10.12.2015 06:25:44

Bank of England dürfte Leitzins auf Rekordtief halten

   Von Andreas Plecko

   LONDON/FRANKFURT (Dow Jones)-- Die Zinswende in Großbritannien dürfte im Gegensatz zu jener in den USA noch einige Zeit auf sich warten lassen. Bei der Sitzung am Donnerstag wird die Bank of England (BoE), so die einhellige Meinung an den Finanzmärkten, den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,50 Prozent lassen. Die Entscheidung wird um 13:00 Uhr publiziert. Wie schon im August, September und Oktober dürfte Ian McCafferty wieder für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte stimmen, das Abstimmungsergebnis also 8 zu 1 betragen.

   Aus Sorge vor den Folgen einer schwachen Weltkonjunktur hat die BoE ihre Zinswende noch weiter hinausgeschoben. Die jüngsten Projektionen der BoE implizieren, dass der Leitzins erst Ende 2016 oder Anfang 2017 das Rekordtief von 0,50 Prozent überwindet. Seit März 2009 liegt der Leitzins nun schon auf diesem Niveau.

   Die Währungshüter der BoE räumen ein, dass sie die ökonomischen Schwierigkeiten in den Schwellenländern in ihre Überlegungen über den besten Zeitpunkt für eine Zinserhöhung einbeziehen. Gouverneur Mark Carney sagte kürzlich, die schwache Inflation gebe der Notenbank mehr Spielraum, die Zinsen für eine längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau zu lassen.

   Commerzbank-Experte Peter Dixon schließt auch den jüngsten Bankenstresstest in seine Überlegungen mit ein. Nach dessen Ergebnissen ist das britische Bankensystem ausreichend kapitalisiert, um einen größeren globalen Schock auszuhalten.

   "Entgegen den Erwartungen mancher hat die BoE keine neuen Maßnahmen ergriffen, um einer drohenden Immobilienblase entgegenzuwirken", sagt Dixon. Die Notenbank beließ den antizyklischen Kapitalpuffer bei null. Allerdings soll der Puffer im März überprüft werden. "Sollte er im Frühjahr angehoben werden, könnte die BoE die Zinserhöhung verschieben", meint Dixon.

   "Die Projektionen haben gezeigt, dass sich die BoE mit der Leitzinswende noch etwas Zeit lassen möchte", sagen auch die Volkswirte der BoE. "Wir erwarten die erste Leitzinserhöhung im zweiten Quartal 2016." Die BoE dürfte mehr Daten abwarten wollen, um sich sicherer zu sein, dass die britische Inflation trotz niedriger Rohstoffpreise und des starken Pfunds von derzeit null Prozent ansteigen wird.

   Die Fed steuert unterdessen auf die erste Zinserhöhung in den USA nach der großen Finanzkrise zu. Die meisten Experten rechnen damit, dass die Fed bei der Sitzung am 15. und 16. Dezember die Abkehr von der Nullzinspolitik einleitet. Es wäre die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren.

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