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17.05.2015 16:00:02
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Bonitätsanleihen: Spiel mit dem Risiko
Zinsen - das war einmal. So werfen zehnjährige Bundesanleihen derzeit lediglich rund 0,5 Prozent Rendite pro Jahr ab. Anlegern, die nach lukrativen Alternativen suchen, bleibt nichts anderes übrig, als ihr Risiko zu erhöhen. Dabei könnten die von Zertifikateemittenten offerierten Bonitätsanleihen infrage kommen, die auch unter der englischen Bezeichnung Credit Linked Notes (kurz: Crelino) bekannt sind. Im Prinzip funktionieren sie so wie herkömmliche Anleihen, bieten jedoch höhere Zinsen. Im Insolvenzfall des Produktanbieters können Anleger aber ihr eingesetztes Kapital zum Teil oder auch ganz verlieren.
Bonitätsanleihen sind riskanter als klassische Anleihen, da sich Anleger noch ein weiteres Schuldnerrisiko ins Portfolio holen - neben dem des Emittenten kommt noch das des Referenzschuldners hinzu. Referenzschuldner ist ein Unternehmen, von dessen Bonität die Rückzahlung abhängt.
Kommt es bei ihm zum Kreditereignis, entfallen alle weiteren Zinszahlungen. Unter einem Kreditereignis versteht man Ereignisse wie Insolvenz, Nichtzahlung oder Restrukturierung von Verbindlichkeiten.
Die Rückzahlung kann dann deutlich unter dem Nennwert der Anleihe liegen - im schlechtesten Fall sogar bei null. Ihre Höhe orientiert sich an den Anleihen, die vom Referenzschuldner am Markt gehandelt werden. Wenn alles gut geht und es zu keinem Kreditereignis kommt, erhalten Anleger am Laufzeitende den Nennbetrag der Bonitätsanleihe zu 100 Prozent zurück.
Steigende Beliebtheit
Ein Beispiel ist die Bonitätsanleihe der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf die Finanzsparte des amerikanischen Industrieriesen General Electric (ISIN: DE000LB0Y8M9), die bis Frühjahr 2022 läuft. Der jährliche Zins des Ende 2014 aufgelegten Papiers beträgt in den ersten drei Jahren (2016 bis 2018) drei Prozent. 2019 sind es 3,5 Prozent, 2020 dann 3,75 Prozent sowie 2021 und 2022 vier Prozent. Kommt es zu keinem Kreditereignis bei General Electric Capital, beträgt der durchschnittliche Ertrag pro Jahr 3,3 Prozent. Der Nennbetrag pro Anleihe liegt bei 1.000 US-Dollar. Aufgrund der Dollarnotierung besteht für ausländische Investoren ein Wechselkursrisiko. Sowohl der Emittent (LBBW) als auch der Referenzschuldner (General Electric Capital) gelten als Schuldner mit guter Bonität. Die Ratingagentur Moody’s stuft die LBBW mit "A1" und General Electric Capital mit "A2" ein.Trotz des erhöhten Schuldnerrisikos wurden Bonitätsanleihen in den vergangenen Jahren immer populärer. Das in diese Papiere investierte Volumen beträgt laut dem Deutschen Derivate Verband rund 5,3 Milliarden Euro - 800 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Auch die Börse Stuttgart verzeichnet ein steigendes Interesse. "Unsere Handelsumsätze zeigen, dass Anleger in der momentanen Niedrigzinsphase verstärkt auf Bonitätsanleihen setzen", sagt Michael Görgens, Leiter des Fonds- und Anleihehandels an der Börse Stuttgart. "Wer sich mit den Wahrscheinlichkeiten eines möglichen Kredit- und Emittentenrisikos auseinandergesetzt hat, kann bei Credit Linked Notes von einem Zinsniveau profitieren, das grundsätzlich leicht über den derzeit üblichen Zinsen der jeweiligen Referenzunternehmen liegt", ergänzt er.
Es gibt auch Bonitätsanleihen, die sich auf einen Korb (Basket) mit mehreren Referenzschuldnern beziehen. Hier sind noch höhere Renditen möglich, jedoch ist auch das Ausfallrisiko weit höher. Basieren diese Produkte auf einem sogenannten First-to-Default-Basket, muss nur eine der Firmen im Korb zahlungsunfähig werden, damit alle Zinszahlungen des Produkts entfallen. Die Höhe der Rückzahlung orientiert sich dann - wie bei Bonitätsanleihen mit einem Referenzschuldner - am Marktwert der Anleihe des zahlungsunfähigen Unternehmens und nicht mehr an den übrigen Referenzschuldnern.
Ein Beispiel für solch eine Bonitätsanleihe ist das DZ-Bank-Papier (ISIN: DE000DZ1J2K0) auf ArcelorMittal, die heimische Erste Bank, Fresenius, METRO und HOCHTIEF, das bis September 2020 läuft. Wenn kein Kreditereignis eintritt, zahlt die DZ Bank einen Jahreskupon von vier Prozent. Dadurch, dass die Unternehmen aus verschiedenen Branchen stammen, steigt das Risiko für Investoren.
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