Staatsanleihen-Ausverkauf |
16.10.2014 15:14:48
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Angeschlagene Euroländer leiden besonders unter Mini-Crash
Am schlimmsten trifft es derzeit Griechenland. Hier herrscht schon seit Tagen ein massiver Ausverkauf bei Staatsanleihen im freien Handel, während die Renditen für Griechen-Anleihen nach oben schießen. Am Donnerstagmittag kletterte die Rendite für 10-jährige Papiere um 1,15 Prozentpunkte auf 8,76 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Januar. Auch an der Börse in Athen zeigen sich seit Tagen starke Kursverluste.
SONDERROLLE GRIECHENLANDS
Allerdings nimmt Griechenland eine Sonderrolle ein: Die Regierung in Athen hatte zuletzt ein vorzeitiges Ende des Hilfsprogramms signalisiert und damit ein Ende der Kontrolle durch internationale Geldgeber wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) angedeutet.
Aber auch die Anleihen aus Italien, Spanien, Portugal leiden derzeit massiv, während im Gegenzug die Renditen kräftig ansteigen. "Entweder wir überstehen diese Phase gemeinsam, oder die gegenwärtige Krise, die an den internationalen Märkten dramatisch wiederkehrt, wird keine Gewinner übrig lassen", warnte der italienische Regierungschef Matteo Renzi am Rande eines euro-asiatischen Gipfels in Mailand. Gegen Mittag stieg die Rendite für 10-jährige Italien-Anleihen um 0,30 Prozentpunkte auf 2,72 Prozent. Zeitgleich musste die Börse in Mailand ebenfalls starke Verluste einstecken.
AUSVERKAUF AUCH IN SPANIEN, ITALIEN UND PORTUGAL
Ähnlich hart traf es spanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Hier stieg die Rendite ebenfalls um 0,30 Prozentpunkte auf 2,40 Prozent. Ein Stück weit schlimmer sah es bei Staatsanleihen aus Portugal aus. Hier sprang die Zahnjahresrendite um 0,42 Prozentpunkte nach oben auf 3,69 Prozent.
Der Ausverkauf machte auch vor französischen Papieren nicht halt. Hier kletterte die Rendite der Zehnjährigen um 0,08 Prozentpunkte auf 1,21 Prozent. Frankreich hatte sich zuletzt zu den Sorgenkindern der Eurozone hinzugesellt. Längst angemahnte Strukturreformen werden nur schleppend umgesetzt. Außerdem kommt die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft nicht in Schwung.
BUNDESANLEIHEN PROFITIEREN ALS 'SICHERER HAFEN'
Ganz anders die Lage bei deutschen Staatsanleihen: Trotz der jüngsten Diskussion über ein Abflauen der deutschen Wirtschaft stehen Bundesanleihen als "sicherer Hafen" in unsicheren Börsenzeiten unverändert hoch im Kurs. Die Folge: Während an den Finanzmärkten Ausverkauf herrscht, erreichte der für den deutschen Anleihemarkt richtungsweisende Bund-Future zur Wochenmitte ein Rekordhoch bei 152,49 Punkten. Im freien Handel lag die Rendite für Bundesanleihen mit 0,71 Prozent so niedrig wie nie zuvor.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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