als Senior Advisor des CEO bei der Credit Suisse bleiben und sich auf Kernkunden und die strategische Entwicklung in der Region APAC konzentrieren, hieß es.

Zu Sitohangs Nachfolger wurde Edwin Low, der bereits seit 1996 bei der Großbank tätig ist, ernannt. Low ist derzeit Co-Head Investment Banking APAC mit Sitz in Singapur und agiert als Leiter für Südostasien.

Die Credit Suisse befindet sich seit über einem Jahr in schweren Turbulenzen. So war sie im vergangenen Jahr von den beiden Debakeln um den Hedgefonds Archegos und um die mit Greensill Capital erstellten "Lieferketten-Finanzierungsfonds" erschüttert worden. Zudem musste der eben erst gewählte Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório nach nur gerade acht Monaten wegen Corona-Verstößen wieder abtreten. Die CS musste das Geschäftsjahr 2021 mit einem massiven Verlust abschließen.

US-Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Archegos-Chefs

Die Chefs des im vergangenen Jahr kollabierten Vermögensverwalters Archegos sind von den US-Justizbehörden wegen krimineller Vergehen angeklagt worden. Dem Gründer Bill Hwang und dem Ex-Finanzvorstand Patrick Halligan wirft die Bundesstaatsanwaltschaft unter anderem Marktmanipulation und Betrug vor. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Anklageschrift hervor. Der Zusammenbruch der Finanzfirma im März 2021 hatte einigen Investoren, darunter die Schweizer Großbank Credit Suisse, hohe Verluste eingebrockt.

Auch die US-Börsenaufsicht SEC reichte Anklage gegen Archegos-Chef Hwang und andere Mitarbeiter ein. SEC-Chef Gary Gensler sprach von einem milliardenschweren "Kartenhaus", das Hwang mit Hilfe eines Kreislaufs von Manipulation und Lügen aufgebaut habe und das aufgrund sinkender Aktienkurse letztlich in sich zusammengefallen sei. Hwang und Halligan wurden am Mittwochmorgen verhaftet und sollen im Laufe des Tages bei Gericht in Manhattan erscheinen. Halligans Anwältin erklärte gegenüber US-Medien, dass ihr Mandant unschuldig sei.

An der Schweizer Börse fallen Aktien der Credit Suisse zeitweise um 1,97 Prozent auf 6,47 Franken.

ZÜRICH / NEW YORK (dpa-AFX)

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Bildquelle: Pincasso / Shutterstock.com

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