Das Zinstief in der Eurozone hat enorme Auswirkungen auf die Staatsanleihen der Euroländer. Ein Viertel aller staatlichen Schuldpapiere im Euroraum habe mittlerweile eine negative Gesamtrendite, sagte die Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA), Martha Oberndorfer, am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dennoch zahlen Länder wie Griechenland hohe Zinsen.

Dafür ist die Schuldenaufnahme für Länder mit guter Bonität wie Deutschland und Österreich so günstig wie nie. Zuletzt habe sich auch der Zinsabstand Österreichs zu Deutschland reduziert. Gerechnet auf Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren beträgt der Unterschied laut Oberndorfer nur noch 15 Basispunkte, ein Rückgang um die Hälfte. Wegen der niedrigen Zinsen sind aber die Kurse der Anleihen gestiegen, wodurch in der Vergangenheit aus Investorensicht trotzdem ein guter Ertrag möglich war.

Anders sieht es im Süden der Eurozone aus. Vor allem in Griechenland sind im Vorfeld der Parlamentswahl am 25. Jänner die Renditen wieder auf bis zu 9,5 Prozent bei zehnjährigen Papieren angestiegen. Wenn Athen also neue Anleihen begibt, muss es dafür höhere Zinsen wieder zahlen. Österreich wird heuer am Kapitalmarkt 22 bis 24 Mrd. Euro aufnehmen, ein Bruchteil im Vergleich mit der gesamten Eurozone. Hier wird für 2015 ein Emissionsvolumen von 900 Mrd. Euro erwartet.

"Es ist viel Nachfrage da und auch sehr viel Liquidität im Markt", schilderte die Schatzmeisterin der Republik Österreich. Es gebe auch viele Investoren mit hohen Bonitätsanforderungen, die in als sicher geltenden Anleihen mit Top-Rating investieren müssten. An Österreich, das bei zwei der drei großen US-Ratingagenturen die beste Bonitätsnote "Triple A" hat, würden die Analysten das hohe Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, die niedrige Arbeitslosigkeit sowie die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft schätzen, so Oberndorfer.

Oberndorfer sieht die ÖBFA "gut gerüstet, egal was der Markt macht". Jetzt gleich zu Beginn des Jahres die geplanten 22 bis 24 Mrd. Euro aufzunehmen, weil die Zinsen so niedrig sind, kommt für die Finanzmanagerin aber nicht infrage. Das wäre Spekulation, sagt sie. Nämlich darauf, dass die Zinsen im Laufe das Jahres steigen würden.

Wegen des Zinstiefs gibt es einen Trend zu länger laufenden Anleihen. Jene mit einer Laufzeit von 7 bis 10 Jahren würden von Investoren derzeit besonders stark nachgefragt. Bei österreichischen Papieren, die bis 2019 laufen, gibt es am Markt aktuell negative Renditen, so Oberndorfer. Am Geldmarkt werden kurzfristige sogenannte "treasury bills" sogar mit Negativzinsen begeben. Bei Anleihen sei eine Ausgabe mit negativem Kupon rechtlich nicht möglich, da es sich um ein Forderungspapier handle, erklärte Oberndorfer. Dass Österreich angesichts des Rekordtiefs bei Zinsen mit Schulden Geld verdienen könnte, will man bei der ÖBFA nicht hören. Man gebe stattdessen Schuldtitel mit längerer Laufzeit aus, die für Investoren attraktiver seien.

Seit 2012 hat Österreich auch eine 50 Jahre laufende Anleihe am Markt; solch lange Laufzeiten seien aber die Ausnahme. Theoretisch könnte die ÖBFA Papiere mit einer Laufzeit von 70 Jahren auflegen. Das sei aber kein Thema, so Oberndorfer, die die Nachfrage dafür als gering einschätzt. Die für Privatanleger gedachten Bundesschätze werfen bei Laufzeiten von einem Monat aktuell gar keine Zinsen mehr ab. Negativzinsen auf Bundesschätze schloss Oberndorfer heute aus. Die Nachfrage sei aber zurückgegangen.

Österreich hatte mit Stand Ende September 2014 laut Statistik Austria 264 Mrd. Euro Schulden, davon werden 196 Mrd. Euro von der ÖBFA verwaltet. Das seien 86 Prozent der Schulden des Bundes und 74 Prozent des Sektor Staat, so Oberndorfer.

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