Erstmals nach Rettung |
09.04.2014 15:08:30
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Griechenland will an Kapitalmarkt zurück
Aus dem Kreis der Konsortialbanken verlautet derweil, dass die Emission ein Mindestvolumen von 500 Million Euro umfassen soll. Informierte Kreise beziffern den Platzierungsumfang auf bis zu 2,5 Milliarden Euro. Die Rendite soll zwischen 5,25 und 5,50 Prozent liegen. Den informierten Personen zufolge soll die Laufzeit bei fünf Jahren liegen.
Die Rückkehr an den Kapitalmarkt gilt als Meilenstein der finanziellen Rehabilitierung Griechenlands, nachdem das schuldenüberfrachtete Land im Zuge der Euro-Schuldenkrise vom Kapitalmarkt de facto verbannt war und Zuflucht unter zwei Rettungsschirmen suchen musste. Zudem bekam Athen in einer in diesem Umfang noch nie dagewesenen Größenordnung noch 200 Milliarden Euro an Schulden von seinen Gläubigern erlassen, um einen kompletten finanziellen Kollaps und mutmaßlich auch den Zusammenbruch des Euro zu verhindern.
Rückenwind bekommt Griechenland von der derzeit boomenden Nachfrage nach höher verzinsten Anleihen vor dem Hintergrund der rekordniedrigen Zinsen in vielen Teilen der Welt. Zudem haben die Sorgen bezüglich der Euro-Schuldenkrise in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen, so dass sich viele Investoren wieder an riskantere Papiere herantrauen, um die sie vorher einen weiten Bogen gemacht hatten.
Der geplante Verkauf der Anleihen kommt zu einer Zeit, da der Renditeabstand der bei rund 3,2 Prozent liegenden italienischen und spanischen Anleihen zu den US-Treasuries auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gesunken ist. Die zehnjährigen US-Treasuries werfen eine Rendite von 2,7 Prozent ab, deutschen Bundesanleihen liegen bei knapp 1,6 Prozent. Mit 6,1 Prozent befinden sich auch die Zehnjahresrenditen Griechenlands auf dem niedrigsten Niveau seit vier Jahren. Zum Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise lagen sie bei über 37 Prozent.
Die Rentenmarktexperten der ING Bank rechnen damit, dass der Renditeaufschlag der im Raum stehenden Anleihe rund 480 Punkte zu deutschen Anleihen mit gleicher Laufzeit betragen dürfte. "Geht man von den aktuellen Marktniveaus aus, läuft es auf eine Rendite von 5,45 Prozent hinaus", sagt ING-Experte Alessandro Giansanti.
Bei allem Optimismus gibt es aber auch warnende Stimmen: "Das bedeutet nicht, dass Griechenland damit über den Berg ist. Es ist aber ein wichtiger Meilenstein für ein Land, das jahrelang unter der Beobachtung von EU und IWF stand", betont Volkswirt Timo del Carpio von RBC Capital Markets.
Was auf den ersten Blick nur zwei Jahre nach dem Schuldenschnitt nach einer sehr schnellen Rückkehr an den Markt aussieht, bewegt sich unterdessen nach Erkenntnissen der Citigroup im historisch betrachtet üblichen Rahmen. Demnach gibt es eine Tendenz, dass die Auswirkungen von Schuldenrestrukturierungen auf die Risikoprämien nach zwei Jahren verschwinden.
Gleichwohl weise der Fall Griechenland besondere Merkmale auf. Der öffentliche Schuldenstand sei jetzt, nach dem mutmaßlichen Ende der Krise, höher als zuvor. Ende 2013 habe die Quote zum BIP 177 Prozent betragen, im vierten Quartal 2011 seien es lediglich 156,9 Prozent gewesen. Ein weiterer Unterschied sei, dass das BIP-Wachstum Griechenlands immer noch negativ sei, wenngleich das Land auf dem Weg der Besserung sei. Die hohe Schuldenstandsquote dürfte sich gleichwohl in den kommenden Jahren kaum signifikant verringern, es sei denn, man unterstelle ein extrem positives BIP-Wachstum im Griechenland in der kommenden Dekade.
Immerhin hat Griechenland mit Hilfe externer Unterstützung und aggressiver fiskalischer Maßnahmen im vergangenen Jahr einen Primärüberschuss erzielt, der sogar etwas höher ausfiel als erwartet. Noch wichtiger sei aber der ebenfalls erzielte hohe strukturelle, also um Konjunkturschwankungen bereinigte, Primärüberschuss.
Die Frage ist nun, wie Griechenland die Finanzlücke ausfüllen wird, die sich bis 2016 auftut. Die Credit Suisse veranschlagt diese auf deutlich unter 20 Milliarden Euro. Eine Möglichkeit, die sich sicherlich anbiete sei die Ausgabe von Anleihen - zumal angesichts der inzwischen dramatisch verbesserten Stimmung für Anleihen aus den Peripheriestaaten. So haben andere ehemalige Problemländer wie Irland und Portugal, die ebenfalls internationale Hilfe hatten in Anspruch nehmen müssen, inzwischen wieder die Rückkehr an den Kapitalmarkt gefunden.
Die Risiken für die Käufer griechischer Anleihen schätzt die Citigroup dessen ungeachtet als niedrig ein. Voraussetzung sei, dass sich Griechenland weiter kooperativ zeige was die Forderungen der internationalen Geldgeber angehe, allen voran der Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank. Das Hauptrisiko, das bleibe, sei somit ein rein politisches.
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