21.09.2015 08:22:48
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VW stoppt Verkauf bestimmter Diesel-Modelle in den USA
Angesichts der Tragweite des Skandals rechnen Aktienhändler am Montag mit starkem Druck auf die VW-Aktien. Erste Indikationen liegen laut Marktteilnehmern bei 150 Euro, nach einem Xetra-Schlusskurs von 162,40 Euro am Freitag.
Die US-Behörden CARB und EPA hatten die Öffentlichkeit in den USA darüber informiert, dass bei Abgastests an Fahr zeugen mit Dieselmotor des Volkswagen-Konzerns Manipulationen festgestellt worden sind und damit gegen amerikanische Umweltgesetze verstoßen worden ist. Eine Software soll bei den Tests dafür gesorgt haben, dass die Motoren die vorgeschriebenen Abgaswerte einhalten. Beim Fahren schrieb die Software die Vorschriften dagegen in den Wind und verbesserte vor allem die Leistung der Autos, so dass die Abgaswerte die vorgeschriebenen Grenzwerte teils um das 40-fache überschritten.
Volkswagen drohen nun gewaltige Strafen - laut Gesetz sind bis zu 18 Milliarden US-Dollar möglich. Ärger droht aber nicht nur dem Unternehmen, auch die Führungsspitze kommt bereits in den Blick. VW-Chef Martin Winterkorn hatte sich im Machtkampf im Sommer mit dem früheren Aufsichtsratschef Ferdinand Piech zwar noch mit Ach und Krach durchgesetzt. Nun werden aber bereits erste Rufe nach seinem Rücktritt laut. Entsprechende Forderungen stellte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer am Montag in der Frankfurter Rundschau.
Winterkorn sah sich bereits bemüßigt, eine öffentliche Entschuldigung für den Skandal abzugeben. "Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben. Wir arbeiten mit den zuständigen Behörden offen und umfassend zusammen, um den Sachverhalt schnell und transparent vollumfänglich zu klären", schrieb der Manager in einer Pressemitteilung. Volkswagen gab dazu auch eine externe Untersuchung in Auftrag.
Neben dem wegfallenden US-Absatz, den Imageproblemen und der drohenden Strafe steht Volkswagen nun auch ein großer Rückruf ins Haus. Von der Manipulation der Abgaswerte sind 482.000 Autos betroffen, die demnächst in die Werkstätten gerufen werden müssen. Neben den VW-Modellen Passat, Jetta, Golf und Beetle der Baujahre 2008 bis heute betrifft dies auch das Kompaktwagenmodell A3 der Premiumtochter Audi. Vorerst dürfen die Besitzer dieser Autos zwar weiterfahren, Volkswagen muss sich aber eine Lösung einfallen lassen, damit die Autos den Abgasstandards künftig genügen. Wenn eine Lösung feststeht, werden die Autos zurückgerufen. Laut Behördenvertretern kann dies bis zu einem Jahr dauern.
Der Skandal kommt zu einer ungünstigen Zeit für Volkswagen. Der Autohersteller hat in den USA ohnehin damit zu kämpfen, auf nennenswerte Verkaufszahlen zu kommen. Die Premiummarke Audi hat es dort zudem schwer, mit den Wettbewerbern BMW und Daimler mitzuhalten. Volkswagen will der weltgrößte Autohersteller sein und muss dazu auch Erfolge auf dem zweitwichtigsten Markt weltweit vorweisen können. Dabei sollten vor allem die Dieselmotoren helfen, die VW in einer Marketingkampagne als leistungsstark und vor allem als sauber beworben hat. Nicht nur Volkswagen, sondern auch der Dieselmotor dürften nun einen Imageverlust erleiden.
Die Erkenntnis, dass der Autohersteller bei den Emissionswerten gemogelt hat, dürfte die Aufholjagd im US-Markt nun gefährden, und auch für den Aktienkurs, der seit März bereits um 30 Prozent gefallen ist, könnte es weiter abwärts gehen, sagen Analysten. Bei diesem Thema gebe es nichts, was man noch positiv sehen könne, "das ist wirklich ernst", sagte Analyst Max Warburton von Bernstein Research. Im besten Fall drohe dem Konzern eine Strafe von mehreren Milliarden Dollar.
Ob es zu einer solchen Strafe kommt, ist aber noch offen. Bekannt ist nur, dass wegen des Verstoßes theoretisch Strafen von 37.500 Dollar je Auto verhängt werden können. Rechnerisch sind deshalb die genannten Strafen von 18 Milliarden Dollar möglich.
Die US-Behörden hatten vor einem Jahr die beiden koreanischen Autohersteller Hyundai und Kia mit einer Strafe von 100 Millionen Dollar belegt. Hinzu kamen Zahlungen von weiteren 200 Millionen Dollar. Die Unternehmen hatten den Benzinverbrauch ihrer Fahrzeuge zu niedrig angegeben und mussten in den Prospekten diese Angaben mehr der Realität annähern.
Warum Volkswagen bei seinen Fahrzeugen die Software zur Manipulation der Abgaswerte einsetzt, blieb zunächst unklar. Experten sagten, die Software könne den Verbrauch der Fahrzeuge senken, blase dadurch aber mehr Stickoxide aus. Eine Sprecherin der US-Behörde EPA bremste aber, es sei für Spekulationen noch zu früh, welche Motivation Volkswagen geritten hat.
Behördenvertreterin Cynthia Giles brachte den Stand der Diskussion auf den Punkt: Die Software sei illegal und eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit. "Diese Verstöße sind sehr ernst. Wir haben Besseres von Volkswagen erwartet".
Ein Volkswagen-Sprecher sagte am Sonntag in Wolfsburg, der Konzern kümmere sich nun um die Untersuchung der Angelegenheit und gebe keine weiteren Kommentare, die über das hinaus gehen, was Volkswagen in seinen Pressemitteilungen bekannt gegeben hat.
Es gibt bereits ein prominentes Beispiel dafür, was mit Unternehmen geschieht, die Umweltvorschriften mit einem Trick zu umgehen versuchen. Ende der 1990er Jahre flogen eine Gruppe von Dieselmotorenherstellern auf, darunter Caterpillar, Detroit Diesel und Cummins. Diese hatten sich 1998 mit den Behörden auf die Zahlung einer Strafe von insgesamt 1 Milliarde Dollar geeinigt, um ähnliche Vorwürfe beizulegen, wie Volkswagen sie nun gemacht werden.
Ins Rollen gebracht wurden die Ermittlungen gegen Volkswagen von einer Gemeinnützigen Organisation, der International Council on Clean Transportation und von Forschern der West Virginia University.
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September 21, 2015 01:52 ET (05:52 GMT)
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