01.02.2016 14:38:00
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Fidelity-Österreich-Chef erwartet Marktbereinigung am Fondsmarkt
Die Bawag-Fondstochter wurde im Jahr 2014 an den französische Vermögensverwalter Amundi verkauft. Im Jahr 2015 ging die ÖVAG-Fondstochter an die deutsche Union Investment und die Schelhammer-Fondstochter soll bis Mitte 2016 an die GraWe wandern. Die ins Ausland verkauften Fondstöchter könnte in Zukunft ihre Österreich-Engagement deutlich reduzieren, erwartet Lessing.
In Österreich ist Fidelity "nicht speziell" an Zukäufen interessiert, so der Fidelity-Manager. Große Player am Fondsmarkt könnten sich im Vergleich zu mittelgroßen Fondsgesellschaften noch größere Research-Abteilungen leisten, für kleine Spezialisten würde es auch gut laufen.
Fidelity verwaltete Ende Dezember weltweit ein Kundenvermögen (Assets under Management/AuM) von 251,4 Mrd. Euro und hatte ein administriertes Vermögen (Assets under Administration) von 77,2 Mrd. Euro. In Österreich und CEE managt Fidelity rund 2,7 Mrd. Euro (3 Mrd. Dollar).
Das gesamte Fondsvolumen in Österreich lag Ende Dezember 2015 bei 162,7 Mrd. Euro. Der heimische Fondsmarkt hat in den letzten 30 Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht. Im Jahr 1985 lag das Volumen bei 1,5 Mrd. Euro und stieg bis zum Rekordjahr 2006 auf 167 Mrd. Euro, um dann in der Wirtschaftskrise 2008 auf 126 Mrd. Euro abzustürzen. Der österreichische Fondsmarkt sollte eigentlich "viel stärker wachsen", weil die Vorsorgenotwendigkeit durch Pensionsreform und Alterung "weiter deutlich steigen", meinte der Fidelity-Österreich-Chef.
ETFs (passiv verwaltete Indexfonds ) und Ausgabeaufschläge für Fonds sind für Lessing kein Reizthema. "Der ETF-Boom sorgt uns weniger. Der Markt für ETF ist begrenzt." Die ETF-Zertifikate seien schlecht, wenn einzelne Werte im Index stark steigen und andere stark fallen. "Da ist ein aktiv gemanagter Fonds besser." Mit dem Ausgabeaufschlag für den Fonds würde man das Service und die Beratung zahlen. Ein Effekt der Finanzkrise sei aber, dass nun Mischfonds, sogenannte Multi-Asset-Fonds stark gefragt sind, erklärte Lessing. 75 Prozent der verkauften Fonds bei Fidelity in Österreich im Jahr 2015 waren Mischfonds, die nach Risikoklassen gestaffelt sind.
Österreich attestierte der Fidelity-Österreich-Chef "ein kapitalmarktfeindliches Klima". Die Erhöhung der Kapitalertragssteuer (KESt) für Aktien sei kein großes Problem, es sei der Unterton in der Debatte unter dem Motto "Spekulanten bestrafen" gewesen. Fidelity-Fonds sind laut Lessing "kaum in Österreich investiert", wegen der geringen Liquidität der Aktien an der Wiener Börse. Fonds könnten in Österreich nicht ohne größere Kursbewegungen größere Aktienpakete kaufen und verkaufen. Wenn Politiker starke Unternehmen in Österreich haben wollen, dann benötigen sie auch ein starkes Eigenkapital, betonte Lessing. Dieses Kapital werde hierzulande den Firmen aber weder von Privatanlegern, Fondsgesellschaften, oder Versicherungen noch von Pensionskassen ausreichend zur Verfügung gestellt.
(Schluss) cri/ggr
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