Aktuell werfen zehnjährige Staatsanleihen aus Spanien und Italien rund 3,2 Prozent Rendite pro Jahr ab. Bei US-Anleihen erhalten Investoren derzeit 2,7 Prozent. Die im Ruf absoluter Sicherheit stehenden deutschen Bundesanleihen mit entsprechender Laufzeit rentieren mit 1,57 Prozent. Marktbeobachter sprechen von einer bemerkenswerten Entwicklung, warnen aber vor der vorschnellen Schlussfolgerung, die Eurokrise könnte ausgestanden sein. Die Konjunktur der Eurozone verlaufe eher holprig und auch das Wachstum falle mau aus. Daher seien die Renditen zu schnell gepurzelt.
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hat daher seine Positionen am spanischen und italienischen Rentenmarkt im ersten Quartal deutlich heruntergefahren. Für Rentenmanager Rick Rieder sind die Renditen auf ein unattraktives Niveau gefallen. Blackrock hat zwischen Januar und März innerhalb der Eurozone in Schuldpapiere Portugals und Sloweniens umgeschichtet.
Gleichwohl spricht die Renditeentwicklung eine eindeutige Sprache, vergleicht man das aktuelle Niveau mit jenem vor zwei Jahren - dem Höhepunkt der Eurokrise, als der Fortbestand der Gemeinschaftswährung von nicht wenigen Marktteilnehmern ernsthaft in Zweifel gezogen worden war.
Spanische Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten im Juli 2012 mit 7,64 Prozent. Die Rendite italienischer Pendants erreichte im November 2011 mit 7,41 Prozent ihren Höhepunkt - befeuert von innenpolitischen Querelen in Rom. Zum Vergleich: US-Anleihen brachten es im November 2011 und im Juli 2012 auf eine Rendite von knapp unter 2 bzw. unter 1,5 Prozent. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentierten parallel knapp unter 1,8 bzw. unter 1,2 Prozent.
Auch die Entwicklung in Griechenland spricht eine eindeutige Sprache. Mit 6,1 Prozent befinden sich auch deren Zehnjahresrenditen auf dem niedrigsten Niveau seit vier Jahren. Zum Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise lagen sie bei über 37 Prozent.
Dass sich Anleger um italienische und spanische Staatsanleihen reißen, ist in erster Linie der Europäischen Zentralbank geschuldet. Denn diese hat klar zu verstehen gegeben, dass die Leitzinsen bis auf Weiteres im Keller bleiben werden. Außerdem gilt noch immer das Versprechen von EZB-Präsident Mario Draghi aus dem Juli 2012, alles zu tun, um den Euro zu retten.
"Die Rentenmärkte in Spanien und Italien haben einen schlimmen Trend gegen einen vorzeigbaren eingetauscht", sagt Rentenstratege Robert Tipp von Prudential Financial. Er räumt ein, dass seine Firma 2012 am italienischen und spanischen Rentenmarkt ordentlich zugeschlagen hat. Seitdem seien die Positionen weitgehend unverändert geblieben. Rentenverwalter Mark Dowding von BlueBay Asset Management hat dagegen im ersten Quartal des laufenden Jahres bei spanischen und italienischen Schuldtiteln zugekauft. Damit sei die Übergewichtung der entsprechenden Papiere verfestigt worden. "Viele Anleger, die zwei Jahre lang einen Bogen um diese Märkte machten, kommen zurück", sagt Dowding.
In den USA bereitet sich der Markt dagegen auf steigende Zinsen vor. Die US-Notenbank lässt die Märkte zwar im Unklaren, wann die erste Zinsanhebung 2015 kommen wird. Dass sie 2015 kommen wird, ist jedoch unumstritten. Die Aussicht auf steigende Zinsen lässt die Rentenkurse fallen und beflügelt stattdessen die Renditen. So nähern sich selbige aus Italien, Spanien und den USA immer weiter an. Während die US-Renditen steigen, sinken jene aus der Euro-Peripherie.
Zur Attraktivität der Rentenpapiere aus den Randlagen der Eurozone trägt auch der feste Euro bei. Dieser hat in den vergangenen zwei Jahren kräftig aufgewertet. Veräußern Anleger aus dem Dollarraum in Euro denominierte Vermögenswerte, können sie zusätzlich auf Währungsgewinne hoffen.
DJG/WSJ/flf Dow Jones Newswires
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