ATX und DAX unter Druck 18.09.2015 12:40:00

Nach Zinsentscheid der US-Notenbank Fed steigt Goldkurs

Der Aktienmarkt ist zum Wochenschluss verunsichert, weil die US-Notenbank die Zinsen wieder nicht erhöht hat und auch keinen klaren Ausblick gab. Der österreichische Leitindex ATX und deutsche DAX gerieten am letzten Handelstag in dieser Woche gehörig unter Druck. Vor allem den DAX hat es kräftig erwischt: Er fiel zeitweise unter die Marke von 9.900 Punkten. Gewinner der Entwicklung ist das Gold. Die Feinunze kostete 1.137 Dollar nach etwa 1.120 Dollar vor der Notenbankentscheidung.

   "Es ist eine Mischung aus Enttäuschung über die Entschlusslosigkeit der Fed, steigendem Euro und dem Verfalltag", sagt ein Händler. Der Euro legt nach der für den US-Dollar ungünstigen Fed-Entscheidung auf über 1,1450 Dollar zu, verglichen mit 1,1330 vor der Zinsentscheidung. Mit dem steigenden Euro verschlechtert sich die Exportsituation von Unternehmen aus den Eurostaaten, weil er deren Produkte für Käufer aus dem Nichtdollarraum teurer macht. Unter den Schlusslichtern im DAX sind denn auch die exportsensitiven Autoaktien. Daimler verlieren und BMW verlieren mehr als drei Prozent. Der europäische Auto-Index führt die Verlierer unter den Branchen an.

   An den Börsen steht neben der Fed der Große Verfalltag im Blick mit dem Verfall aller Optionen und Futures auf Indizes und Einzelaktien mit September-Termin. Händler rechnen daher mit weiter großen Schwankungen. Auch zum Yen verliert der Dollar an Boden. Nach Einschätzung der Commerzbank hat die US-Währung in den kommenden Monaten kein großes Aufwertungspotenzial mehr.

   Laut den Experten von IG wird ein von Fed-Chefin Yellen nicht ausgeschlossener Zinsschritt im Oktober nur mit 19 Prozent eingepreist. "Alle Augen richten sich jetzt auf das Treffen am 15. und 16. Dezember", sagte Chad Moutray, Chefökonom bei der National Association of Manufacturers. "Die allgemeine Meinung ist, dass die Zinsen zum Jahresende steigen werden, wobei der Dezember der wahrscheinlichste Termin ist. Die Fed-Fund-Futures preisen einen Zinsschritt im Dezember derzeit mit 45 Prozent ein. Damit sei eine Zinserhöhung in diesem Jahr alles andere als eine ausgemachte Sache, betont IG.

   Unklar ist, inwieweit die Fed-Begründung für die Beibehaltung ihres faktischen Nullzinsniveaus andere Zentralbanken unter Handlungsdruck setzt. IG sieht nun eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die japanische Notenbank Ende Oktober ihr geldpolitisches Lockerungsprogramm ausweiten wird. Auch bei der EZB könnte Handlungsbedarf entstehen, insbesondere wenn der Euro weiter aufwerten sollte.

   Die US-Notenbank begründete die Entscheidung mit den "globalen Entwicklungen", die die US-Wirtschaft bremsen könnten. Bei den Börsianern schürt dies die Angst, dass die Fed mehr wissen könnte und eine neue ökonomische Krise irgendwo auf der Welt befürchte. Außerdem werde sie schwerer ausrechenbar, wenn Entwicklungen außerhalb der USA geldpolitische Entscheidungen mit beeinflussten. Für die Märkte sei dies negativ.

Dow Jones Newswires

  Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)

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