02.09.2015 22:47:39
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Börsen-Zeitung: Alternativlos, Kommentar zu Volkswagen von Peter Olsen
Das Signal ist klar und fatal zugleich: Der Wolfsburger Autoriese steckt mitten im strategischen Umbruch und kämpft zugleich mit Marktwidrigkeiten, die sein operatives Geschäft beeinträchtigen. In einer solchen Lage hebt man ungern einen neuen Spitzenmann in den Sattel, sondern setzt weiter auf den erfahrenen Insider. Insoweit ist Winterkorn, nach dem Ausstieg von Ferdinand Piëch gestützt von allen Seiten des Aufsichtsrats, alternativlos.
Sosehr damit der Tatkraft Winterkorns vertraut wird - immerhin hat er ja auch die Strategie 2018 auf die Schiene gesetzt, die Volkswagen an die Weltspitze der Branche bringen soll -, so ist es zugleich für alle tatsächlichen oder vermeintlichen Kronprinzen im Hause auch das Urteil: Ihr könnt es, zumindest jetzt, alle nicht. Manch einer dürfte mit Blick auf 2018 seine Chancen neu bewerten. War die Winterkorn-Personalie im Grunde vorgezeichnet, harrt aber eine wichtige Frage nach wie vor einer Antwort: Wer soll den kommissarischen Aufsichtsratschef Berthold Huber (IG Metall) an der Spitze des Kontrollgremiums ablösen? Denn dass das Interregnum des Gewerkschafters ad infinitum fortgeführt werden kann, ist ausgeschlossen.
Als vertrauensbildendes Zeichen an die Stakeholder wäre es natürlich besser gewesen, die Verlängerung für Winterkorn als Vorstandsvorsitzender gleich mit der dauerhaften Neubesetzung des Aufsichtsratsvorsitzes zu verbinden. Denn Winterkorns Chancen, dereinst ohne vorherige Abkühlung doch noch oberster Kontrolleur in Wolfsburg zu werden, dürften mit dann schon 71 Jahren sinken. Zumindest das Verhindern von Winterkorn in dieser Rolle könnte der auf Distanz zu seinem Zögling gegangene Piëch letztlich als Erfolg für sich verbuchen.
Bis jetzt aber ist das Machtvakuum bei Volkswagen nicht beseitigt. Immerhin beeilte sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil mit der Ansage, die Neubesetzung des Aufsichtsratsvorsitzes soll noch in diesem Jahr geschehen. Peinlich genug, dass die Familienstämme Porsche und Piëch mit ihrer dominanten Stellung als Mehrheitsaktionäre bisher nicht imstande waren, die Blockade zu lösen.
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