Führungsposse beendet |
14.09.2022 20:11:00
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CEWE-Aktie mit Richtungswechsel: CEWE spätestens ab April 2023 mit neuer CEO
Dessen Vertrag war im Frühjahr unter anderem über Versäumnisse bei der Frauenförderung zunächst nicht verlängert worden. Auf Intervention von Alexander Neumüller, Erbe des Firmengründers und Begünstigter der Neumüller CEWE Color Stiftung, die als persönlich haftende Gesellschafterin die Geschäfte der börsennotierten Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) führt, wurde Frieges Ende im Vorstand von CEWE nach Ablauf seines Vertrags zum 31. Dezember 2022 wieder aufgehoben. Offen blieb damals, ob er das Unternehmen weiter leitet.
Jetzt ist hier eine Entscheidung gefallen. Die Neumüller CEWE Color Stiftung berief Rostock in einer Sitzung am Dienstag zur eigenen Vorstandsvorsitzenden (CEO) und im kommenden Jahr soll sie dann auch die Leitung des Fotodienstleisters übernehmen. Sie ist den CEWE-Angaben zufolge seit Anfang 2019 Managing Director der Coty-Gruppe und verantwortet dort die Bereiche Prestige und Consumer Beauty in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Zuvor hatte sie fast zwei Jahrzehnte in verschiedenen Managementfunktionen im In- und Ausland für LOréal gearbeitet. Ihre Karriere habe sie 1998 bei Henkel vz begonnen. "Es freut mich sehr, dass wir mit Yvonne Rostock eine national und international so erfahrene Managerin für unser Unternehmen gewinnen konnten. Sie hat in ihrer 25-jährigen Karriere eindrucksvoll gezeigt, dass sie Geschäfte weiterentwickeln und erfolgreich transformieren kann", sagte Rolf Hollander, Vorsitzender des Kuratoriums der Neumüller Cewe Color Stiftung, der den Abgang Frieges mit forciert hat.
Anfang April hatte das Kuratorium der Stiftung mitgeteilt, dass sich trotz der "durchaus akzeptablen bis guten Arbeit Frieges seit längerer Zeit Bedenken gegen Frieges Leistungen und gegen sein Verhalten herausgebildet haben". Zwei Drittel der Kuratoriumsmitglieder seien überzeugt, dass Friege nicht mehr das nötige uneingeschränkte Vertrauen für eine Vertragsverlängerung habe - aus persönlichen wie aus inhaltlichen Gründen.
Der noch amtierende Vorstandsvorsitzende der Cewe Stiftung & Co KGaA habe die Notwendigkeit der Förderung der Diversität im Unternehmen sowie den Prozess der Berufung einer Frau als Vorständin Personal und Organisationsentwicklung durch das Kuratorium nicht forciert, sondern stark behindert. Auch habe er eine von Mitarbeiterinnen getriebene Initiative der Frauenförderung innerhalb des Unternehmens nicht unterstützt.
Dass Friege "das gesellschaftlich und CEWE-intern bedeutende Thema Frauen im Vorstand und weiteren leitenden Funktionen nicht erkannt und implementiert" habe, sei nach Überzeugung Hollanders ein unentschuldbares Versäumnis, hatte das Kuratorium Anfang April mitgeteilt. Der Aufsichtsrat der börsennotierten Gesellschaft und die Gründerfamilie als größter Aktionär hatten sich damals dagegen für eine Vertragsverlängerung ausgesprochen. In der komplizierten Führungsstruktur der CEWE Stiftung & Co KGaA sind Vorstandspersonalien allerdings Sache des Stiftungskuratoriums.
Seit August vergangenen Jahres müssen große Unternehmen nach dem sogenannten Zweiten Führungspositionen-Gesetz neue Regeln zur Besetzung von Spitzenpositionen befolgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen demnach bei Nachbesetzungen in der Top-Management-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist.
Gegen das Ende von Frieges Vorstandsvertrag zum Ablauf des Jahres hatte wenige Wochen nach der Ankündigung der Stiftung Alexander Neumüller sein Veto eingelegt. Möglich ist das durch eine Sonderregelung: So kann er als einer der Erben des Firmengründers und Destinatär der Neumüller-Stiftung, maximal eine Person zur gleichen Zeit in den Vorstand entsenden. Alexander Neumüller hält zusammen mit der Miterbin Caroline Neumüller rund 27 Prozent der Cewe-Aktien.
Der Wert der Anteile ist in den vergangenen zwölf Monaten drastisch gefallen. Seit dem Rekordhoch im Mai 2021 von fast 140 Euro ging es um fast die Hälfte nach unten. Seit dem Bekanntwerden des Streits unter den Eigentümern über die Führungsfrage büßte der Kurs rund zwanzig Prozent und damit etwas mehr als der SDAX ein. Am Mittwoch konnte sich der Kurs zumindest zunächst etwas erholen - zumindest zunächst. Im Handelsverlauf drehte die Stimmung und die Aktie schloss mit einem Abschlag von gut drei Prozent mit 71 Euro und damit auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2019. Das Unternehmen ist an der Börse etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro wert.
/zb/mne/mis
OLDENBURG (dpa-AFX)
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