Corona-Impfstoff |
09.11.2020 22:51:00
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BioNTech- und Pfizer-Aktien fester: Vielversprechende Daten zu Corona-Impfstoff
Die Veröffentlichung der Zwischenresultate gab auch den Börsen Europas kräftig Auftrieb: Der Dax (DAX 30) eroberte erstmals wieder seit Mitte Oktober die 13 000-Punkte-Marke und ging am Abend mit 4,94 Prozent auf 13 095,97 Punkte aus dem Handel. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) gewann 6,36 Prozent auf 3407,91 Zähler.
BioNTech und Pfizer wollen den Angaben zufolge voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, er gehe von einer parallelen Beantragung der Zulassung bei der FDA und der europäischen Arzneimittelbehörde Ema aus. Als deutscher Gesundheitsminister wolle er erreichen, dass ein Impfstoff eines deutschen Unternehmens "nicht zuerst in anderen Ländern zur Verfügung steht". Auch von BioNTech hieß es, die vorhandenen Dosen sollten "fair" verteilt werden. Es werde nicht "ein Land alles erhalten".
Für den Fall der Zulassung macht Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing Hoffnung auf einen raschen Impfstart: "Wenn dieser Schritt erfolgen wird, könnte in der Tat bereits Ende 2020 eine Impfwelle anrollen." Die vorgestellten Ergebnisse seien ein "Silberstreifen an dem sonst so düsteren Horizont". Der Virologe Florian Krammer von der Icahn School of Medicine in New York nannte die Bekanntgabe die "beste Nachricht" für ihn seit Beginn der Pandemie.
BioNTech hatte den Impfstoff BNT162b2 im Projekt "Lightspeed" (Lichtgeschwindigkeit) seit Mitte Januar entwickelt. Die für eine Zulassung entscheidende Phase-3-Studie begann ab Ende Juli in verschiedenen Ländern. Bis Montag haben mehr als 43 500 Menschen mindestens eine der beiden Impfungen bekommen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Ein Impfschutz wird nach Angaben der Hersteller eine Woche nach der zweiten Injektion erreicht.
In der Studie wurden demnach bis Sonntag insgesamt 94 Fälle der Krankheit bestätigt. Die Ergebnisse werden nach Angaben von BioNTech und Pfizer erst dann abschließend ausgewertet, wenn insgesamt 164 Fälle erreicht sind. Zudem werde geprüft, in welchem Maß die Impfung nicht nur vor Covid-19 schützt, sondern auch vor schweren Verläufen der Krankheit. Insgesamt sollen sowohl die Schutzwirkung als auch etwaige Nebenwirkungen über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet werden.
Der Infektiologe Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln sprach von "großartigen und vielversprechenden Daten". "Ich denke, das wird unseren Umgang mit der Pandemie entscheidend beeinflussen, und ich hoffe, dass rasch große Mengen des Impfstoffes zur Verfügung stehen werden." Allerdings gaben Experten auch zu bedenken, dass die Daten zunächst nur aus einer Pressemitteilung stammen und nicht aus einer wissenschaftlichen Publikation. So fehlten etwa Informationen zum Schutzeffekt in bestimmten Altersgruppen und dazu, wie lange ein Impfschutz anhält.
Das BioNTech-Präparat ist ein sogenannter RNA-Impfstoff, der auf einem bislang völlig neuen Mechanismus basiert. Er enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt - in diesem Fall das Oberflächenprotein, mit dessen Hilfe das Virus in Zellen eindringt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.
Ein Vorteil von RNA-Impfstoffen ist, dass sie wesentlich schneller als konventionelle Impfstoffe produziert werden können. BioNTech und Pfizer rechnen damit, noch in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitzustellen, im kommenden Jahr kalkulieren sie mit bis zu 1,3 Milliarden Dosen.
Die EU-Kommission verhandelt bereits seit einiger Zeit mit BioNTech/Pfizer über einen Rahmenvertrag zur Lieferung des Impfstoffs an alle EU-Staaten. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb am Montagnachmittag auf Twitter, man werde bald einen Vertrag über bis zu 300 Millionen Impfdosen abschließen. Unterzeichnet hat sie Rahmenverträge bisher mit den Pharmafirmen Johnson&Johnson (JohnsonJohnson), AstraZeneca und Sanofi-GSK.
Für Corona-Impfstoffe gilt wegen der besonderen Dringlichkeit ein beschleunigter Zulassungsprozess. Bei der Ema können Arzneimittelhersteller schon vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hat neben BioNTech auch das britisch-schwedische Unternehmen AstraZeneca für seinen Impfstoff-Kandidaten gestartet. AstraZeneca hat bisher keine Phase-III-Daten veröffentlicht. Zum Zeitplan dafür lasse sich noch nichts sagen, teilte eine Sprecherin am Montag mit.
Zwar haben schon Länder wie Russland, China und kürzlich erst Bahrain Impfstoffe mit Einschränkungen freigegeben und impfen damit bereits Teile der Bevölkerung. Aber wie gut diese Impfungen tatsächlich schützen und welche Nebenwirkungen sie haben können, ist derzeit weitgehend offen.
Lauterbach wertet BioNTech-Impfstoff als 'Durchbruch'
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Fortschritte des Mainzer Unternehmens BioNTech und des Pharmakonzerns Pfizer bei der Impfstoff-Entwicklung als "Durchbruch" bewertet. "Es sind Zwischenergebnisse, aber diese Zwischenergebnisse fallen deutlicher aus, als es in Fachkreisen erwartet worden war", sagte Lauterbach am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist großartig." Es sei zudem ein Impfstoff, der wahrscheinlich nur wenige Nebenwirkungen habe. "Ich war immer fest davon überzeugt, dass uns der Impfstoff gelingt", sagte Lauterbach. Er könne sich vorstellen, dass der Impfstoff im Januar erstmals zum Einsatz kommen könnte.
Als erste westliche Hersteller hatten am Montag das Mainzer Unternehmen BioNTech und der Pharmakonzern Pfizer vielversprechende Ergebnisse einer für die Zulassung entscheidenden Studie veröffentlicht.
Pfizer und BioNTech von Corona-Impfstoff beflügelt
Die Aussicht auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus hat am Montag Pfizer und BioNTech hohe Kursgewinne beschert. Die Papiere des an der US-Technologiebörse Nasdaq notierten Mainzer Biotech-Unternehmens BioNTech schnellten in der Spitze um 25 Prozent auf 115 US-Dollar nach oben. Allerdings gaben sie einen Teil dieser Gewinne wieder ab und lagen 13,91 Prozent bei 104,80 US-Dollar im Plus. Aktien des Pharmaschwergewichts Pfizer legten um 6,7 Prozent auf 39,20 US-Dollar zu.Ein effektiver Corona-Impfstoff in Europa und den USA rückt in greifbare Nähe: Als erste westliche Hersteller haben BioNTech und Pfizer am Montag vielversprechende Ergebnisse einer für die Zulassung entscheidenden Studie veröffentlicht. Demnach bietet ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Schwere Nebenwirkungen seien bislang nicht registriert worden, hieß es von den beiden Unternehmen.
Die auf mehr als 90 Prozent bezifferte Effizienz sei beeindruckend, schrieb Analyst Chris Schott von der Investmentbank JPMorgan in einer ersten Reaktion auf die Nachricht. Es liege nun nahe, dass es sich um einen Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie handeln könnte. Mit dem Kurssprung preisten die Aktie von Pfizer ein optimales Impfstoff-Szenario nun aber schon ein.
Eine Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten von mehr als 90 Prozent sei höher als erwartet, schrieb Analyst Carter Gould von der Barclays Bank. Das Ergebnis sollte dazu beitragen, Bedenken hinsichtlich des Wirksamkeit und der allgemeinen Impfbereitschaft auszuräumen. Auch andere Impfstoffe, die gegenwärtig gegen das Virus erforscht und entwickelt würden, könnten eine höhere Wirksamkeit zeigen als bislang vermutet, ergänzte Gould.
Etwas zurückhaltender argumentierte Analyst Zhiqiang Shu von der Berenberg Bank. Die Effizienzanforderungen der US-Arzneimittelbehörde FDA dürften mit einer Wirksamkeit von 90 Prozent zwar locker übertroffen werden. Außerdem gebe es bislang keine schwerwiegenden Sicherheitsbedenken. Es blieben aber weitere Fragen offen, etwa was die Dauer des Schutzes betrifft. Einige dieser Fragen könnten wohl erst nach einer Zulassung beantwortet werden.
MAINZ (dpa-AFX)
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