Erfolg der Krisenländer 23.05.2014 07:40:32

Ratingagenturen stufen Spanien und Griechenland hoch

Standard & Poor's und Fitch hoben am Morgen die Ratings von Spanien und Griechenland an, nachdem die Zinsen beider Länder zuvor bereits seit geraumer Zeit gesunken waren. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte am Vortag vor Rückschlägen bei Peripherieanleihen gewarnt. Seiner Ansicht nach sind die Anleiherenditen mancher Länder den noch zu leistenden Reformen vorausgelaufen.

   Nach Mitteilung von S&P wurde die Bonitätsnote für langfristige Verbindlichkeiten Spaniens von BBB- auf BBB angehoben. S&P begründete den Schritt mit den Arbeitsmarkt- und Strukturreformen des Landes. S&P hob zudem die Prognose für das durchschnittliche Wirtschaftswachstum in den Jahren 2014 bis 2016 von 1,2 auf 1,6 Prozent an, was positive Implikationen für die unterstellte Fähigkeit zu Haushaltskonsolidierung und Schuldenabbau hat.

   Investoren sind schon seit längerem der Meinung, dass spanische Papiere mehr Vertrauen verdienen. Seit Oktober 2010, als S&P die Bonität des Landes mit BBB- festsetzte, ist die Rendite zehnjähriger Papiere von 5,7 auf zuletzt 3,0 Prozent gesunken. Bei einer Auktion neuer zehnjähriger Schuldtitel sank die Maximalrendite am Donnerstag sogar auf 2,988 Prozent.

   Spanien hat in den vergangenen Jahren den Arbeitsmarkt reformiert und seine Lohnstückkosten deutlich senken können. Dadurch konnte das Land Weltmarktanteile gewinnen und zum steigenden Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone beitragen. Gleichwohl, und darauf wies auch S&P hin, bleibt die Verschuldung weiterhin hoch, was die Binnennachfrage nachhaltig dämpfen dürfte.

   Die Ratingagentur Fitch sieht Fortschritte in Griechenland und hat ihre Bonitätsbewertung für das Euro-Krisenland entsprechend erhöht. Fitch stufte das Rating auf B von zuvor B- hoch. Als Begründung nannte Fitch vor allem den Primärüberschuss, den Griechenland 2013 erzielt hat. Abzüglich der hohen Kosten für Bankenrettung und Kapitaldienst nahm der griechische Staat mehr ein, als er ausgab.

   Das war ein zentrales Ziel des Rettungsprogramms von EU und Internationalem Währungsfonds. Ferner habe Griechenland über die vergangenen vier Jahre beachtliche Fortschritte bei der Reduzierung des Haushaltsdefizits gemacht. Von wirtschaftlichen Erfolgen wie Spanien ist Griechenland allerdings noch ein gutes Stück entfernt.

   Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte sich am Vorabend kritisch zu den starken Kursgewinnen von Peripherieanleihen geäußert. "Durch die in den vergangenen Monaten deutlich gesunkenen Langfristzinsen einiger Euro-Staaten sinken auch deren Finanzierungskosten. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Marktbewertung den Anpassungsprozessen vorausläuft", sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext.

   Die derzeitigen längerfristigen Renditen einiger europäischer Staaten schienen "die notwendigen Anpassungserfolge gewissermaßen vorwegzunehmen", merkte Weidmann an und warnte: "Dadurch entsteht ein hohes Rückschlagpotenzial."

   Der Rückgang der Zinsen, die südeuropäische Länder für neue Staatsanleihen zahlen müssen, ist ein Bestandteil der insgesamt sinkenden Risikowahrnehmung im Euroraum. Eingeleitet wurde diese Entspannung von EZB-Präsident Mario Draghi, der im Juni 2012 versprochen hatte, dass die EZB alles Notwendige von ihrem Mandat Gedeckte tun werde, um den Euro zu erhalten.

   Konkretisiert wurde dieses allgemeine Versprechen später durch die Zusage des EZB-Rats, im Notfall unbegrenzt Staatsanleihen von Staaten zu kaufen, deren Zinsen aus Sicht der EZB deshalb überhöht sind, weil die Märkte mit ihrem ungewollten Ausscheiden aus dem Euro rechnen. Weidmann stimmte gegen diese Zusage zu Outright Monetary Transactions (OMT). Er vertritt die Meinung, dass die EZB nicht alle Vorbedingungen für die Bewahrung der Preisstabilität oder des Euro selbst herstellen kann.

   Der Bundesbank-Präsident hat nach dem OMT-Versprechen wiederholt davor gewarnt, dass dieses Programm falsche Anreize setze und Regierungen von notwendigen Reformen abhalten könne. Nachdem das OMT die von Draghi beabsichtigte Wirkung entfaltet hat, sagte Weidmann: "Umso wichtiger ist es, dass die Politik nun dafür sorgt, dass die notwendigen Fortschritte auch tatsächlich erreicht werden. Gewisse Zweifel an der Entschlossenheit sind da durchaus angebracht."

   Mitarbeit: Emese Bartha und Steffen Gosenheimer.

   DJG/hab/mgo

   Dow Jones Newswires

Von Hans Bentzien und Matthias Goldschmidt

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