01.10.2010 14:18:31

BÖRSEN-AUSBLICK/DAX segelt in unruhigem Fahrwasser

   FRANKFURT (Dow Jones)--Hinter dem Aktienmarkt liegt, zumindest in den USA, der beste September seit 1939 und vor ihm das vierte Quartal, und damit eine der saisonal besten Börsenphasen. Trotzdem warnen Marktteilnehmer vor einer zu hohen Erwartungshaltung: Die Aktienmärkte könnten die aufgelaufenen Gewinne erst einmal verdauen oder, auf Börsianer-Deutsch, auf Konsolidierungskurs einschwenken.

   Für den Dax spricht auf den ersten Blick die nahende US-Berichtssaison, die am kommenden Donnerstag traditionell von Alcoa eröffnet wird. Dabei dürften die Gewinne nochmals kräftig zugelegt haben - laut Peter Seipel von der BHF Bank um rund 30% im Vergleich zum dritten Quartal 2009.

   Vermutlich werden die Unternehmen die Konsens-Schätzungen überwiegend wieder leicht schlagen: "Das ist ein Spiel", meint Andrew Lapthorne von der Societe Generale: Die Unternehmen schürten eine Erwartungshaltung, in der sie die Prognosen für den Gewinn je Aktie um mindestens einen Cent übertreffen könnten.

   Für den Markt spricht auch die immense Liquidität. Solange der US-Arbeitsmarkt nicht anspringt, wird der Markt voraussichtlich über "Quantitative Easing 2" spekulieren, also über Ankäufe von Staatsanleihen mit Geld frisch aus der Notenbankpresse. "Das Ziel ist eine günstige Refinanzierung der US-Hypothekendarlehen", meint Alexander Hirsekorn von Wellenreiter-Invest. Hier fielen die Zinsen sehr viel schneller als bei Unternehmensanleihen. Eine günstigere Refinanzierung steigere die verfügbaren Einkommen in den USA. Daneben könnte mit dem Quantitative Easing Geld anderer Anleger aus dem Anleihenmarkt in Aktien umgeschichtet werden, und das stütze Verbrauchervertrauen und Investitionen.

   Die Deutsche Bank meint, ein Ankauf von Anleihen für eine Bill USD könnte die Renditen am langen Ende um 50 Basispunkte drücken und die Aktienkurse um 5% hieven. Allerdings sei bei guten US-Konjunkturdaten kurzfristig kein zusätzliches Quantitative Easing zu erwarten. Im Blick stehen könnten in der kommenden Woche vor allem der Arbeitsmarktbericht am Freitag mit dem ADP-Vorläufer am Mittwoch und der ISM-Index für das nichtverarbeitende Gewerbe am Dienstag.

   Für die Aktienmärkte sprechen auch die niedrigen Investitionsgrade der Anleger. Laut Morgan Stanley sind die Anleger in Staatsanleihen stark überinvestiert, in US-Aktienfonds seien dagegen schon seit Monaten Abflüsse zu sehen, der potenzielle Verkaufsdruck gehe also eher zurück.

   Gegenwind könnte dagegen vom Umfeld drohen. Chris Zwermann von Zwermann Financial meint, der DAX habe in den vergangenen Monaten vor allem von zwei Entwicklungen profitiert: vom schwachen Euro und von den rückläufigen langfristigen Zinsen. "An der Währungsfront bricht nun ein Krieg aus", meint der Finanzanalyst. Voraussichtlich lasse China den Yuan gegen den Dollar nur aufwerten, wenn sich die Wettbewerbssituation gegenüber anderen Währungsräumen nicht verschlechtere. Leidtragender sei der Euro, der nun nicht nur gegen Dollar, Pfund, Yen oder Schweizer Franken Stärke zeige, sondern auch gegen die "Stark-Währungen" Brasilianischer Real oder Australischer Dollar.

   "Damit trägt der Euro die ganze Last der Dollar-Abwertung", meint Zermann, der noch in diesem Jahr einen Anlauf an die Euro-Hochs vom vergangenen Herbst erwartet. Dann könnten sich die Geschäftserwartungen der exportorientierten DAX-Unternehmen aber eintrüben. Auch die Refinanzierungsbedingungen könnten ihre besten Zeiten hinter sich haben: Der Bund-Future als Indikator für die langfristigen Zinsen deute eine Trendwende an. Grund seien die Inflationserwartungen, die bereits nach oben zeigten. In der Autoindustrie sei die Phase der großzügigen Rabatte vorbei, und in der Textilindustrie gebe es ebenfalls die Tendenz, steigende Baumwollpreise weiterzureichen.

   Ein Zeichen für eine nahende Konsolidierung sehen Marktteilnehmer auch in der Beanspruchung des Kapitalmarkts. So hat die Deutsche Bank zuletzt nicht nur ihre eigene Kapitalerhöhung über etwa 10 Mrd EUR platziert, sondern auch Pakete in Springer, Kabel Deutschland und Brenntag. Die Commerzbank denkt laut Medienberichten über eine Kapitalerhöhung nach, in Brasilien wurde mit Petrobras die vermutlich größte Aktienemission der Börsengeschichte abgeschlossen, und auch in China wird der Kapitalmarkt weiterhin stark beansprucht. "Normalerweise ist der Markt in solchen Phasen eher oben als unten", so ein Marktteilnehmer.

   Als Favoriten für die kommenden Tage oder Wochen haben Marktteilnehmer die Aktien der Deutschen Bank ausgemacht. Nach dem Ende der Kapitalerhöhung sollte eine starke Erholung möglich sein, vielleicht nicht auf das Niveau vor der Kapitalmaßnahme um 50 EUR, aber um 5% bis 10%.

   Die Börse in Shanghai bleibt in der gesamten kommenden Woche geschlossen. Die Bank of Japan tagt am Dienstag, die Europäische Zentralbank am Donnerstag. Am Mittwoch gibt es Zahlen zum deutschen Auftragseingang im August, am Donnerstag folgt die Industrieproduktion. Gerresheimer Glas äußert sich am Mittwoch zur Geschäftsentwicklung und Douglas am Donnerstag. In Berlin tagt ab Donnerstag die International Federation of Technical Analysts. Aus technischer Sicht gilt der DAX bei 6.150 und knapp 6.000 Punkten als unterstützt, Widerstände sehen Marktteilnehmer bei 6.342 und 6.387 Punkten.

-Von Herbert Rude, Dow Jones Newswires, +49(0)69-29725217, herbert.rude@dowjones.com DJG/hru/mif/cln (END) Dow Jones Newswires

   October 01, 2010 07:47 ET (11:47 GMT)

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