23.05.2016 09:34:47
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Praet äußert sich vorsichtig zu noch niedrigeren Zinsen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)-- Zinssenkungen sind nach Aussage von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet prinzipiell immer noch eine Option für die Europäische Zentralbank (EZB). In einem Interview mit der portugiesischen Tageszeitung Publico machte Praet aber zugleich deutlich, dass die EZB dieses Instrument nicht ohne weiteres einsetzen würde und zunächst die Auswirkungen der im März beschlossenen Maßnahmen abwarten will.
"Zinsen sind weiterhin Bestandteil unseres Werkzeugkastens, aber die Frage ist natürlich, unter welchen Voraussetzungen wir dieses Instrument einsetzen würden", sagte Praet. Ab einem bestimmten Punkt würden die Nebenwirkungen bedeutsamer, vor allem wegen der Profitabilität der Banken, fügte er hinzu.
Die EZB hat ihre Zinsen im März um 5 bis 10 Basispunkte gesenkt, wobei der Satz für Bankeinlagen auf minus 0,40 Prozent reduziert wurde. Vor allem in Deutschland mit seiner hohen Sparneigung und dem eher traditionellen Bankengeschäft wird das stark kritisiert.
Praet räumte auf der anderen Seite ein, dass es der EZB in den vergangenen zweieinhalb Jahren nicht gelungen sei, die Inflation beim Zielwert von knapp 2 Prozent zu halten. Damit sei die EZB nicht zufrieden, sie bleibe aber beharrlich und habe auch die notwendigen Instrumente, das zu erreichen. "Vertraut uns, wir finden immer einen Weg innerhalb unseres Mandats", sagte Praet.
Vorerst allerdings wolle die EZB abwarten, was die im März beschlossenen Maßnahmen bringen. Das zweite Programm gezielter, langfristiger Refinanzierungsgeschäfte für Banken (TLTRO II) und der Ankauf von Unternehmensanleihen hätten noch gar nicht begonnen und entfalteten ihre Wirkung noch. "Man öffnet die Tür nicht, wenn ein Teil des Programms noch nicht implementiert ist", sagte der EZB-Chefvolkswirt.
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