Laut EZB-Mitglied Coeure |
12.02.2014 16:00:34
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EZB denkt offenbar "ernsthaft" über negative Zinsen nach
Die EZB zahlt den Banken schon seit Sommer 2012 keine Zinsen mehr für ihre Einlagen. Befürworter eines negativen Einlagensatzes hoffen, dass ein Strafzins die Banken dazu bewegen würde, mehr Kredite an Unternehmen zu vergeben. Bisher hat die EZB den Einlagenzins aber nicht mehr gesenkt, obwohl sie ihre Ausleihzinsen in den vergangenen zwei Jahren zwei Mal reduziert hatte. Dadurch ist der "Zinskanal" immer enger geworden, was für Banken prinzipiell günstig ist. Derzeit liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 0,25 Prozent.
Die Wirtschaft des Euroraums ist stark von Bankkrediten abhängig. Obwohl die Rezession schon im zweiten Quartal 2013 endete, hat sich die Kreditvergabe seitdem nicht erholt. Zugleich klagen vor allem kleinere und mittelgroße südeuropäische Unternehmen darüber, dass sie nicht genügend Kredite zu auskömmlichen Bedingungen erhalten würden, was Investitionen und Personalaufbau verhindere.
Aber laut Benoit Coeure glaubt die EZB selbst nicht daran, dass die Einführung eines Strafzinses auf Einlagen bei der EZB die Kreditvergabe ankurbeln würde. "Sie sollten davon nicht zu viel erwarten", sagte er. Immerhin brachten der Franzose den Euro unter Druck: Der Wechselkurs sank nach Veröffentlichung des Interviews auf ein Tagestief von 1,3564 US-Dollar.
Viele Ökonomen und Finanzmarktteilnehmer erwarten, dass die EZB im März ihre Prognosen für die Inflationsentwicklung nochmals senken und deshalb die Geldpolitik weiter lockern wird, um Deflationsgefahren zu begegnen. Coeures Äußerungen könnten solche Erwartungen zusätzlich stützen.
Michael Heise, der Chefvolkswirt des Versicherers Allianz, warnte die EZB am Mittwoch vor einer weiteren Zinssenkung. "Es ist an der Zeit, den Easing Bias relativ schnell herauszunehmen und die Märkte darauf einzustellen, dass die Nullzinspolitik nicht von Dauer ist", sagte Heise in Frankfurt. Nach seiner Aussage wäre eine "leichte Leitzinsanhebung zum Jahreswechsel 2014/2015" "konjunkturell verkraftbar" und würde zudem der Ankurbelung des Geldmarkts dienen.
DJG/hab/brb
Dow Jones Newswires
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