Börse Frankfurt-News 13.05.2015 15:50:40

Euro-Stärke auf wackligen Füßen

Am Währungsmarkt haben sich zum Teil die Vorzeichen geändert. Der Euro erholte sich in den vergangenen Wochen spürbar und legte gegenüber vielen Währungen zu. Mit 7,4 Prozent belegt der Verlust des neuseeländischen Dollar zur Gemeinschaftswährung auf Monatssicht einen Spitzenplatz. Derzeit ist er für 1,52 Euro zu haben, zum Jahresbeginn lag der Preis noch bei 2 Euro. Auch im Verhältnis zum US-Dollar steht der 'Kiwi' schlechter da.

Neuseelands Zentralbank behielt ihren Leitzins zwar bei 3,5 Prozent, warnte aber gleichzeitig vor einer zu starken Währung. Damit öffneten die Notenbanker die Tür für Zinssenkungen, wie Christian Apelt von der Helaba erklärt. Einerseits spreche eine niedrige Inflation und ein mäßiges Lohnwachstum für eine expansivere Geldpolitik. Dem entgegen stehe allerdings eine robust wachsende neuseeländische Wirtschaft und ein überhitzender Häusermarkt. Apelt erwartet eine Stabilisierung des neuseeländischen Dollar zum US-Dollar. " Gegenüber dem Euro könnte er mittelfristig nachgeben, zumal die Milchpreise fallen."

US-Zinswende noch offen

Im Vergleich zum US-Dollar hat der Euro knapp 5 Prozent zugelegt. Die Gemeinschaftswährung ist am heutigen Mittwoch für etwas über 1,12 US-Dollar zu haben, vor einem Monat notierte der Euro noch bei 1,06 Dollar. Magere Konjunkturdaten in den USA sind laut Sintje Boie ein Grund für die Dollarschwäche. "Mit einem BIP-Wachstum von lediglich 0,2 Prozent im ersten Quartal wird es schwer, die erhofften 3 Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen", meint die Analystin der HSH Nordbank. Boie geht von besseren Konjunkturzahlen in den verbleibenden Quartalen aus, da die ersten drei Monate vor allem aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse verhagelt worden seien. Dennoch hätten sich Anleger erst einmal von den für Juni erwarteten US-Zinsphantasien verabschiedet. "Aktuell steht der September im Raum, aber auch das Jahresende ist im Gespräch."

Amerikanischer Arbeitsmarkt enttäuscht

Der Aufbau der Beschäftigung in den USA läuft ebenfalls nicht ganz nach Plan. Die auf den ersten Blick annehmbaren Arbeitsmarktdaten halten nach Meinung Folker Hellmeyers von der Bremer Landesbank einen zweiten Blick nicht stand. "Gerade die Revision des Vormonatswerts von 126.000 auf 85.000 neue Beschäftigungsverhältnisse unterstreicht das Risiko, dass sich eine Trendwende am US-Arbeitsmarkt abzeichnet." Der in dieser Woche von der Federal Reserve bekannt gegebene stärkste Rückgang des US-Labor Market Conditions Index seit Juni 2012 untermauere die Sorgen. "Nur einmal ergab sich seit der schweren Rezession der Jahre 2008 und 2009 ein ähnliches Bild."

In die gewünschte Richtung

Im Euroraum würden Stimmen laut, die ein früher als geplantes Ende des Anleihen-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank vorhersagen. "Die Teuerungsrate hat mit 0 Prozent den negativen Bereich verlassen und ist damit nicht wie befürchtet noch tiefer ins Minus gerutscht", begründet Boie. Dadurch erreiche die EZB womöglich schneller ihr Preisziel und schließe unter Umständen die Geldschleusen vor dem bislang angepeilten Ende der Maßnahme im September 2016. Beistand für eine anziehende Inflation liefere der gestiegene Ölpreis.

Endlich Nägel mit Köpfen machen

Mittlerweile bewegt das kleine Griechenland - wirtschaftlich auf einer Stufe mit Hessen - die Weltfinanzmärkte seit sechs Monaten. "Wackelt hier ein Schwanz mit dem Hund", fragt sich Hellmeyer. Im Hintergrund seien längst Vorkehrungen für einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion getroffen. Dennoch reagiere der Devisenmarkt auf jede weitere Verzögerung. Damit spiele man lediglich spekulativen Marktteilnehmern in die Hände. "Es ist höchste Zeit, das Thema Griechenland in Ordnung zu bringen", meint Hellmeyer. Denn nichts sei für die Eurozone schädlicher als eine Fortsetzung dieser unendlichen Geschichte.

Euro nur vorübergehend stark

Aufgrund der Griechenland-Thematik stuft Boie die derzeitige Eurostärke zum US-Dollar als wenig nachhaltig ein. Zudem erwartet die HSH Nordbank im Laufe des Jahres viel versprechende Konjunkturdaten für Nordamerika. "Wir gehen davon aus, dass der Euro gegenüber dem Greenback wieder zurückfällt." Hingegen sieht Apelt mittelfristig eine Festigung beim derzeitigen Euro/US-Dollar Wechselkurs. "Der Dollar ist vergleichsweise teuer, so dass auch die vorsichtige Zinswende wohl kaum noch unterstützt."

Möglicher "Brexit" bestimmt den Kurs

Das britische Pfund wird sich nach der Erholung durch die nun klaren politischen Verhältnisse auf dem erreichten Niveau nach Auffassung von Boie aller Voraussicht nach nicht halten können. In den vergangenen Wochen hat der Euro zum Pfund 1,2 Prozent eingebüßt. "Das geplante Referendum zum Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union wird zunehmend in den Vordergrund rücken." Je näher der bislang für 2017 anvisierte, und aller Wahrscheinlichkeit eher stattfindende Termin rücke, desto mehr werde der Markt auf den unsicheren Ausgang reagieren. "Zudem wird die Bank of England Anfang 2016 vermutlich die Zinswende einläuten." Apelt bezeichnet die derzeitige Pfund-Stärke als überzogen. Die britischen Konjunkturdaten hätten mehrheitlich enttäuscht, das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal nur um 0,3 Prozent.

Franken bleibt beliebt

Der Schweizer Franken wertete gegenüber dem Euro zunächst auf, konnte seine Gewinne aber nicht verteidigen. Aktuell kostet ein Euro rund 1,05 Franken. "Die weitere Entwicklung des Franken wird von der Schweizer Notenbank bestimmt", bemerkt Boie. Sollte der Franken zum Euro weiter aufwerten, rechnet die Analystin mit einem Eingreifen der SNB. Eine Leitzinssenkung oder aber inoffizielle Interventionen am Devisenmarkt böten sich an. "Offiziell wird es aber keine Untergrenze mehr für den Franken geben." Denn ansonsten laufe die Notenbank Gefahr, den Franken gegen ihren Willen wieder stärker als Fluchtwährung zu etablieren. Mittelfristig geht Boie von einer Parität zwischen Franken und Euro aus.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG

Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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