Differenz-Geschäfte |
09.10.2016 09:00:02
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CFDs handeln: Mehr Routine, mehr Einsatz
Erfahrene Anleger prägen inzwischen das Bild bei CFDs. Wer in Contracts for Difference, also Differenzgeschäfte, Geld investiert, hat im Durchschnitt 3,3 Jahre Erfahrung mit diesen Produkten. Die ist auch notwendig. Denn CFDs sind hochspekulativ. Mit ihnen setzen Anleger mit hohen Hebeln auf steigende oder fallende Kurse von Indizes, Aktien, Rohstoffen oder Devisen. Der Hebel entsteht dadurch, dass nur ein kleiner Teil des Kapitaleinsatzes als Sicherheitsleistung hinterlegt werden muss. Riesige Gewinne, aber auch hohe Verluste sind möglich.
Die Investoren-Zusammensetzung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Während noch vor zwei, drei Jahren viele eher unbedarfte Anleger mit CFDs handelten, sind es nun vorwiegend erfahrene Trader. Das ergibt die neueste Untersuchung des australischen Research-Instituts Investment Trends, die größte Studie in diesem Segment. Sie beleuchtet jährlich den CFD-Markt weltweit, indem sie Anleger nach ihrem Handelsverhalten befragt. Aus dem Feedback der Kunden wird für mehrere Staaten eine Studie erstellt, die Aufschluss über Entwicklungen und Trends im CFD-Bereich gibt. In Deutschland wurden 8.500 Anleger befragt, die mit CFDs traden, es beabsichtigen oder früher damit handelten.
50.000 aktive Trader
Ergebnis: Aus dem Pionierstadium ist der deutsche Markt heraus. 57 Prozent des Handelsvolumens werden inzwischen von Anlegern generiert, die mindestens fünf Jahre Anlageerfahrung mit CFDs haben.
Ein Viertel des Volumens kommt von Spekulanten, die zwischen drei und fünf Jahren handeln. Im globalen Vergleich ist Deutschland für die Branche ein wichtiger Markt. 50.000 aktive Trader gibt es hierzulande. Das sind 3.000 mehr als vor einem Jahr.
Nur im Mutterland dieser Produkte, in Großbritannien, ist die Zahl der Trader mit 81.000 noch höher. Zum Vergleich: Der deutsche Markt ist größer als der spanische und französische zusammen. Er ist für die CFD-Broker zusätzlich attraktiv, weil er zusammen mit Singapur mit sechs Prozent jährlich derzeit die höchste Wachstumsrate aufweist. Bis Mitte 2017 können sich weitere 13.000 Trader vorstellen, mit dem CFD-Handel zu starten.
Aggressive Werbung
Neben der Zunahme der Volatilität, die die Gewinnchancen erhöht, ist die steigende Bekanntheit dieser Anlageform für das Wachstum verantwortlich. Hinzu kommt die aggressive Werbung einiger Broker wie Plus 500 und GKFX. Diese beiden kleineren Anbieter konnten ein Viertel der Neukunden für sich gewinnen. Die Anleger mit mehr Expertise sind dagegen eher bei den Marktführern CMC Markets und IG, die 16 und neun Prozent Marktanteil haben, bezogen auf Kunden, die ihr Hauptkonto dort haben. Viele Anleger haben Konten bei mehreren Brokern, da sie dadurch bei einem Plattformabsturz eine Ausweichmöglichkeit haben oder dort ein erweitertes Produktangebot finden.
Die Branchenführer profitieren davon, dass Trader mit zunehmender Erfahrung mit höheren Positionsgrößen handeln. Wer nicht mehr als maximal ein Jahr dabei ist, hat eine Positionsgröße inklusive Fremdkapitalanteil von 8.200 Euro. Bei denen, die zwischen drei und fünf Jahren Expertise besitzen, sind es schon 11.600 Euro und bei mehr als fünf Jahren sogar 53.000 Euro.
Insgesamt haben die Trader an den Tools, dem Angebot und dem Service der Broker wenig auszusetzen. Die Zufriedenheit ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 90 Prozent der Anleger sind inzwischen der Meinung, dass ihr Broker "gut" oder "sehr gut" ist. In den vergangenen zwölf Monaten wurden vor allem die Zahl der Basiswerte, die Plattform, die Rabatte und das Positionsreporting höherwertiger. Verbesserungsbedarf bei Lehrmaterialien und -tools sowie Webinaren und Seminaren sehen dagegen noch 20 Prozent der Investoren.
Das ist aber nicht der Grund dafür, dass immerhin 10.000 Trader im vergangenen Jahr ihren Anbieter gewechselt haben. Vor allem hohe Gebühren, Spreads und Finanzierungskosten waren dafür verantwortlich. Aber auch die Stabilität und Zuverlässigkeit der Handelsplattform oder schlechter Service führten zu Kündigungen. Jedoch nimmt die Zahl der Wechsler seit 2014 kontinuierlich ab, während sie die Jahre zuvor stetig gestiegen war. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass die Leistungen der Anbieter besser geworden sind.
Beim Mobil-Trading hintendran
Auch über Smartphone sind diese inzwischen von den Investoren nutzbar. 69 Prozent der Trader verwenden Smartphones oder Tablets zum Handeln. Damit ist Deutschland im weltweiten Vergleich von Investment Trends aber das Schlusslicht bei den untersuchten Ländern. In Singapur sind es zum Beispiel 90 Prozent, in Spanien 83 Prozent und in Großbritannien 79 Prozent.
Die Ursache dafür könnte demografisch bedingt sein. Zählt Deutschland doch zu den Staaten, in denen CFD-Fans mit am ältesten sind. Das Durchschnittsalter ist 46 Jahre, in Singapur ist es dagegen nur 41 und in Spanien 43.
In den kommenden Jahren könnte die Finanzaufsicht Bafin CFDs stärker regulieren. Das würde sich dann wahrscheinlich vor allem in einer Begrenzung von hohen Hebeln und der Nachschusspflicht äußern. Die Folge wäre wohl, dass sich einige Anbieter, deren Geschäftsmodell in starkem Maße auf hohen Hebeln beruht, aus dem Markt verabschieden müssten. "Das wahre Problem von CFDs ist aber nicht das Risiko, sondern irreführende Werbung und hohe Renditeversprechungen einiger Anbieter", meint Craig Inglis, Deutschland-Chef beim CFD-Anbieter CMC Markets.
Für jene, die weiterhin Produktanbieter bleiben, erwartet Vikeshkumar Purohit, Leiter Deutschland beim Broker ActivTrades, dagegen folgendes Zukunftsszenario: "Der Service im deutschen CFD-Markt wird sich künftig weiter verbessern ebenso wie die Aus- und Weiterbildung. Die Broker werden mit Seminaren und Webinaren noch mehr Aufklärungsarbeit leisten, damit Anleger das volle Spektrum der Handelsstrategien erlernen und gezielt nutzen können", prognostiziert der Profi.
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