24.09.2014 09:39:00

Goldman Sachs: Zinserhöhung lieber früher als später

„Wenn die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) beabsichtigt, die Normalisierung der US-Geldpolitik schrittweise anzugehen, sollte sie bald damit beginnen“, sagt Anrew Wilson, CEO für die EMEA-Region bei Goldman Sachs Asset Management.

Die US-Konjunktur zieht nämlich rapide an. Ausgehend von früheren Erfahrungen hätte die Zentralbank vielleicht schon mit der Anhebung der Zinssätze begonnen, gäbe es da nicht die Besorgnis hinsichtlich der langfristigen Folgen der Finanzkrise und einer „Großen Rezession“. Blickt man auf die letzten drei großen geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der Fed zurück, so sind die heutigen Bedingungen in vielerlei Hinsicht vergleichbar und in manchen Bereichen sogar deutlich besser:

Februar 1994: Die Fed beschließt, die Zinsen erstmals seit fünf Jahren anzuheben. Neben anderen nannten die geldpolitischen Entscheidungsträger solide Zuwächse bei Industrieproduktion, Autoabsatz und Auftragseingängen für neue Maschinen und andere Kapitalgüter als ausschlaggebende Faktoren. Heute zeigen sich all diese Größen mehr als erholt von der Rezession: Der annualisierte Kfz-Absatz erreichte jüngst mit 17,5 Mio. seinen höchsten Stand seit 2006 und sowohl die Industrieproduktion als auch die Kapitalgüteraufträge (ohne Luftfahrt- und Rüstungsgüter) liegen deutlich über ihren noch vor der Rezession verzeichneten Höchstständen.

Juni 1999: Weniger als ein Jahr nachdem der Zahlungsausfall Russlands und der Zusammenbruch des Hedgefonds „Long-Term Capital Management“ die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt hatten, begann die Fed, die Zinsen zu erhöhen. Als Grund angeführt wurde die Reduzierung des finanziellen Drucks. Heutzutage sind die finanziellen Bedingungen in den USA so expansiv wie nie zuvor und deutlich entspannter als Mitte 1999.

Juni 2004: Obgleich die Fed der Auffassung war, die zuvor festzustellenden Inflationsanstiege seien auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen, beschloss sie dennoch eine Anhebung der Zinsen. Gründe dafür waren das solide Wirtschaftswachstum und die Verbesserung der Arbeitsmarktsituation. Zum damaligen Zeitpunkt wuchs die Beschäftigung (exklusive des Agrarsektors) um rund 200.000 pro Monat. Im Jahr 2014 betrug das Beschäftigungswachstum im Durchschnitt 215.000 pro Monat. Das Wirtschaftswachstum lag im zweiten Quartal 2004 bei 3,7 %. Im zweiten Quartal 2014 belief sich das Wirtschaftswachstum auf mehr als 4 %. 

Selbstverständlich ist jeder Konjunktur- und Politik-Zyklus anders und der aktuelle Zyklus unterscheidet sich in einigen wichtigen Punkten von vorangegangenen Zyklen. Insbesondere die niedrige Inflation und eine erhöhte Arbeitslosigkeit deuten darauf hin, dass in der Wirtschaft noch eine gewisse Flaute herrscht und die Fed ihre expansive Geldpolitik länger beibehalten kann, als dies in früheren Zyklen der Fall war. Zudem könnten das geringe Wachstum in Europa sowie die jüngsten geopolitischen Unruhen das US-Wachstum bremsen.

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