15.12.2015 15:02:40

Deka-Chefvolkswirt erwartet vier Zinserhöhungen in den USA im kommenden Jahr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Chefvolkswirt der Deka-Bank, Ulrich Kater, erwartet vier Leitzinsanhebungen durch die US-Notenbank im kommenden Jahr. "Die Fed wird auf ihrer morgigen Sitzung die Zinswende einläuten", zeigte sich Kater am Dienstag in Frankfurt bei der Vorstellung des Jahresausblicks überzeugt. Er erwarte, dass auf den ersten Zinsschritt der Fed einmal pro Quartal eine weitere Anhebung des Leitzinsbandes um 0,25 Prozentpunkte erfolgt.

"Sollte die Zinswende gelingen, steht sie symbolisch dafür, dass die US-Wirtschaft die größte Finanzkrise seit 80 Jahren überwunden hat", sagte Kater. Er rechne aber mit der flachsten Zinsanhebungsphase seit fünfzig Jahren. Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte dadurch leicht belastet werden. Er erwartet allerdings eine Abschwächung von 2,5 Prozent im kommenden Jahr auf 2,3 Prozent im Jahr 2017.

Eine noch schwächere Anhebung ist laut Kater denkbar, falls die Renditen von US-Staatsanleihen steigen würden oder der Dollar stark aufwerten sollte. So erwartet Deka-Chefanlagestratege Frank Hagenstein lediglich eine Leitzinsanhebung im kommenden Jahr. Zuletzt hatte die US-Notenbank immer große Rücksicht auf die Finanzmärkte genommen.

Die Weltwirtschaft insgesamt dürfte laut Kater im kommenden Jahr weiter durch eine Wachstumsschwäche geprägt sein. Das Weltwirtschaftswachstum dürfte laut Kater im Jahr 2016 lediglich bei 3,3 Prozent liegen - nach 3,0 Prozent in diesem Jahr. "Die Schwäche der Weltwirtschaft in diesem und im kommenden Jahr ist eine Schwäche der chinesischen Wirtschaft und einiger anderer Schwellenländer", so Kater. Diese Schwäche sei durch die robuste Konjunktur in den Industrieländern nicht ganz kompensiert worden. Am anfälligsten für Finanzmarktkrisen auch aufgrund politischer Probleme seien im kommenden Jahr Brasilien, Malaysia, Südafrika und die Türkei. Hier dürften die Wechselkurse nach der Fed-Entscheidung abwerten. Eine weltweite Schwellenländer-Krise sei aber nicht zu erwarten.

In der Eurozone bleibt das Wachstum laut Kater mit 1,6 Prozent in diesem und im kommenden Jahr "erfreulich". Die Eurozone profitierte vor allem von dem Aufholen von Italien und Spanien. Diese beiden Ländern würde es der Währungsunion erlauben über der "Normalgeschwindigkeit" zu wachsen. Insgesamt präsentiert sich die Eurozone laut Kater "sehr heterogen". Frankreich befinde sich in einer "normalen Lage geprägt durch träges und trübes Wachstum". In Deutschland sei der Höhepunkt im Konjunkturzyklus erreicht.

Die größte Gefahr für die Eurozone sieht Kater jedoch nicht durch die Konjunkturentwicklung. "Dem Euro droht der politische Unterbau zu erodieren", so Kater. Er verweist auf das Erstarken europaskeptischer Parteien. Diese könnten eine nötige Weiterentwicklung der Währungsunion verhindern oder diese sogar zurückentwickeln. Groß wären laut Kater die Signaleffekte durch einen möglichen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union in diesem oder dem kommenden Jahr. "Die nächsten Bedrohungen des Euros gehen nicht von der finanziellen, sondern von der politischen Seite aus", sagte Kater./jsl/tos