Win-win-Situation |
04.03.2020 19:52:00
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Hedgefonds kaufte mehrere Millionen Tesla-Aktien - aber nicht wegen E-Autos
• Renaissance trifft Kaufentscheidungen anhand komplexer Algorithmen
• Tesla hat Großinvestor, der sich nicht um Kritikpunkte anderer kümmert
Bevor es für die Tesla-Aktie ab Ende 2019 ordentlich aufwärts ging, kaufte James Simons' Hedgefonds-Unternehmen Renaissance Technologies im vierten Quartal vergangenen Jahres rund 3,4 Millionen Anteilsscheine des Elektroautoherstellers.
Einer der größten Tesla-Anteilseigner
Der Zukauf der Aktien geht aus Papieren der SEC, der US-Börsenaufsicht, hervor. Damit hat der Investor innerhalb eines Vierteljahres seinen Anteil an Tesla auf mehr als zwei Prozent aufgestockt. Der Hedgefonds gehört, Ende letzten Jahres, mit fast vier Millionen Tesla-Aktien zu den größten Investoren des Unternehmens und gleichzeitig stellt die Tesla-Beteiligung das zweitgrößte Investment bei Renaissance Technologies dar.
Warum die Wahl auf Tesla fiel? Bei Renaissance werden die Entscheidungen aufgrund von Ergebnissen, die Computer anhand komplexer Algorithmen errechnen, getroffen. Das Unternehmen setzt damit auf sogenannte Quant-Investments. Was dabei genau berechnet wird, bleibt allerdings ein Geheimnis.
Lohnenswertes Konzept
Simons, Mathematiker und heute Multimilliardär, der das Unternehmen in den 80ern gegründet hat, konnte, wie Bloomberg berichtet, mit Renaissance seit 1988 vor Abzug der Gebühren Renditen von rund 70 Prozent erwirtschaften. Nur in einem Jahr habe das Unternehmen nach Steuern einen Verlust geschrieben. Ein neues Buch über Simons betitelte Autor Gregory Zuckerman daher "Der Mann, der die Märkte geknackt hat".
Doch wie knackt Simons bzw. die Hedgefonds-Firma den Markt? Bloomberg berichtet in diesem Zusammenhang von der statistischen Arbitrage, die der Ansatz sein soll, den Renaissance verfolgt. Diese Anlagestrategie ist eine marktneutrale Strategie, die nicht von der aktuellen Nachrichtenlage, politischen oder anderen Faktoren abhängig ist. Es besteht eine geringe Korrelation mit aktuellen Marktbedingungen und so soll unabhängig davon, wie sich die Märkte oder bestimmte Indizes entwickeln, eine Kapitalrendite erwirtschaftet werden.
"Die statistische Arbitrage zielt darauf ab, kleine Preisunterschiede zwischen zwei verbundenen Wertpapieren zu erfassen und gleichzeitig gegen allgemeine Marktbewegungen abgesichert zu bleiben", beschreibt Bloomberg das Prinzip. So könne man als Beispiel General Motors und Ford oder Visa und MasterCard heranziehen. Diese Aktienpaare sollten sich überwiegend ähnlich entwickeln, könnten aber aufgrund bestimmter Nachrichten oder der Entwicklung von Angebot und Nachfrage zeitweise vom gemeinsamen Kurs abweichen. Wer dann auf eine bestimmte Entwicklung wette, könne, wenn er es richtig anstelle, wenn sich die Lücke wieder schließt, damit Geld verdienen. Doch "moderne statistische Arbitrage-Systeme sind weitaus komplexer, umfassen häufig tausende von Trades pro Tag und verwenden eine Vielzahl von Daten, um Preise vorherzusagen", erklärt Bloomberg.
Win-win-Situation
Tesla kann sich über Investoren wie Renaissance freuen, da der Hedgefonds seine Beteiligungen anhand der unbekannten Algorithmen auswählt und keine Überlegungen zur wirtschaftlichen Lage und zu den Zukunftsaussichten eines möglichen Investments anstellt. In der Vergangenheit sah sich Tesla häufig mit Kritik konfrontiert und auch die Aktie gehört zu einer der am häufigsten geshorteten an den US-Handelsplätzen. Mit Q4 2019 konnte Tesla jedoch das zweite Quartal in Folge mit schwarzen Zahlen beenden und übertraf beim Gewinn die Erwartungen. Auch die Auslieferungszahlen will das Unternehmen 2020 auf 500.000 Autos steigern. Am Aktienmarkt spiegelt sich die positive Entwicklung ebenfalls wider: Die Tesla-Aktie konnte allein seit Jahresanfang ein kräftiges Plus von mehr als 85 Prozent auf zuletzt 799,91 US-Dollar verzeichnen (Stand: 25. Februar 2020) und knackte zwischenzeitlich sogar die 900-Dollar-Marke. Ob diese enorme Euphorie gerechtfertigt ist, sei dahingestellt.
Vom Renaissance Technologies-Investment scheinen also beide Unternehmen bisher profitiert zu haben: Tesla hat einen Investor, der sich um die Dinge, die andere Investoren und Analysten kritisieren, nicht kümmert und das Hedgefonds-Unternehmen hat genau zum richtigen Zeitpunkt seine Beteiligung aufgestockt, um von der starken Performance der Tesla-Aktie zu profitieren.
Redaktion finanzen.at
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